Erfolgreiches Gefahrstoffmanagement in Handwerksbetrieben
22.05.2025Gefahrstoffe, die bei verschiedenen handwerklichen Arbeiten, wie Malen, Lackieren, Dachdecken, Sanierungen oder Schweißen zum Einsatz kommen, sind für Mensch und Umwelt gefährlich. Um Risiken zu vermeiden, ist ein erfolgreiches Gefahrstoffmanagement im Handwerksbetrieb unerlässlich. Wir haben die wichtigsten Informationen zusammengetragen.
Was sind Gefahrstoffe?
Gefahrstoffe sind sämtliche Substanzen, Gemische und Erzeugnisse mit physikalischen oder chemischen Eigenschaften (z. B. ätzend, entzündbar oder toxisch), die gesundheits- und umweltschädlich sind. Handwerker hantieren täglich mit Gefahrstoffen. Zum Schutz der eigenen Gesundheit und der Umwelt ist es daher unverzichtbar, sich mit den einzelnen Substanzen auseinanderzusetzen und die damit verbundenen Sicherheitsvorkehrungen zu berücksichtigen.
Die folgenden gesundheits- und umweltschädlichen Stoffe sind für die tägliche Arbeit von Handwerkern relevant:
● Lösemittelhaltige Produkte: Profi-Handwerker verwenden lösemittelhaltige Lacke, Farben oder Reiniger. Lösemitteldämpfe können die Atemwege reizen und Organe schädigen. Außerdem tragen sie zur Luftverschmutzung bei.
● Säuren und Laugen: Handwerker nutzen verschiedene ätzende Säuren und Laugen, um Oberflächen zu reinigen oder vorzubereiten. Wegen ihrer ätzenden Eigenschaften führt direkter Haut- oder Augenkontakt schnell zu schweren Verletzungen. Zusätzlich verunreinigen ausgelaufene Säuren und Laugen Böden und Gewässer.
● Brennbare Baustoffe: Dachdecker und Abdichtungsspezialisten arbeiten häufig mit Bitumen oder anderen brennbaren Materialien. Wenn diese Stoffe verbrannt werden, entstehen giftige Rauchgase, die die Atemwege schädigen und die Luft mit Schadstoffen belasten.
● Isocyanathaltige Mittel: Bei Malern und Dämmtechnikern gehören isocyanathaltige Mittel wie PU-Schäume oder Zwei-Komponenten-Lacke zum Standard. Diese können schwere Atemwegserkrankungen wie Asthma auslösen. Durch Ausgasung belasten sie zudem die Umwelt.
● Asbest: Bei Sanierungen, Renovierungen oder Abrissarbeiten besteht die Möglichkeit, dass Handwerker auf krebserregenden Asbest stoßen – ein Baustoff in z. B. Dämmmaterialien, Dachplatten oder Bodenbelägen. Schon kleinste eingeatmete Fasern können zu schweren Lungenkrankheiten oder Lungenkrebs führen.
● Holzschutzmittel: Zimmerer und Bautenschützer verwenden Holzschutzmittel, um Bauwerke langfristig zu erhalten. Bei Hautkontakt oder beim Einatmen können Holzschutzmittel chronische Vergiftungen verursachen. Außerdem besteht die Gefahr, dass ausgelaufene Mittel Böden und Grundwasser dauerhaft schädigen.
Gefahrstoffmanagement: Maßnahmen in Handwerksbetrieben
Besonders für entzündbare und giftige Stoffe sind Gefahrstoffschränke die erste Wahl.
Foto: protecto
Bei Arbeiten mit Gefahrstoffen im Handwerksbetrieb ist das Risiko für Arbeitsunfälle hoch. Um die nötige Sicherheit zu gewährleisten, sind Dienstgeber gesetzlich verpflichtet, ein umfassendes betriebliches Gefahrstoffmanagement einzuführen. Damit sind sämtliche Maßnahmen gemeint, die auf eine sachgemäße Lagerung und Handhabung von gefährlichen Substanzen am Arbeitsplatz abzielen.
Die Grundlage für das Gefahrstoffmanagement bildet die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV), ein verbindliches Gesetz in Deutschland, das den Schutz von Mensch und Umwelt vor Schäden durch Gefahrstoffe regelt. Sie enthält grundlegende Pflichten für Arbeitgeber im Umgang mit Gefahrstoffen – so etwa die Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung und die Festlegung von Schutzmaßnahmen.
Überblick über alle Gefahrstoffe
Arbeitnehmer und -geber müssen über sämtliche gefährliche Substanzen, die im Handwerksbetrieb zum Einsatz kommen, den Überblick behalten. Damit dies gelingt, ist ein umfassendes Gefahrstoffverzeichnis nötig, das die folgenden Informationen laut der GefStoffV beinhalten sollte:
● Bezeichnung des Gefahrstoffs (wie im Sicherheitsdatenblatt)
● gefährliche Merkmale
● Anwendungsgebiete
● verwendete Mengen des Gefahrstoffs im Betrieb
Sicherheitsdatenblätter (SDB)
Neben einem ausführlichen Gefahrstoffverzeichnis sind Sicherheitsdatenblätter in Handwerksbetrieben ebenfalls wichtig. Diese beinhalten relevante Informationen, die genaue Auskunft über den Gefahrstoff geben – so etwa zu den möglichen Gefahren, der richtigen Lagerung, der sachgemäßen Entsorgung und zum sicheren Transport.
Klare Kennzeichnung von Gefahrstoffen
Auf Basis des GHS müssen alle Gefahrstoffe, die im Handwerksbetrieb zum Einsatz kommen, klar mit Gefahrenpiktogrammen und Signalwörtern (z. B. ätzend, Gesundheitsgefahr) gekennzeichnet sein. Außerdem sollten Gefahrstoffe in den Originalbehältern aufbewahrt werden, damit auf einen Blick erkennbar ist, um welchen Gefahrstoff es sich handelt.
Geeigneter Lagerort
Gefahrstoffe müssen so gelagert werden, dass sie für Menschen und Umwelt keinerlei Gefahr darstellen. Je nachdem, um welchen Gefahrstoff es sich handelt, kommen verschiedene Aufbewahrungsmöglichkeiten infrage:
● Auffangwannen: Wenn wassergefährdende Substanzen wie Öle oder Lacke gelagert werden sollen, sind Auffangwannen aus Stahl oder Kunststoff ideal. Diese verhindern, dass auslaufende Flüssigkeiten ins Erdreich oder in die Kanalisation gelangen.
● Gefahrstoffregale: Diese offenen Regalsysteme sind speziell für die Lagerung von Gefahrstoffen konzipiert. Sie ermöglichen eine übersichtliche Aufbewahrung und einen schnellen Zugriff auf kleinere Gebinde.
● Gefahrstoffschränke: Die geschlossenen Lagersysteme bieten zusätzliche Sicherheit bei der Aufbewahrung. Sie sind feuerbeständig und schützen vor unbefugtem Zugriff. Besonders für entzündbare und giftige Stoffe sind Gefahrstoffschränke die erste Wahl.
Spezielle Schutzausrüstung
Schutzhandschule, Brillen und Atemschutz müssen beim Umgang mit Gefahrstoffen getragen werden
Foto: Michaela Podschun
Zu den weiteren Schutzmaßnahmen für Gefahrstoffe zählt die Schutzausrüstung, die der Dienstgeber allen seinen Mitarbeitern zur Verfügung stellen muss. Darunter fällt alles, was Profi-Handwerker beim Hantieren mit gefährlichen Substanzen vor Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten schützt:
● Schutzbrille: Bei Splittergefahr, hoher Staub- und Partikelbelastung, Freisetzung von Gasen und Dämpfen sowie einer Explosionsgefahr ist eine Schutzbrille erforderlich, um die Augenverletzungen vorzubeugen.
● Schutzhandschuhe: Bei Arbeiten mit ätzenden und reizenden Substanzen sind spezielle Schutzhandschuhe essenziell, weil hier die Gefahr von Hautkontakt besteht. Handschuhe sind etwa beim Reinigen von Maschinen oder Behältern sowie beim Ab- und Umfüllen von Säuren und Laugen nützlich.
● Atemschutz: Eine Halbmaske mit Filterelementen ist immer dann erforderlich, wenn gesundheitsschädliche Stoffe in die Atemluft gelangen können. Das ist z. B. bei Lackierarbeiten mit lösemittelhaltigen Farben der Fall.
Regelmäßige Sicherheitsschulungen
Alle Arbeitnehmer müssen genauestens über die Lagerung und die Handhabung von Gefahrstoffen im Handwerksbetrieb informiert und immer auf dem aktuellen Stand sein. Nur so kann ein rundum sicherer Umgang mit gefährlichen Substanzen gewährleistet werden.
Dienstgeber müssen daher ihren Mitarbeitern eine jährliche Gefahrstoffunterweisung anbieten, die sowohl die potenziellen Gefahren als auch die nötigen Sicherheitsmaßnahmen beim Hantieren mit gefährlichen Substanzen abdeckt.
Fazit
In Handwerkbetrieben kommen Gefahrstoffe täglich zum Einsatz. Um die damit verbundenen Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt unter Kontrolle zu halten, ist die Umsetzung eines entsprechenden Gefahrstoffmanagements erforderlich. Auf diese Weise legen Betriebe den Grundstein für den sicheren Umgang mit gefährlichen Substanzen, Gemischen und Erzeugnissen. (bhw/ela)