Restaurierung des denkmalgeschützten Fachwerkdorfes Herrstein

Der Startschuss fiel keine Minute zu früh: In der Hunsrückgemeinde Herrstein läuft derzeit die Restaurierung des historischen Ortskerns. Vom Malermeister bis zum Auszubildenden ist das Mammutprojekt für alle Beteiligten eine einmalige Aufgabe. Verwendet werden Histolith-Produkte von Caparol. 

Mehr Mittelalter-Feeling geht kaum: Im kleinen Ort Herrstein im Hunsrück schmiegen sich Fachwerkhäuser malerisch aneinander, staunende Touristinnen und Touristen wandern durch enge Gässchen und über kopfsteingepflasterte Plätze – und über allem thront die alte Burg Herrstein mit ihrem beeindruckenden Bergfried. Doch so idyllisch das historische Ensemble heute auch wirkt: Noch vor wenigen Jahren bröckelte und blätterte es in Herrstein an allen Ecken und Enden.

Mittelalter-Feeling pur: Im historischen Ortskern der Hunsrückgemeinde Herrstein hat sich ein einmaliges Ensemble aus jahrhundertalten Fachwerkhäusern erhalten
Foto: Caparol / Alexandra Lechner Photographie

Mittelalter-Feeling pur: Im historischen Ortskern der Hunsrückgemeinde Herrstein hat sich ein einmaliges Ensemble aus jahrhundertalten Fachwerkhäusern erhalten
Foto: Caparol / Alexandra Lechner Photographie
„Den damaligen Zustand der Fachwerkhäuser in Herrstein würde ich als ‚von-bis‘ bezeichnen“, erzählt Malermeister Ingo Nolde vom Malergeschäft Schüller GmbH. „Einige Gebäude brauchten einfach einen Überholungsanstrich. Bei anderen mussten wir ganze Gefache erneuern. Auch Feuchtigkeit war ein großes Thema.“ Seit April 2021 arbeitet Nolde mit seinem Team von Malerinnen und Malern an der Rettung von insgesamt 31 historischen Gebäuden in der Hunsrückgemeinde. Eine echte Mammutaufgabe. Um das Mega-Projekt zu stemmen, hat die Firma Schüller mit der Pfeiffer KG deshalb auch einen Nachunternehmer zur Unterstützung ins Boot geholt. Die Betriebe teilen sich die Arbeiten auf. Voraussichtlich bis September dieses Jahres wird die Rettung des historischen Ortskerns abgeschlossen sein.

Vorsicht: denkmalgeschützte Zone!

Umgesetzt wurden die Arbeiten mit den Produkten der Histolith-Serie von Caparol. Histolith ist ein Komplettsystem für die Renovierung und Restaurierung von Fachwerkgebäuden und bietet von Leinölfarben über Kalkputze bis hin zu Innen- und Außenfarben alles, was für eine fachmännische Restaurierung von solchen historischen Häusern gebraucht wird.

„Der Ortskern von Herrstein ist eine denkmalgeschützte Zone, weswegen unser mineralisches Histolith-Produktportfolio die richtige Wahl war“, erläutert Walter Schimmel, der das Projekt für Caparol betreut. „Die Produkte müssen natürlich auf der einen Seite die Bausubstanz erhalten und schützen. Auf der anderen Seite sollen sie aber auch den heutigen Standards in der Verarbeitung entsprechen. Diesen Spagat schaffen wir mit Histolith.“

Rund 6000 m2 Fassadenfläche und etwa 4000 m2 Holzwerk werden bis Ende des Projekts mit Caparol-Produkten bearbeitet worden sein. Die Arbeiten erstrecken sich vom kompletten Neuaufbau und vom Zimmermann ausgebesserten Holzwerk und Gefachen, bis zur Überarbeitung der Anstriche bei Gefachen und Holzwerk.

Als Azubi direkt ins Mammutprojekt

Jetzt bloß nicht wackeln: Auszubildender Paul Nolde lernt das Ziehen filigraner Linien, die das historische Fachwerk einrahmen
Foto: Caparol / Alexandra Lechner Photographie

Jetzt bloß nicht wackeln: Auszubildender Paul Nolde lernt das Ziehen filigraner Linien, die das historische Fachwerk einrahmen
Foto: Caparol / Alexandra Lechner Photographie
Mit auf der Baustelle ist immer wieder auch Paul Nolde, der bei der Firma Schüller seit August 2021 seine Ausbildung zum Maler macht. Zu Beginn seiner Ausbildung hat er in Herrstein vor allem Schleif- oder Abbrucharbeiten übernommen, inzwischen übt er sich immer stärker auch in Facharbeiter-Aufgaben: Gefache streichen, Holz lasieren und so weiter. „Wir machen mit der Firma viele Altbauten, aber in Herrstein kann ich das noch mal richtig vertiefen“, erzählt er aus seinem Azubi-Alltag. „Was mir hier zum Beispiel richtig Spaß macht, sind die filigranen Malerarbeiten, wenn ich zum Beispiel die feinen Linien an den Fachwerkgestellen entlangziehe.“ Das macht Nolde – verständlicherweise – mehr Spaß als etwa irgendwo alte Tapeten abzuziehen.

Beeindruckt hat ihn auch die Freilegung des Fachwerks an einem Haus, das in den 1960er Jahren komplett mit Putz überzogen worden war. Überhaupt ist der Azubi Feuer und Flamme für seine Berufswahl: „Ich wollte nach dem Schulabschluss gleich etwas Produktives machen, am Ende des Tages das Ergebnis meiner Arbeit sehen. Ich finde es cool, aus etwas Altem und Kaputtem etwas richtig Schönes zu machen.“

Rettungsaktion kam keine Minute zu früh

Vorher: Holz und Gefache waren teils so stark angegriffen, dass die Restaurierungsarbeiten keine Minute zu früh begannen
Foto: Heidi Ritter

Vorher: Holz und Gefache waren teils so stark angegriffen, dass die Restaurierungsarbeiten keine Minute zu früh begannen
Foto: Heidi Ritter
Und kaputt war in Herrstein tatsächlich einiges. Während der Arbeiten seien immer wieder Schäden zutage getreten, die in der Planungsphase noch gar nicht sichtbar waren, erzählt die verantwortliche Architektin Heidi Ritter. „Während der Reinigung alter Balken fiel auf, dass bei früheren Sanierungsarbeiten die Holzrisse mit falschen Materialien ausgespritzt worden waren. Das mangelhafte Material hat dann im Laufe der Jahre die Feuchtigkeit angezogen und das Gebälk zerstört. Eines der Gebäude war fast einsturzgefährdet. Insofern kam die Initiative zur Rettung dieser Gebäude keine Minute zu früh.“

Angestoßen hat das Projekt Wolfgang Hey, ehemaliger Bürgermeister von Herrstein und Landrat a.D. des Kreises Birkenfeld. Schon Mitte der 1970er hatte er ein umfangreiches Restaurierungsprojekt in Herrstein initiiert – nun war es erneut an der Zeit, aktiv zu werden. Mit Freunden gründete er den „Förderverein Historischer Ortskern Herrstein“ und holte die Ortsgemeinde mit ins Boot. Als Organisator übernahm er das gesamte Management des Projekts, kümmerte sich um Verhandlungen mit Hauseigentümern, bei ihm liefen die Fäden zur Zuschussbeschaffung und Finanzierung zusammen, die Absprachen mit Denkmalpflege, Gemeinde und so weiter. 

Fazit

Schon vor Abschluss der Arbeiten wird deutlich, wie sehr der Ortskern Herrsteins von der aufwändigen Rettungsaktion profitiert. „Die Gebäude leuchten und glänzen wieder, ohne dass der historische Ortskern plötzlich völlig auf links gedreht wirkt“, freut sich Architektin Ritter – und Malermeister Nolde ergänzt: „Die Herrsteinerinnen und Herrsteiner reagieren sehr positiv. Alle sind begeistert, wie sich das Ortsbild zum Positiven verändert.“

Autorin

Katharina Mandlinger ist freie Redakteurin aus Hamburg und verfasst Texte und Konzepte mit Schwerpunkt auf B2B-Kommunikation.

Baubeteiligte (Auswahl)

Bauherr Ortsgemeinde Herrstein, herrstein.de

Initiator und Organisator des Projekts Wolfgang Hey, Landrat a.D.

Architektin Heidi Ritter Architekturbüro, Idar-Oberstein

Malerarbeiten Malergeschäft Schüller GmbH, Niederbrombach, malergeschaeft-schueller.de, Pfeiffer KG, Idar-Oberstein, malerbetrieb-pfeiffer.de

Caparol-Außendienstler Walter Schimmel, Caparol, Ober-Ramstadt, www.caparol.de

Produkte Alle Produkte aus dem mineralischen Histolith-Programm, Caparol, www.caparol.de

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