Wie die Verarbeitung von Putz künftig auch ohne Zugabe von Bioziden gelingt

Weber bietet alle seine Fassadenputze nun ohne Zugabe von Biozid an. Grundlage hierfür ist die „AquaBalance“-Technologie, mit der Weber vor zehn Jahren begann und so einen Paradigmenwechsel einleitete. Die hydrophilen Putze entziehen Algen Feuchtigkeit und damit die Grundlage für ihr Wachstum.

Bereits 2008 führte Saint-Gobain Weber – damals noch unter dem Namen „weber.pas top“ – den ersten pastösen Putz mit hydrophiler Oberfläche ein. Der organisch gebundene Putz besaß damit Eigenschaften, die man sonst von mineralischem Putz kennt: Er nimmt Wasser an der Oberfläche auf, so dass man auf eine Ausrüstung des Putzes mit Biozid für die Abwehr von Algen verzichten kann. Eigentlich sind organisch gebundene Putze hydrophob, also Wasser abweisend. Dass man es bei Weber bereits vor zehn Jahren geschafft hat, diese Eigenschaft organischer Putze in ihr Gegenteil umzukehren, war schon eine kleine Revolution. Heute haben nahezu alle Putzhersteller nachgezogen und führen ebenfalls hydrophile Putze im Angebot.

Ohne Feuchtigkeit kein Algenwachstum

Bei Weber hatte man seinerzeit sehr schnell erkannt, dass sich mit dem bald unter „AquaBalance“-Technologie laufenden hydrophilen Wirkprinzip auch die Eigenschaften mineralisch gebundener Putze noch verbessern lassen. Denn auch bei den dickschichtigen Putzen wird mit dem „Löschblatteffekt“, dem im Freien immer vorhandenen Algenbefall auf Fassaden die zum Wachstum nötige Feuchtigkeit entzogen. Dieser Effekt kommt auf Putzoberflächen vor allem bei der Tauwasserbildung zum Tragen. Funktionieren hy­drophobe Oberflächen bei Schlagregen noch einigermaßen, weil das Wasser in Strömen an der Fassade herunterrinnt, so „versagen“ diese Oberflächen bei Tauwasser, das in winzigen, fast kugelrunden Tröpfchen als Grundlage für das Algenwachstum an der Fassade hängen bleibt. Das kann bei hydrophilen Oberflächen nicht passieren, da auch das Tauwasser (am frühen Morgen) vom Putz aufgenommen und bei steigenden Temperaturen (am Mittag) wieder abgegeben wird. So bleibt die Fassade auch ohne Biozid frei von Algen, da diesen die Grundlage für ihr Wachstum (Feuchtigkeit) entzogen wird.

Zum Wohle von Mensch, Natur und Umwelt

Bis zum heutigen Tag wurden rund 10 Millionen Quadratmeter mit „AquaBalance“-Putzen ausgeführt und damit etwa 43 Tonnen Biozid eingespart. Das in den hydrophoben Putzen erforderliche Biozid wird mit der Zeit ausgewaschen und gelangt ins Grundwasser und somit in die Natur und Umwelt und letztendlich auch zu uns. Das macht nicht nur eine Erneuerung der Biozidausrüstung der Fassade in vergleichsweise kurzen Zeiträumen erforderlich, sondern schädigt eben auch die Umwelt und unser aller Gesundheit.

Bisher bot Weber 13 seiner herkömmlichen, mit Biozid ausgerüsteten Putze, sowie 3 Anstriche auch als „AquaBalance“-Variante an. Von 13 weiteren der insgesamt 39 Oberputze existierte bislang noch keine „AquaBalance“-Version. „Jetzt ist der Markt reif dafür, sämtliche Putze als ,AquaBalance‘-Putze anzubieten. Die herkömmlichen Putze mit Bioziden fallen weg“, sagt Christian Poprawa, Direktor Vertrieb und Marketing bei Saint-Gobain Weber in Düsseldorf. Für den Handwerker bedeutet dies, dass er nun alle Putztechniken, also auch solche mit stark strukturierten Oberflächen wie Besenstrich- und Kammputz, die es vorher nicht als „AquaBalance“-Variante gab, biozidfrei ausführen kann. Für die Bauherren eines Einfamilienhauses ergeben sich dadurch Mehrkosten von gerade einmal 200 - 400 Euro, also unter einem Promille der Gesamtkosten für einen Neubau. Obendrein bekommt man in manchen Kommunen auch Fördergelder, wenn man biozidfreie Produkte verwendet. Vielleicht aber am wichtigsten: Es gibt kein Biozid im Garten oder gar auf dem Mittagstisch, das der Regen aus der Fassade herausgewaschen hat.

Weber hat nach einem Jahrzehnt mit der „Aqua­Balance“-Technologie so viele Erfahrungen gesammelt, dass man guten Gewissens diesen Schritt wagen konnte. So eine Entscheidung ist eine Frage von Haltung und Konsequenz: Biozidfrei in die Zukunft.

Autor

Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

„Jetzt ist der Markt reif dafür, sämtliche Putze als ,AquaBalance-Putze‘ anzubieten. Damit fallen alle herkömmlichen Putze mit biozidem Algenschutz weg“

Dauerhaft schön - schneller trocken

Ab 2019 bietet Saint-Gobain Weber sein komplettes Putzsortiment mit der umweltfreundlichen AquaBalance-Technologie an und macht AquaBalance-Putze damit zu seinem Standard.

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