Der „ID.Buzz Cargo“ von Volkswagen im Praxistest

Die Kultfahrt soll weitergehen. „Bullys“ und/oder die T-Modelle von VW erfreuen sich einer großen Fangemeinde – gerade bei Handwerkern und Gewerbetreibenden. Mit dem „ID.Buzz Cargo“ bringen die Wolfsburger nun den ersten Kastenwagen als Stromer an den Start.

Der Testwagen, der in der Kurzversion daherrollt, erinnert gewollt an den Ur-Bully aus den 1950-er Jahren Der Testwagen, der in der Kurzversion daherrollt, erinnert gewollt an den Ur-Bully aus den 1950-er Jahren
Foto: Michael Sudahl

Der Testwagen, der in der Kurzversion daherrollt, erinnert gewollt an den Ur-Bully aus den 1950-er Jahren
Foto: Michael Sudahl
Wir haben den blauweißen Future-Bully getestet und sind von der Optik begeistert. Doch wie bei vielen E-Transportern, auch anderer Hersteller, machen Preis und geringe Nutzlast Sorgen. 

Außen chic, innen hart

Er sieht schon chic aus, mit seinem tellergroßen Marken-Logo auf der Frontpartie, der zweifarbigen Lackierung und der kubischen Form. Dass er nicht zu knuffig wirkt, dafür sorgen die IQ.Lights (LED-Matrix-Scheinwerfer) mit bösem Blick. Diese sind aber nicht ganz billig, sondern für einen Aufpreis von 1475,60 Euro (inkl. Mehrwertsteuer) zu haben – dafür inklusive Fahrlichtschaltung und Schlechtwetterlicht.

Der Testwagen, der in der Kurzversion daherrollt, erinnert gewollt an den Ur-Bully aus den 1950-er Jahren. Ansonsten hat der Stromer wenig gemein mit seinen Vorgängern. Außer vielleicht die Innenraumhaptik, die nicht ganz zum Verkaufspreis passen will. Sie ist aus hartem Kunststoff. T-Modell-Fahrer sind das gewohnt. Und wahrscheinlich wären für ein Arbeitsgerät wie den Transporter geschmeidig geschäumte Armaturen zu stoß- und kratzempfindlich.

Assistenzpaket lohnt sich

Das Cockpit des ?ID. Buzz? ist übersichtlich, hat zahlreiche Ablageflächen, Stecker fürs Handy sowie eine induktive Ladefunktion Das Cockpit des „ID. Buzz“ ist übersichtlich, hat zahlreiche Ablageflächen, Stecker fürs Handy sowie eine induktive Ladefunktion
Foto: Michael Sudahl

Das Cockpit des „ID. Buzz“ ist übersichtlich, hat zahlreiche Ablageflächen, Stecker fürs Handy sowie eine induktive Ladefunktion
Foto: Michael Sudahl
Das Cockpit des „ID. Buzz“ ist übersichtlich, hat zahlreiche Ablageflächen, Stecker fürs Handy sowie eine induktive Ladefunktion (Mehrpreis). Der zehn Zoll große Touchscreen ist mittig montiert, was die Bedienung etwas erschwert. Eine leichte Neigung Richtung Fahrer wäre komfortabler. Geschuldet dürfte das der Doppelsitzbank sein, die in der Basisversion montiert ist. Im Testauto ist der bequemere Einzelsitz vorne rechts verschraubt. Was Raum für eine abnehmbare Mittelkonsole schafft.

Praktisch ist das Assistenzpaket (1993,25 Euro Aufpreis) mit Spurwechselhilfe und automatischer Distanzregelung ACC sowie Rückfahrkamera. Diese überträgt ein gestochen scharfes Bild – was bei der Cargo-Version auch nötig ist. Denn trotz Trennwand mit festem Fenster (Sonderausstattung) ist die Umsicht nach hinten – wie bei allen Kastenwagen – mäßig bis nicht vorhanden.

Der „ID.Buzz“ hört gut zu

Beeindruckend ist die gut funktionierende Sprachbedienung (226,10 Euro Mehrpreis). Radio, Navigation und Klima lassen sich mit mundgerechten Sätzen wie: „Innenraumtemperatur auf 22 Grad“ oder „Fahre nach München“ regeln. Auch die zweite Schiebetür (links) macht sich bezahlt. Das Handling im 3,9 m³ großen Laderaum wird dadurch nutzerfreundlicher. Zwei Euro-Paletten passen hier rein. Also die Hälfte dessen, was ältere VW-Brüder aufnehmen können. Deren Ladevolumen reicht bis zu 6,8 m³. Für große Menschen ideal ist die hoch öffnende Heckklappe. Apropos Platz: Geschickt versteckt ist das Ladekabel hinter einer Klappe der rechten Schiebetür-Schwelle. Ein Ort, der immer gut zugänglich ist.

Beim Druck aufs Strompedal zieht der „ID.Buzz“ munter los. Der elektrische Antriebsstrang und seine Umgebung stammen aus dem Pool des Modularen Elektro-Baukastens (MEB), aus dem sich auch die Pkw-Modelle ID.3, 4 und 5 bedienen. Die Kraft für den Heckantrieb liefert die 150 kW (204 PS) starke Permanentmagnet-Synchronmaschine. Nach WLTP liegt der Verbrauch bei 21 kWh auf 100 km und schafft so eine Reichweite von 414 km in der Energieeffizienzklasse A+++. Geplant ist eine GTX-Variante mit Allradantrieb. Übersetzt wird von einer 1-Gang-Automatik. Die 310 Nm starke Maschine benötigt keine weiteren Gänge. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der E-Kastenwagen in zehn Sekunden, bei 145 km/h regelt der Antrieb ab. Das dient vor allem dem Energiesparen.

Schnelle Ladezeiten

Die zweite Schiebetür macht das Handling im Laderaum nutzerfreundlicher. Das Ladekabel ist hinter einer Klappe in der rechten Schiebetür-Schwelle versteckt Die zweite Schiebetür macht das Handling im Laderaum nutzerfreundlicher. Das Ladekabel ist hinter einer Klappe in der rechten Schiebetür-Schwelle versteckt
Foto: Michael Sudahl

Die zweite Schiebetür macht das Handling im Laderaum nutzerfreundlicher. Das Ladekabel ist hinter einer Klappe in der rechten Schiebetür-Schwelle versteckt
Foto: Michael Sudahl
Der Lithium-Ionen-Akku hat eine Kapazität von 77 kWh netto, wiegt eine halbe Tonne, kauert mittig und tief im Unterboden des VW. Somit sinkt der Schwerpunkt und der „ID.Buzz“ liegt satt auf der Straße – das gelingt so keinem T-Modell. Mit 650 Kilo Nutz- und einer Tonne Anhängelast liegt der „ID.Buzz“ deutlich hinter seinen T-Brüdern, die mit bis zu einer Tonne Nutzlast aufwarten.

Ordentlich ist die schnelle Ladezeit. An AC-Ladestationen saugt sich der Kastenwagen in sieben Stunden voll. An öffentlichen DC-Schnellladepunkten zieht der Cargo 170 kW. Im Test lag die Ladedauer bei einer halben Stunde.

Fluffig ist der E-Kasten auch beim Rangieren. Bei einer Länge von 4,71 m ist der Radstand fast 3 m lang. Somit liegt der Wendekreis bei schmalen 11 m – wie beim Golf. Am Ende zählt aber der Preis und der liegt beim Testwagen bei 68 147,73 Euro brutto. Viel Geld für ein Baustellenfahrzeug. Ob das der Imagegewinn durch die stylische Hingucker-Optik aufwiegt, muss jeder Betrieb für sich entscheiden.

 

Autor

Michael Sudahl ist als freier Journalist bei der Agentur Der Medienberater Fromm Sudahl in Schorndorf tätig.

Schnell-Check

Erster Eindruck: Die „ID.Buzz“-Optik überzeugt. Testfahrten erregen die Öffentlichkeit freudig. Passanten zücken Handys und lugen durch die Fenster. Der E-Bully ist ein Hingucker und kann chic beklebt als fahrende Werbesäule Aufmerksamkeit ziehen.

Fahr(er)gefühl: Die Fahrdynamik ist für einen Kastenwagen satt. Der E-Antrieb macht Spaß und zieht gut durch – trotz oder wegen 1-Gang-Automatik. Auch der Hinterradantrieb wirkt VW-Transporter-like ausgleichend und die Assistenzsysteme sorgen für Fahrkomfort.

Öko-Check: Der 150 kW-Motor (204 PS) des E-Bully sorgt für eine A+++ CO2-Effizienz. Der Stromverbrauch liegt laut WLTP bei 21 kWh/100 km. Was eine Reichweite von 414 km ermöglicht. Von Vorteil ist das schnelle Tanken an DC-Schnellladepunkten von rund einer halben Stunde.

Hands-on: Mit 650 Kilo Nutz- und einer Tonne Anhängelast liegt der „ID.Buzz“ deutlich hinter seinen T-Brüdern. Das Ladevolumen beim Kasten beträgt 3,9 m³. Die Stauraumbodenlänge von der ersten Sitzreihe bis zur Heckklappe liegt bei 2,20 m, die Laderaumbreite zwischen den Radkästen beträgt 1,23 m.

Was haften bleibt: Die Fingerzeige der Passanten. Der E-Kastenwagen ist kleiner als seine T-Brüder, aber kann ein Großer werden. Form und Funktion sind gut aufeinander abgestimmt. Der „ID.Buzz Cargo“ wirkt stimmig. Was nachdenklich stimmt ist der Preis.

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