Denkmalgeschützte Betonfassade des Emslanddoms instandgesetzt

Die katholische Pfarrkirche St. Martinus – im Volksmund auch „Emslanddom“ genannt – gilt als Wahrzeichen der Stadt Haren an der Ems. Vor kurzem ist im Zuge umfangreicher Sanierungsarbeiten unter anderem die historische Betonfassade des Bauwerks instandgesetzt worden.

Die im neobarocken Stil erbaute und mächtig dimensionierte, denkmalgeschützte Pfarrkirche St. Martinus stellt mit ihrer Kuppelhöhe von 58 m, einer Länge von 66 m und einer Breite von 31 m eine Besonderheit für das Emsland dar und ist weit über die Stadtgrenzen ­hinaus bekannt.

Die alte neo­romanische Kirche aus Ziegelsteinen wurde von 1908 bis 1911 zu einer außergewöhnlichen Eisenbetonkonstruktion als Skelettbau umgebaut und erweitert. Die Kuppel wurde mit einer tragenden Unterkonstruktion aus Eisen gebaut. Zwischen den Eisenbetonpfeilern und Betonunterzügen sind eine innere, etwa 6 cm dünne und eine äußere etwa 8 cm starke Wandschale aus bewehrtem Beton gegossen worden. Die Außenhaut wurde schließlich mit einem aufgezogenen und überarbeiteten Steinputz veredelt. Die Architekturgliederungen bestehen dabei aus gegossenen und aufmontierten Betonformteilen.

Geschäftsführer und Restaurator Christoph Probst vom Planungsbüro Probst Projektierung GmbH erläutert: „Nach über 100 Jahren Standzeit wies die Fassade umfangreiche Schäden auf und nun galt es, diese unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes zu beheben. Im gesamten Bereich der Fassaden zeigten sich teils tiefgehende Rissbildungen in der Wandschale, im Putz und im Beton. Außerdem waren Hohlräume, Abscherungen und Abplatzungen sowie massive Eisenkorrosion festzustellen.“  

Zielgerichtete Instandsetzung der Fassade  

Remmers-Bautenschutz-Reinigung.jpg In den Bereichen, wo Faserzementplatten angebracht wurden, säuberten die Handwerker im ersten Schritt die Fassade von Verunreinigungen
Foto: Remmers

In den Bereichen, wo Faserzementplatten angebracht wurden, säuberten die Handwerker im ersten Schritt die Fassade von Verunreinigungen
Foto: Remmers
Nach einer intensiven Schadensanalyse erstellte Christoph Probst ein individuelles Konzept für die Fassadensanierung. Dieses umfasste die Stabilisierung und Wiederherstellung sämtlicher desolater und gerissener Mauerwerksbereiche im Langhaus der Kirche. Darüber hinaus wurden an den Querhäusern die Wandschalen aus Beton und Putz durch ein 24 cm starkes, verputztes Ziegelmauerwerk ersetzt. Außerdem wurden die Zierelemente aus Beton demontiert, restauriert und wieder angebracht. Christoph Probst erklärt: „Dieses bedeutete zum einen eine statische Verbesserung, zum anderen eine physikalische Verbesserung durch die Herstellung einer schlagregengeschützten Wand, die auch nach Jahrhunderten noch zu restaurieren ist.“

Die Putzoberflächen wurden gemäß den vorgegebenen Profilen wiederhergestellt. In den zu restaurierenden Bereichen wurde zunächst der Altanstrich entfernt. Im Anschluss verfüllten die Mitarbeiter von Naturstein Häder (Greven) Risse, Klüfte und weitere Fehlstellen mit „Betofix R4“ von Remmers. Der faserverstärkte PCC-Trockenmörtel wurde speziell zur Instandsetzung von Betonbauteilen entwickelt und kam zudem auch bei der Erneuerung hohlliegender, abgescherter Putzbereiche zum Einsatz. Die durch Eisenkorrosion abgesprengten Formteile wie Fenstereinfassungen und Gesimse wurden gesichert und restauriert. Das Nacharbeiten, Abspachteln und Ausbessern dieser Bereiche erfolgte ebenfalls mit „Betofix R4“ beziehungsweise – teils in Kombination – auch mit dem Schnellreparaturmörtel „Betofix RM“.

Remmers-Testfläche-nach-Reinigung.jpg Für den neuen Farbanstrich legen die Handwerker eine Testfläche an
Foto: Remmers

Für den neuen Farbanstrich legen die Handwerker eine Testfläche an
Foto: Remmers
Total zerstörte Teilstücke wurden ersetzt beziehungsweise ergänzt. Die figürlichen Zierelemente wurden konserviert und restauriert. Die Restaurierung umfasste zudem auch die Behandlung sämtlicher korrodierender Eisenkonstruktionen in der Wand. Nach der  Wiederherstellung übernahmen die Handwerker von Nüthen Restaurierungen (Bad Lippspringe) den mehrlagigen Neuanstrich der Fassaden – für den perfekten Schutz vor Wind und Wetter sowie ein einheitliches Erscheinungsbild. Der Voranstrich erfolgte mit der füllenden echten Silikonharzfarbe „Color LA Fill“. Darüber brachten die Verarbeiter die Silikonharzfarbe „Color LA“ auf. Diese verfügt über einen speziellen Filmschutz, der dauerhaft beständig gegen Algen- und Pilzbefall ist. 

Fachgerechter Farbanstrich der Kuppel 

Auf die mächtige, mit Faserzementplatten verkleidete Kirchenkuppel wurde im Zuge der Sanierungsarbeiten zunächst der spezielle „Primer HF“ aufgetragen. Die Tiefengrundierung erzielt eine hydrophobierende und festigende Wirkung und sorgt für die Haftung des nachfolgenden Anstrichs. Für diesen wählten die Handwerker die perfekt darauf abgestimmte Spezialbeschichtung „Color PA Roof“ – diese eignet sich für mineralische Untergründe auf Reinacrylat-Basis und sichert einen dauerhaften Witterungsschutz. 

Nach zweijähriger Sanierungszeit freuen sich die Bewohner von Haren nun über die sanierte Pfarrkirche – ein  Blickfang im historischen Ortszentrum.

Autor

Christian Behrens ist Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Remmers in Löningen.

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Bauherr                                  Katholische Kirchengemeinde St. Martinus Haren (Ems)

 

Planer                                    Probst Projektierung GmbH

                                               Christoph Probst / Dipl. Rest. (FH) Inga Probst, Husum-                                                           Bolsehle, www.probst-projektierung.de

 

Verarbeiter                              Naturstein Häder GmbH, Greven, www.naturstein-haeder.de

                                               Nüthen Restaurierungen GmbH & Co. KG, Bad Lippspringe, www.nuethen.de

 

 

Eingesetzte Produkte             “Betofix R42, “Betofix RM pro”, “Color LA Fill”,“Color LA”, “Primer HF”, “Color PA Roof”, Remmers Gruppe AG, Löningen,  www.remmers.com

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