Abdichtung von Garagen und Balkonen mit mineralischen Beschichtungen

Der Außenbereich ist der Witterung voll ausgesetzt. Für den Schutz, die optische Aufwertung oder die Sanierung von Garagen und Balkonen kamen bislang harzgebundene Produkte  zum Einsatz. Eine Alternative sind mineralische Beschichtungen mit geringer Aufbauhöhe, die direkt nutzbar sind.

Soll der vorhandene Betonboden geschützt oder optisch aufgewertet werden, kommen in Garagen und im Außenbereich üblicherweise harzgebundene Beschichtungen oder Fliesen zum Einsatz. Dies ist bedingt durch die exponierte Lage und Einwirkung von Witterungseinflüssen. Vor allem starke Temperaturwechsel, zum Beispiel im Sommer durch einen Gewitterregen, oder Beanspruchung durch Frost und Taumitteleintrag im Winter, fordern den verbauten Bodenbelag stark.

Dickschichtige mineralische Systeme sind widerstandsfähig und werden seit vielen Jahren erfolgreich bei diesen Beanspruchungen eingesetzt. Beste Beispiele hierfür sind geeignete Betone und Reparaturmörtel. In der Sanierung sind jedoch dickschichtige Lösungen aufgrund der zu großen Aufbauhöhe keine Option. Türen und Tore lassen oft nur einen gewissen zusätzlichen Materialauftrag von wenigen Millimetern auf dem vorhandenen Boden zu.

Ausgeklügelte Technologie

Die sorgfältige Untergrundvorbereitung bei der Balkonsanierung ist ein Muss
Fotos: PCI

Die sorgfältige Untergrundvorbereitung bei der Balkonsanierung ist ein Muss
Fotos: PCI
Dünnschichtige, direkt nutzbare mineralische Lösungen bieten die notwendigen geringen Aufbauhöhen, kämpften aber bisher mit der Beanspruchung. Das Resultat waren Risse und teilweise Abplatzungen. Moderne mineralische Beschichtungen können dank der ausgeklügelten Technologie im Außenbereich eingesetzt werden und trotzen den Witterungseinflüssen sowohl im Sommer als auch im Winter.

Für den Handwerker bieten mineralische Produkte einen weiteren Vorteil: Harze haben in der Regel eine starke Geruchsentwicklung und Emissionen. Ein mineralisches Produkt wie „Zemtec Outdoor“ von PCI hingegen ist nach GEV-EMICODE als sehr emissionsarm eingestuft.

Moderne mineralische Beschichtungen bilden heutzutage somit eine attraktive Alternative für den Einsatz in Garagen und im Außenbereich. Für ein optimales Endergebnis müssen aber wichtige Punkte bei der Verarbeitung beachtet werden.

Sorgfältige Vorbereitung als Grundlage

Wie bei harzgebundenen Systemen ist jede mineralische Beschichtung nur so gut, wie es der Untergrund zulässt. Daher ist der Untergrundvorbereitung besonderes Augenmerk zu schenken. Die Mindestanforderung an den Untergrund: sauber, trocken, fest, tragfähig, frei von Fetten, alten Anstrichen und sonstigen Rückständen. Starke Verschmutzungen sollten mechanisch, Öl- und Wachsrückstände mit geeigneten Reinigern entfernt werden.

Ausbrüche und Löcher müssen mit entsprechenden Reparaturmörteln verfüllt, Risse mit Injektions- oder Gießharzen verharzt werden. Die Abreißfestigkeit des vorbereiteten Untergrunds darf im Mittel 1,5 N/ mm2 nicht unterschreiten (kleinster Einzelwert 1 N/ mm2). Idealerweise behandelt man die Oberfläche durch Fräsen, Schleifen oder Kugelstrahlen vor. Das Einlaufen der Beschichtung in Randfugen muss durch geeignete Maßnahmen, zum Beispiel Randstreifen, verhindert werden. Anschließend trägt der Handwerker auf die fertig vorbereitete Fläche eine Grundierung auf, um den Haftverbund zu verbessern und die Austrocknung der mineralischen Beschichtung durch Wasser, das vom Untergrund aufgesaugt werden könnte, zu begrenzen.

Auf die Details kommt es an

Um einen optisch ansprechenden Abschluss zu erreichen, werden Kantenprofile mit Epoxidmörtel gesetzt
Foto: PCI

Um einen optisch ansprechenden Abschluss zu erreichen, werden Kantenprofile mit Epoxidmörtel gesetzt
Foto: PCI
Um einen optisch ansprechenden Abschluss an den Seiten eines Balkons oder einer Terrasse zu erhalten, bietet es sich an, wie beim Fliesen Kantenprofile zu setzen. Hierfür werden am besten geeignete Epoxidharzmörtel verwendet, da diese schnell aushärten und eine hohe Festigkeit bieten. Die Grundierung vor Aufbringen der mineralischen Beschichtung sollte in diesem Fall auch auf den Epoxidharzmörtel aufgebracht werden.

Da Terrassen, Balkone und vereinzelt auch Garagen ein vorgegebenes Gefälle und teilweise einen Abfluss haben, sollte der Handwerker für die mineralische Beschichtung eine Verlaufsmasse wählen, die ein leicht thixotropes Fließverhalten hat, wie „Zemtec Outdoor“ von PCI. Solch ein Fließverhalten ermöglicht das exakte Anarbeiten in der Höhe an das Kantenprofil oder an einen Abfluss bei gleichzeitiger Beibehaltung des geforderten Gefälles in der Fläche.

Gerade auf Balkonen ist ein Gefälle notwendig, damit das Wasser weg von den bodentiefen Fenstern und Türen hin zum vorgesehenen Abfluss fließt. Beim Anarbeiten an das Kantenprofil oder an einen Abfluss sollte zusätzlich darauf geachtet werden, dass das aufgebrachte Material in der Gesamthöhe leicht über der Kante steht. So kann das Wasser ungehindert abfließen und es bilden sich keine Pfützen.

Bei der Verarbeitung muss man stets bedenken, dass es sich um mineralische Produkte handelt. Das bedeutet, dass es vereinzelt zu einer leichten Wolkenbildung kommen kann, wie es beispielsweise auch bei Sichtbeton bekannt ist. Der Handwerker sollte diesen Punkt beim Kunden offen ansprechen und ihn darüber informieren. Das Auftreten einer starken Wolkenbildung oder andere Mängel, wie zum Beispiel die Bildung einer Orangenhaut, können durch Sorgfalt bei der Verarbeitung verhindert werden.

Wichtig bei der Verarbeitung

Trotz Gefälle läuft die Beschichtung nicht über die Kante dank thixotroper Fließeigenschaften
Foto: PCI

Trotz Gefälle läuft die Beschichtung nicht über die Kante dank thixotroper Fließeigenschaften
Foto: PCI
Um ein perfektes, mängelfreies Ergebnis zu erhalten, muss der Handwerker die folgenden Punkte beachten. Während des gesamten Einbaus und der Aushärtung sollte Zugluft vermieden werden, da diese eine vorzeitige Hautbildung hervorruft, die die Entlüftung der Beschichtung unterbindet. Unter einer solchen Haut sammelt sich Luft, die nicht austreten kann, was zu einer geringeren Oberflächenfestigkeit führt. Des Weiteren sollte eine für die zu beschichtende Fläche ausreichende Anzahl an Handwerkern vor Ort sein, um zügiges Anarbeiten und einen konstanten Arbeitsfluss zu ermöglichen. Selbst bei kleinen Flächen ist es besser, zu zweit zu arbeiten. Das Abschatten der zu beschichtenden Bereiche verringert starke Temperaturanstiege im Material und ungleichmäßige Aushärtung. Auf Chargengleichheit des zum Einbau vorgesehenen Materials ist ebenfalls zu achten.

Die Wassermenge sollte beim Anrühren der verschiedenen Gebinde immer gleich gehalten und genau abgemessen werden. Nur vollständig getrocknete Werkzeuge bei der Verarbeitung nutzen. Das Stacheln des eingebrachten Materials muss erfolgen, bevor eine Hautbildung eingesetzt hat. Dies gilt auch für das Einstreuen von Farbchips in die noch frische Oberfläche als zusätzliche Gestaltungsmöglichkeit der Fläche.

Bei größeren Garagen oder Außenbereichen bietet es sich daher an, etappenweise vorzugehen. Dabei arbeitet man sich an der kurzen Seite der Fläche schlangenlinienartig vor und stachelt spätestens nach zwei Bahnen. Bei Bedarf kann man jetzt auch Farbchips einstreuen. Anschließend arbeitet man die nächsten Bahnen nach dem gleichen Prinzip an, bis die Fläche fertig ist.

Zusätzlicher Schutz

Nach ausreichender Aushärtung und Trocknung der mineralischen Beschichtung können – sofern gewünscht – transparente Versiegelungen oder Imprägnierungen auf die Fläche aufgebracht werden. Diese bieten einen zusätzlichen Fleckschutz oder können durch die Zugabe von Additiven, zum Beispiel Mikrohohlglaskugeln, die Rutschfestigkeitsklasse des Bodens erhöhen. Entsprechende Produkte sind ebenfalls auf mineralischer Basis erhältlich.

Autor


Dr. Tobias Gutberlet ist Produktmanager Bautechnik bei der PCI Augsburg GmbH.

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