Zeitmaschine für Feuchtigkeitsdiagnosen

Obwohl manchmal eine Probenahme notwendig sein kann, um Ursache und Ausmaß von Feuchtigkeitsproblemen in Gebäuden zu ermitteln, gibt es verschiedene Instrumente, die bei der Erstdiagnose vor Ort helfen. Dazu gehören Feuchtigkeitsmesser, Oberflächenthermometer, Hygrometer und Datenlogger.

Auch die Experten von Brick Tie Preservation im britischen Yorkshire nutzen solche Instrumente regelmäßig bei ihrer täglichen Arbeit. Zusätzlich verfügt das Unternehmen über ein eigenes Salzanalyse- und Gravimetrie-Testlabor zur Untersuchung von Mauerwerksproben. Weshalb hat es sich also – trotz diverser anderer verfügbarer Möglichkeiten – für die zusätzliche Anschaffung von Wärmebildinstrumenten entschieden?

Die Antwort lautet, dass sich damit sofort das Gesamtbild des jeweiligen Feuchtigkeitsproblems unter Berücksichtigung aller verborgenen Merkmale und Defek­te erkennen lässt. Diese werden auf dem zugehörigen Wärmebild durch Unterschiede bei der Wärmeübertragung und -dämmung sichtbar. Bryan Hindle, Geschäftsführer von Brick Tie Preservation, vergleicht seine Wärmebildkamera gern mit einer Zeitmaschine, die ihm dabei helfen kann, die Geschichte eines Gebäudes sichtbar zu machen.

Seminare fördern Verständnis

„Obwohl die Thermografie kein Buch mit sieben Siegeln ist, sollte man trotzdem ein gewisses Verständnis für ihre Funktionsweise mitbringen und wissen, welche Faktoren die Messinstrumente und deren Ergebnisse beeinflussen können“, erklärt Bryan Hindle. „Ich denke, dass ein Level-1-Thermografiezertifikat die ideale Voraussetzung für jeden ist, der zum ersten Mal in diesem Bereich arbeiten will. Ohne dieses Seminar wäre es mir jedenfalls nicht in den Sinn gekommen, eine IR-Kamera für professionelle Aufträge zu nutzen.“

Wie man die geeignete Wärmebildkamera findet

Anschließend ging es darum, die am besten geeignete Wärmebildkamera für die typischen Anforderungen des Unternehmens zu finden. Durch seine Vorkenntnis­se aus dem Seminar wusste Bryan Hindle bereits, dass er hier mit einem Einsteigermodell letztlich am falschen Ende sparen würde. Obwohl Einstiegsmodelle für eine grundlegende Problemdiagnose ausreichen, fehlt es ihnen an Leistung und Funktionen, um auch komplexe Probleme, die sich oftmals nur durch sehr geringe Temperaturdifferenzen äußern, zuverlässig zu er­kennen. Deshalb schaffte Bryan Hindle eine „T420bx“ mit zusätzlichem Weitwinkelobjektiv an, da sein Unternehmen vorwiegend im Innenbereich arbeitet.

Invasive Tests auf ein Minimum reduzieren

„Wärmebildtechnik hilft mir dabei, eine informierte Entscheidung zu treffen, ob ein zeitaufwendiger invasiver  Test erforderlich ist, bei dem wir das Mauerwerk punktuell zerstören müssen. Die dafür erforderlichen Informationen kann ich direkt vor Ort sammeln – normalerweise mit sofortigen Ergebnissen“, fügt Bryan hinzu. „Dank dieser Technologie konnte ich beispielsweise neulich einem Gutachter an einem Haus demon­strieren, dass dieses keine vollständige Feuchtigkeitsüberprüfung und aufwendige Sanierungsarbeiten benötigte, da das vorliegende Problem rein kondensationsbedingt war.“ Bei diesem Beispiel hat er die „T420bx“ zusammen mit seinem Flir „MR77“ Feuchtemessgerät verwendet. Beide Instrumente sind mit Meterlink ausgestattet – einer Funktion, mit der sich die mit dem Feuchtemessgerät ermittelten Messwerte in das zugehörige Wärmebild einbetten lassen. „Ich kann meinen Kunden ein Bild mit Taupunkten und relativer Luftfeuchte als Overlay auf einem Farb-Isotherm zeigen, das vom jeweiligen Gebäude aufgenommen wurde, auf dem sie das Ergebnis der vor Ort mit dem Feuchtemessgerät ermittelten Echtzeitmesswerte sehen können. Das macht sie zu einem Kommunikationsinstrument von unschätzbarem Wert.“

Breites Anwendungsspektrum

Die Vorteile der Wärmebildtechnik liegen für Brick Tie Preservation in ihrer Fähigkeit, neben fehlender oder nasser Dämmung und kondensationsgefährdeten Bereichen auch Kältebrücken aufzuspüren, die beispielsweise durch verstopfte Hohlräume entstehen. In älteren Gebäuden hilft sie den Unternehmensexperten außerdem dabei, verborgene Fachwerkelemente, Holzbalken sowie zugemauerte Öffnungen und Undichtigkeiten zu finden.

Neulich konnte Bryan Hindle mithilfe der flexibel einsetzbaren Kamera sogar ein Leck in einem Zentralheizungssystem aufspüren, dessen Leitungen auf einer Länge von rund 100 m unter dem Fußbodenestrich im Erdgeschoss verlaufen.

„Mit meiner Wärmebildkamera konnte ich die Anomalie innerhalb weniger Minuten aufspüren. Als die Heizung wieder eingeschaltet wurde, konnten wir dabei zusehen, wie der Fleck größer wurde und dann abkühlte, als kaltes Wasser eingeleitet wurde“, fügt Bryan Hindle hinzu. „Und dafür mussten wir weder Möbel, Teppiche oder andere Bodenschichten entfernen. Der Kunde war begeistert, dass durch die exakte Lokalisierung am Ende nur eine kleines Stück vom Fußboden für die zielgerichtete Reparatur aufgestemmt werden musste.“

Autoren

Thomas Jung ist Sales Director Central Europe Instruments bei der Flir Systems GmbH in Frank­furt.
Frank Liebelt ist freier Journalist und unterstützt Flir bei der Pressearbeit. Er lebt und arbeitet in Frankfurt.
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