Fassadengestaltung an der Sparkasse in Horn-Bad Meinberg

Aus einem funktionalen Bankgebäude in Horn-Bad Meinberg formte das Büro 4 ein Wohn- und Geschäftshaus, das sich durch seine kleinteilige Gliederung an das historische Umfeld anpasst. Bei der Fassadengestaltung erstellten die Malerbetriebe Markus Kraft ein WDVS mit unterschiedlichen Dämmstoffen.

Bis heute hat Franz Hausmann den Marktplatz im Blick. Von seinem Denkmal aus wacht der einstige Vorkämpfer für bürgerlich-demokratische Rechte im 19. Jahrhundert über die Altstadt im ostwestfälischen Horn. Geschichte ist hier zum Greifen nah. Zu seiner Linken das neogotische Rathaus von 1865/66, zu seiner Rechten der ebenso denkmalgeschützte Kotzenbergsche Hof von 1616. Gegenüber liegt eine Häuserzeile mit wechselnden Fassadentypen – teils Fachwerk, teils stuckverziert. Ein einzigartiges Gebäudeensemble, das aber lange Zeit durch einen funktionalen 1970er-Jahre-Bau optisch unterbrochen wurde.

Hellblau und Blau, Ocker und Dunkelgrau setzen verschiedene Fassadenbereiche optisch voneinander ab. In zwei Arbeitsgängen trugen die Malerinnen und Maler dafür die Silikatfassadenfarbe „Extrasil 1911“ auf
Foto: Brillux

Hellblau und Blau, Ocker und Dunkelgrau setzen verschiedene Fassadenbereiche optisch voneinander ab. In zwei Arbeitsgängen trugen die Malerinnen und Maler dafür die Silikatfassadenfarbe „Extrasil 1911“ auf
Foto: Brillux
Pragmatismus statt historischem Charme. Brachiale Fensterfronten in Beton statt geschwungener Stuckformen: Seit Längerem lief in der politischen Öffentlichkeit eine Diskussion, das Bankgebäude dem Umfeld angemessen zu modernisieren. Als die Wohnungsbaugenossenschaft Horn-Bad Meinberg (WBG) den Komplex von der Sparkasse erwarb, entwickelte sie ihn gemeinsam mit dem Detmolder Büro 4 als Wohn- und Gewerbeimmobilie weiter. Zentral bei der Planung: die optische Eingliederung der Fassade in das historische Umfeld. Die Denkmalpflege des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe verfolgte jeden Schritt.

Farbkonzept ebnet neuer Gestaltung den Weg

Eine Neugliederung der Fassade sollte die kleinteiligen Elemente der Umgebung widerspiegeln. Kuben als aufgesetztes drittes Geschoss, Überstände, unterschiedliche Oberflächenstrukturen und eine Holzrahmenbauweise für die neuen Baukörper: Verschiedene Detailausbildungen und Materialien waren dafür nötig. Das Planungsteam um Architekt Jan Krahmer wurde durch die Fassadenexpertise von Brillux unterstützt. Der Technische Berater Frank Förster unterstützte nicht nur bei der richtigen Produktauswahl und der späteren Umsetzung, sondern brachte auch die Farbmuster entsprechend dem Farbkonzept von Büro 4 ein. Nach der Entkernung, dem Rückbau bis auf das Stahlbetonskelett und dem Wiederaufbau mit neuen Gewerbeeinheiten und 13 Wohnungen in Holzrahmenbauweise schlossen die Fassadenarbeiten nahtlos an.

Mit der Putzgrundierung „3710“ erstellten die Malerbetriebe Markus Kraft auf den Betonwänden und den Holzfaserplatten einen entsprechenden Haftuntergrund. Die Sockeldämmung erfolgte mit der Perimeter-Dämmplatte „3537“ sowie den Systemkomponenten „BaseTec 3540“ und „3541“. In der Fläche kamen aufgrund unterschiedlicher Untergründe wechselnde Dämmstoffe zum Einsatz. Auf allen alten Betonuntergründen, zum Beispiel an den hochragenden Treppenhäusern, verarbeitete das Kraft-Team die EPS-Prime-Dämmplatten „3870“.

Strukturelle Gliederung durch mineralische Oberputze

Alle Dämmstoffe verklebten sie mit dem WDVS-Pulverkleber „3550“ und armierten sie inklusive Einbettung des WDVS-Glasseidengewebe „3797“– ein optimaler Untergrund für die Herstellung verschiedener Oberflächenstrukturen. Schon hier begann die kreative Fassadengestaltung. In der Fläche zogen sie den Mineral-Leichtputz „KR K2 3664“ auf und erstellten damit eine Kratzputzstruktur. Ein neu aufgesetztes und über den alten Bestandsbau ragendes Teilgeschoss setzten sie strukturell mit Mineral-Leichtputz „G 3679“ vom Rest ab. Auch auf den neuen Erkern erstellten sie die glatte Oberflächenstruktur.

In zwei Arbeitsgängen beschichteten die Malerinnen und Maler die Flächen und erstellten eine wetterbeständige Schlussbeschichtung. Eingestellt in Protect-Qualität reduziert sie das Risiko eines Algen- oder Pilzbefalls. Bei den Farbtönen mit einem Hellbezugswert von unter 20 ist sie zudem mit der TSR-Formel ausgestattet, die die Fassadenbereiche bei starker Sonneneinstrahlung vor Aufheizung schützt.

Nach der Grundierung mit Lacryl-Tiefgrund „595“ beschichteten die Malerinnen und Maler die Innenflächen in den Treppenhäusern zweimal mit der in Weiß getönten Dispersionslasur „Creativ Viviato 72“
Foto: Brillux

Nach der Grundierung mit Lacryl-Tiefgrund „595“ beschichteten die Malerinnen und Maler die Innenflächen in den Treppenhäusern zweimal mit der in Weiß getönten Dispersionslasur „Creativ Viviato 72“
Foto: Brillux
Optisch noch kleinteiliger wurde es durch die Umsetzung des Farbkonzepts. Mit verschiedenen an die umliegende Farbgebung angelehnten Tönen setzte das Kraft-Team Baukörper voneinander ab: das Erdgeschoss und die Treppenhäuser in Dunkelgrau, die Fassadenflächen des Obergeschosses immer wieder im Wechsel in Hellblau oder Blau, die neuen Erker in den Wohnungen sowie der aufgesetzte Kubus in einem warmen Ocker. Die hydrophile Silikatfassadenfarbe „Extrasil 1911“ eignete sich dank ihres hohen Deckvermögens auch für die intensive Farbgestaltung.

Gleichmäßiger Schattenwurf

Besonders bei Lichteinfall wird die weitere Gliederung sichtbar. Um den Fugeneffekt von zuerst angedachten Trespa-Platten nachzuempfinden, bettete das Kraft-Team schon bei der Armierung die WDVS-Putzabschlussprofile „3687“ ein – zum einen auf den Übergängen der unterschiedlichen Farbflächen, zum anderen aber auch in diesen selbst. In einer Richtung aufgebracht, ergibt sich ein gleichmäßiger Schattenwurf entlang der Kanten. Auch aus technischer Sicht war an jedes Detail gedacht: Zum Beispiel schützt das unter dem Dachüberstand integrierte WDVS-Attikaprofil „3733“ das Gebäude zusätzlich vor Feuchtigkeit.

„Eine sehr gelungene Fassadengestaltung“, bilanziert Krahmer. „Man erkennt das Gebäude als Neubau. Optisch passt es sich aber ästhetisch in die kleinteilige Bebauung ein.“ Auch die WBG-Geschäftsführerin Birgit Lange-Möllmann ist stolz, den Horner Marktplatz nun ganzheitlich weiterentwickelt zu haben: „Wir greifen die Geschichte in der äußeren Gestaltung der Fassade auf.“ Gleichzeitig haben wir etwas Neues geschaffen und dabei auch den Bestand bewahrt.“ Denn ein Blick nach innen verrät auch heute noch den Ursprung des Sparkassengebäudes. Die rustikale Schalbetonoptik wurde in den Treppenhäusern bewusst sichtbar belassen. Mit der tuchmatten, weiß getönten Dispersionslasur „Creativ Viviato 72“ veredelten die Maler die Oberflächen und hoben die Betonstruktur hervor.

Autor

Dirk Pöhlker ist Produktmanager WDVS bei Brillux in ­Münster.

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