Über- und Einschubmontage

Über- und Einschubmontage von Fenstern

Viele Hausbesitzer fürchten den Aufwand eines Fenstertauschs – dabei geht der heute viel schneller und unkomplizierter als gedacht. Der Verband Fenster + Fassade (VFF) erklärt, welche Montagemethoden besonders effizient sind und gibt einen Ausblick, wie schnell wir Fenster in Zukunft tauschen.

Die Vorteile neuer Fenster liegen auf der Hand: Sie minimieren den Wärmeverlust, senken langfristig die Heizkosten und verbessern zugleich Sicherheit, Schallschutz und Wohnkomfort. Dennoch zögern manche Bauherren noch beim Fenstertausch – oft aus der falschen Vorstellung heraus, dass eine Sanierung mit hohem Zeitaufwand und Unannehmlichkeiten verbunden sei. Moderne Montagemethoden machen den Fenstertausch jedoch zum Boxenstopp fürs Eigenheim: Sie kommen ohne bauliche Eingriffe aus und eine Fachfirma kann alle entscheidenden Bauteile innerhalb kurzer Zeit ersetzen.

Der Trick dahinter: Statt den alten Fensterrahmen komplett herauszureißen, bleibt dieser in der Wand verankert und dient als Basis für das neue Fenstersystem. Dadurch bleibt der Bauanschluss erhalten, und es sind keine Putz- und Malerarbeiten notwendig. Je nach Material der bestehenden Fenster stehen ­dabei zwei unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Beide haben eines gemeinsam: Sie sparen Zeit und verbessern die Energieeffizienz der Fenster erheblich.

Überschubmontage – neuer Rahmen auf alter Basis

Der Fenstertausch mit Überschubmontage braucht rund zwei Stunden pro Fenster. Dabei wird der neue Fensterrahmen über den alten Rahmen montiert, ­anstatt diesen vollständig zu entfernen. Das aufwändige Herausreißen des alten Rahmens entfällt. Auch Maler- oder Maurerarbeiten sind nicht notwendig, denn die Anschlussfugen werden innen und außen meistens mit Abdeckleisten oder Silikon versiegelt. Bei dieser Sanierungsart kann es zu einer gering­fügigen Reduzierung der Glasfläche kommen. Wichtig ist: Der alte Blendrahmen muss noch konstruktiv funktionstauglich sein – alte Holzfensterrahmen ­dürfen beispielsweise nicht verfault sein.

Einschubmontage – der alte Rahmen bleibt sichtbar

Diese minimalinvasive Methode ermöglicht den Fenstertausch in nur rund einer Stunde. Für Gebäude mit  intakten Fensterrahmen, wie es meistens bei Kunststoff-,  Aluminium- oder Holz-Metallfenstern gegeben ist, bietet sich die Einschubmontage an. Hier werden nur die beweglichen Teile des Fensters – also der Fensterflügel samt Beschlägen und Dichtungen – ausgebaut. Der ursprüngliche Blendrahmen bleibt erhalten. In diesen Rahmen wird ein neues Fenstersystem eingesetzt. Um eine Reduzierung der Glasfläche zu vermeiden, besteht die Möglichkeit, hochwertige Flügel mit besonders ­schmalen Rahmen zu verwenden. Davon profitiert auch die Optik, denn der neue Fensterflügel ist von außen kaum erkennbar.

Wie lang der Austausch wirklich dauert

Für ein Einfamilienhaus sind rund zehn in der Fassade verbaute Fenster keine Seltenheit. Handelt es sich dabei um Metall-, Kunststoff- oder Holz-Metallfenster, kann der vollständige Fenstertausch per Einschubmontage bereits in rund zehn Arbeitsstunden abgeschlossen werden. Bei Holzfenstern empfiehlt sich der Austausch mit der Überschubmontage, was in unserem Beispiel etwa zwanzig Arbeitsstunden dauert. Das bedeutet: In vielen Fällen kann der komplette Fenstertausch für ein Einfamilienhaus innerhalb von zwei oder drei Werktagen erfolgen – ohne dass die Bewohner ausziehen müssen und ohne begleitende Arbeiten anderer Gewerke, die viel Schmutz verursachen. Natürlich können diese Zeiten je nach Situation am Objekt und Monteur variieren.

Blick in die Zukunft: Fenstertausch in 30 Minuten

Einschub- und Überschubmontage können den Fenstertausch bereits erheblich vereinfachen. Doch bei Neu- und Umbauten kommt in Deutschland derzeit eine neue Art der Fensterkonstruktion auf, mit der sich Fenster in Zukunft noch schneller ­tauschen lassen. Die entscheidende Innovation: In der Bauphase erfolgt der Fenstereinbau zweistufig mithilfe einer Montage­zarge. In der Rohbauphase wird zunächst ein spezieller Rahmen – die Montagezarge – in die Mauer eingesetzt. Erst in einem zweiten Schritt wird das eigentliche Fenster in die Zarge eingesetzt und mit ihr verschraubt. Diese Vorgehensweise schützt das Fenster während der Bauzeit vor Schäden und Schmutz.

Wird ein Fenstertausch mit dieser Konstruktionsart notwendig, lässt sich das verbaute Fenstersystem mühelos wieder aus der Zarge herausnehmen und gegen ein anderes Modul austauschen. Der Zeitaufwand dabei wird nur rund eine halbe Stunde pro Fenster ausmachen. Bei einem Haus mit zehn Fenstern in der ­Fassade kann der gesamte Fenstertausch also an einem Werktag erledigt werden. Experten rechnen im Lebenszyklus eines Gebäudes mit mindestens einem Fenstertausch. Es lohnt sich daher, bereits beim Bau des Gebäudes den späteren Fenstertausch mitzu­denken. Wer von Anfang an auf zweistufige Montagekonzepte setzt, spart später viel Zeit und Kosten.

Expertentipp: Mit Förderung Geld sparen

Für den Fenstertausch bietet sich staatliche Förderung von Bund, Ländern und Gemeinden an. Welche Programme passen können, zeigt der kostenlose Förderassistent des Verbandes Fenster + Fassade (VFF). Die rechenstarke Online-Hilfe bietet eine übersichtliche Navigation und individuelle Suchfunktionen. Über eine separate Herstellersuche kann man Fachbetriebe finden.

Autor

Frank Lange ist Wirtschaftsingenieur mit der Fachrichtung Bauwirtschaft und Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade (VFF) mit Sitz in Frankfurt am Main.

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