Doppelt hält länger

Aufdopplung eines WDVS bringt Mehrfamilienhäuser in Hannover auf Effizienzhaus-40-Standard

Die Aufdopplung eines WDVS in Hannover brachte acht Mehrfamilienhäuser auf Effizienz-40-Niveau.
Die Maler sanierten die Gebäudehülle, ohne das bestehende Dämmsystem vollständig zurückbauen zu müssen. Das spart Ressourcen, vermeidet Abfall und ermöglicht den Einsatz moderner Wärmetechnik.

Mit einer Aufdopplung zum Effizienzhaus-40-Standard haben die temps Malerbetriebe acht Mehrfamilienhäuser in Hannover saniert und die Gebäude somit fit für den Betrieb einer Wärmepumpe gemacht. Zur umfassenden energetischen Sanierung gehörte außerdem der Tausch von Fenstern und Türen sowie die Dämmung der Keller- und obersten Geschossdecke. Durch den Erhalt der vorhandenen Dämmung sparte der Handwerksbetrieb Rückbauarbeiten, es fiel weniger Abfall an, und das neue Dämmpaket war schlanker zu dimensionieren als bei konventionellem Rückbau und Neudämmung.

Der Spar- und Bauverein Hannover saniert seinen Bestand umfassend. Bis 2045 will das Wohnungsunternehmen alle Gebäude klimaneutral bewirtschaften. Jetzt standen acht Mehrfamilienhäuser im Stadtteil Wettbergen auf der Liste: neue Fenster und Türen, Keller- und Geschossdeckendämmung und eine besser gedämmte Fassade für die Acht-Parteien-Häuser aus den 1970er Jahren. Die Gebäude mit Gasetagenheizung benötigten bislang viel Heizenergie – der Standard von vor rund 50 Jahren hieß 6 cm Dämmung straßenseitig unter einem Edelkratzputz und 4 cm innenhofseitig unter Flachverblendern.

Aufdopplung: Spart Material, vermeidet Abfälle

Da mit der Sanierung die Effizienzhaus-Stufe 40 erreicht werden sollte – auch, um die entsprechende staatliche Förderung zu erhalten – war eine deutlich effizientere Fassadendämmung der zentrale Hebel für dieses Ziel. Ein gut gedämmter Baukörper ist zudem Voraussetzung für den wirtschaftlichen Betrieb eines Heizsystems mit Wärmepumpen und Erdwärmekollektoren.

Aufdoppeln senkt nicht nur den Heizenergiebedarf und erhöht die Wohnbehaglichkeit, sondern vermeidet auch Abfälle bei der Fassadensanierung, da kein nennenswerter Rückbau notwendig ist. Alte EPS-Wärmedämm-Verbundsysteme können durch Aufdopplung auch nach mehr als einem halben Jahrhundert Standzeit weiter genutzt werden. Das ist in der Regel problemlos möglich, wenn das neue System dafür bauaufsichtlich zugelassen ist. Bereits 2016 wies die Studie des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik mit dem Titel  „Nachdämmung (Aufdopplung) alter Wärmedämmverbundsysteme an Wohngebäuden“ die Effizienz dieses Verfahrens nach.

Neu auf Alt

Zunächst ließ das Planungsbüro Studiostadt Hannover das Altsystem an mehreren Stellen öffnen, um die Standfestigkeit zu prüfen, unterstützt von den Sto-Fassadenprofis, die auch bei der Berechnung der Dübelzahl und der Brandriegelplanung halfen. Die Aufdopplung des Dämmsystems übernahmen die temps Malereibetriebe aus Neustadt am Rübenberge. Im ersten Schritt wurde die Fassade an den Stellen rückgebaut, an denen umlaufende Brandriegel aus Mineralwolle  eingesetzt wurden, um den heutigen, strengeren Brandschutzanforderungen gerecht zu werden.

Anschließend wurden EPS-Platten (Sto-Dämmplatte „Top32“, 16 cm) auf das Altsystem geklebt und gedübelt. Am Sockel und rund um die Hauseingänge kam wieder Mineralwolle zum Einsatz. Für die Loggien wählten die Bauprofis „StoTherm Resol“ aufgrund des extrem guten Dämmwerts (Lambda = 0,022 W/mK). Damit benötigt der Dämmstoff entsprechend weniger Platz und schafft im Gegenzug mehr nutzbare Fläche im Außenbereich. Als Fassadenputz setzten die Maler den Silikonharz-Oberputz „StoSilco K“ ein. Robuste Klinkerriemchen betonen die Eingänge.

Autor

Jan Birkenfeld ist Baufachjournalist und Mitglied im Arbeitskreis Baufachpresse aus Braunschweig und unterstützt Sto bei der Pressearbeit.

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