Für hohe Beanspruchungen

Industrieestriche für hohe Beanspruchungen

Industrieestriche mit temperaturunabhängiger Erhärtung ermöglichen eine sichere und verlässliche Planung, da ihre Verarbeitungs- und Erstarrungszeiten nicht von Umgebungstemperaturen abhängen. Diese Estriche sind hochfest, schwindarm und eignen sich für stark beanspruchte Bereiche.

Industrieestriche sind Spezialestriche, die für stark beanspruchte Flächen im Innen- und Außenbereich konzipiert wurden. Sie müssen hohen Druck-, Abrieb- und Verschleißbelastungen standhalten und dabei dauerhaft funktionsfähig bleiben – auch unter wechselnden Umwelt- und Nutzungseinflüssen.

Zentrale Qualitätsmerkmale

Hohe Druck- und Biegezugfestigkeit: Diese sind essenziell, um sowohl punktuellen als auch flächigen Lasten dauerhaft standzuhalten. Hochfeste Industrieestriche erreichen Druckfestigkeiten, die über der Festigkeitsklasse C60 liegen.

Ausgeprägte Abrieb- und Verschleißfestigkeit: notwendig für die Beanspruchung durch Fahrverkehr oder Maschinen.

Schwindarmut: Produkte der Schwindklasse SW1 (gemäß DIN 18 560-1) minimieren Längenänderungen während der Erhärtung. So werden Spannungen, Risse, Wellen oder Hohlstellen reduziert, eine Voraussetzung für  größere fugenlose Flächen bei höherer Dauerhaftigkeit.

Estrichherstellung

Es gibt zwei Möglichkeiten, Zementestrich herzustellen: zum einen mit Estrichbindemitteln, die vor Ort mit Sand und Wasser gemischt werden. Ihr Vorteil besteht darin, dass sich die Festigkeit durch das Mischungsverhältnis an die jeweiligen Anforderungen der späteren Nutzung anpassen lässt. Werden niedrige Festigkeiten verlangt, muss man weniger Bindemittel verarbeiten. Zum anderen bestechen Fertigmörtel durch ihre einfache Handhabung. Sie werden nur mit Wasser gemischt, wodurch sich potenzielle Fehlerquellen reduzieren. Die Festigkeit ist bei ihnen durch die Wahl des Mörtels vorgegeben. Konventionelle Fertigmörtel lassen sich nur begrenzt einstellen. Die Konsistenz wird über die Wassermenge gesteuert – eine Überwässerung kann zu Schäden führen. Je nach Vorliebe der Handwerkerin oder des Handwerkers beziehungsweise der Größe der zu bearbeitenden Fläche werden standfeste oder fließfähige Varianten verwendet.

Estricheinbau

Um eine homogene, belastbare und auch dauerhaft funktionsfähige Estrichfläche herzustellen, werden Industrieestriche in den folgenden typischen Schritten eingebaut:

1. Untergrundvorbereitung: Der Untergrund muss tragfähig, sauber und bei Einbau im Verbund rau sein. Verfahren: Fräsen, Schleifen, Kugelstrahlen. Risse werden verharzt. Gegebenenfalls ist eine Vornässung erforderlich. Sofern notwendig, muss eine Haftbrücke bei standfestem beziehungsweise eine Grundierung bei fließfähigem Estrich aufgebracht werden.

2. Mischen: maschinell im Zwangsmischer, im mobilen Estrichmischer, in der mobilen Estrichpumpe oder händisch unter Beachtung des Mischungsverhältnisses (Bindemittel zu Sand beziehungsweise Wassermenge) gemäß Datenblatt für die gewünschten Anforderungen.

3. Fördern: per Pumpe, bei Großflächen kontinuierlich.

4. Verteilen: Das Material wird mit Schaufel oder Estrichwagen aufgetragen.

5. Abziehen: mit einer Richtlatte auf die Sollhöhe abziehen.

6. Glätten: händisch oder maschinell, je nach Nutzungsart und Anspruch an die Fläche.

7. Beschichten: Die Fläche kann nach dem Glätten entweder direkt genutzt oder durch zusätzliche Beschichtungen an die jeweiligen Anforderungen (zum Beispiel Chemikalienbeständigkeit, Oberflächenschutz) angepasst werden.

Temperaturunabhängige Erhärtung
für mehr Planungssicherheit

Sowohl bei der Sanierung als auch beim Neubau ist Zeit ein entscheidender Faktor. Deshalb kommen zunehmend Schnellzemente oder Produkte mit schnell abbindenden Bindemittelsystemen zum Einsatz. Gleichzeitig spielt bei der Ausführung von Bauvorhaben die zeitliche Abstimmung der Gewerke eine zentrale Rolle. Die Erstarrungszeit und Erhärtungsdauer konventioneller (Schnell-)Estriche hängen jedoch stark von der Umgebungstemperatur ab: Bei niedrigen Temperaturen binden sie deutlich langsamer, bei hohen Temperaturen schneller ab. Das führt zu Unsicherheiten in der Bauablaufplanung und kann den Einsatz von Zusatzmitteln (Beschleuniger oder Verzögerer) erfordern, wodurch sich wiederum neue Fehlerquellen ergeben können (zum Beispiel die Dosierung).

Um diese Einflüsse zu reduzieren, hat Sika ein Bindemittelsystem entwickelt, das unabhängig von der Temperatur erhärtet. Im Gegensatz zu konventionellen Estrichen bindet das patentierte Bindemittel im zulässigen Verarbeitungstemperaturbereich von
+5 °C bis +30 °C annähernd gleich schnell ab. Dadurch reduzieren sich witterungsbedingte Schwankungen und die Verarbeitung lässt sich ganzjährig besser planen. Zudem werden weitere potenzielle Fehlerquellen eliminiert, da keine Zusatzmittel notwendig sind.

Zwei Produkte mit einem temperaturunabhängigen Erhärtungsprofil sind „SikaScreed-40 Binder“, ein Estrichbindemittel, und der Estrich- und Instandsetzungsmörtel „SikaEmaco T 800 DUO“. Im Gegensatz zu den meisten konventionellen Estrich- und Instandsetzungsmörteln lässt sich die Konsistenz von letzterem durch die zugegebene Menge an Wasser sowohl standfest als auch fließfähig einstellen und so an die Gegebenheiten vor Ort anpassen. Da die Erhärtung bei beiden Produkten temperaturunabhängig erfolgt, stehen für die Verarbeitungsschritte 4., 5. und 6. für gleiche Mischungen jeweils gleich lange Zeitfenster zur Verfügung. So entstehen planungs- und anwendungssichere, konstante Arbeitsabläufe, von denen sowohl Handwerkerinnen und Handwerker bei der Planung und Verarbeitung als auch Planerinnen und Planer bei der Abstimmung der Gewerke profitieren.

Bewegungsfugen beim Einbau im Verbund

Mit beiden Produkten ist, je nach geometrischen Gegebenheiten, ein fugenloser Einbau bis zu einer Feldfläche von 200 m2 möglich. Allerdings sind Bauwerke, die unvermeidlichen Bewegungen unterliegen, in der Regel mit Dehnfugen an den neuralgischen Punkten konzipiert. Diese Bewegungsfugen müssen bei einem Einbau im Verbund aus dem Untergrund übernommen werden. Zur Abdichtung und zum Schutz dieser Bodenfugen stehen Handwerkerinnen und Handwerkern eine Auswahl hochbelastbarer Fugenprofile zur Verfügung. Die „Sika FloorJoints“ sind vorgefertigte, kohlefaserverstärkte Polymerbodenfugen-Paneele, die mechanisch und chemisch beständig sind. Sie sind als fertige Formteile in unterschiedlichen Geometrien (mit unterschiedlichen Profilen) erhältlich, so dass für alle Situationen eine passende Lösung möglich ist.

Vorteile der temperaturunabhängigen
Erhärtung in der Praxis

Kein Bedarf an Beschleunigern/Verzögerern: Das Risiko von Mischfehlern wird minimiert.

Konstantes Verarbeitungsfenster: unabhängig von Temperaturschwankungen, für eine bessere Planbarkeit.

Planungs- und Anwendungssicherheit: gleichbleibende Arbeitsabläufe für Handwerkerinnen und Handwerker.

Fazit

Die Produkte „SikaScreed-40 Binder“ und „SikaEmaco T 800 DUO“ decken unterschiedliche Anforderungen bei der Estrichverarbeitung ab, wodurch sich für jede Situation eine Lösung ergibt – sowohl für flächige Neuaufbauten als auch für punktuelle Instandsetzungen. Beide ermöglichen durch ihre temperaturunabhängige Erhärtung eine verlässliche Planung, bieten hohe Festigkeiten und eine schwindarme Ausführung. Damit tragen sie zur Reduktion von Ausführungsrisiken und zur besseren Koordination der Bauprozesse bei.

 

Autor

Dr. Tobias Gutberlet ist Produktmanager Bautechnik bei der PCI Augsburg GmbH und Cementitious Flooring Sika.

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