Bodenausgleich bei der Huchler Scheune in Waiblingen

Die denkmalgeschützte Huchler-Scheune in Waiblingen war längst sanierungsbedürftig. Große Teile des Gebäudes waren einsturzgefährdet, daher verstärkte man das Tragwerk mit Stahlträgern. Auf den einzelnen Etagen galt es, Höhenunterschiede der Böden von bis zu 35 cm auszugleichen.

Wer in Waiblingen bei Stuttgart das Beinsteiner Tor in Richtung Innenstadt passiert, stößt in der Nähe der historischen Stadtmauer auf die Huchler-Scheune. Das denkmalgeschützte Gebäude wird zurzeit zu einem Büro- und Wohnhaus umgebaut. Bereits 2013 begann man mit der Sanierung. Algen und Schimmel hatten die Bausubstanz angegriffen, aus Sicherheitsgründen wurden für den Umbau große Teile des einsturzgefährdeten Gebäudes abgestützt. Dabei kam die eigenwillige Statik der historischen Holzbalkenkonstruktion zum Vorschein, die das gesamte Gebäude trägt. Die etwa 300 Jahre alte Konstruktion hatte sich im Laufe der Jahrhunderte zur Südseite hin, in Richtung der angrenzenden Stadtmauer, geneigt. Diese wurde dadurch zur tragenden Außenwand. „Ein neues Konzept für die Statik war dringend nötig“, erinnert sich Zlatko Antolovic, leitender Architekt bei Coast Architects. Neben der Wiederherstellung des Holztragwerks wurden neue Verkehrslasten entsprechend einer Nutzung als Büro- und Wohngebäude zugrunde gelegt. Teile der Holzkonstruktion verstärkte man mit Stahlträgern.

Höhenausgleich, ohne Raumhöhe zu verlieren

Nachdem man die Holzkonstruktion verstärkt hatte, zeigte sich die nächste Herausforderung: „Auf den einzelnen Etagen fanden wir auf die gesamte Hauslänge einen Höhenunterschied des Bodens von bis zu 35 cm vor“, sagt Zlatko Antolovic. „Wir mussten – ohne den Boden mit viel Eigengewicht zu belasten – diesen Höhenunterschied überwinden.“

Fachberater Michael Säle von der Firma Uzin Utz brachte das „Turbolight“-System auf der Suche nach einem geeigneten Produkt für den Bodenaufbau ins Gespräch: Bei dem System handelt es sich um einen Leichtestrich zum Ausgleich von Unebenheiten und Untergrundausbrüchen. Den Unterbau bildet der Ausgleichsmörtel „Uzin SC 914 Turbo“, die zweite Komponente des Systems ist das Renoviervlies „Uzin RR 201“ aus Glasfasern, die mit einem wasserlöslichen Kleber fixiert sind. Der Kleber löst sich auf, sobald der Dünnestrich „Uzin NC 195“ auf das Renoviervlies aufgespachtelt wird. Die Flächenlast auf dem tragenden Untergrund liegt mit dem System unter der Last von konventionellen Estrichen.

Statiker war positiv überrascht

Statiker Martin Geiselhart vom Ingenieurbüro Grau.Wurst.Wisotzki.GbR ging zunächst von einer Ausgleichsschüttung mit einem Gewicht von 400 kg/m³ aus. „Der Leichtausgleichmörtel hat ein angegebenes Gewicht von 260 kg/m³. Das entspricht 65 Prozent der ursprünglichen Lastannahme für die Ausgleichsschüttung“, sagt Statiker Geiselhart. Tatsächlich konnte durch die geringe Aufbauhöhe eine Raumhöhe von knapp 2,50 m erreicht werden. Für Antolovic hatte das „Turbolight-System“ noch andere Vorteile: „Gegenüber losen Schüttungen in Verbindung mit Fertigteilestrich mussten keine Platten auf die einzelnen Etagen transportiert werden. Über einen Schlauch, ähnlich wie beim Einbringen eines Estrichs, wurde das gebundene Material eingebracht und war nach 1 bis 2 Tagen begehbar.“ Der Umbau der Huchler-Scheune soll in diesem Jahr abgeschlossen werden, so dass die Mieter noch innerhalb dieses Jahres in die historische Scheune einziehen können.

Autor

Marc Lunkenheimer ist Referent für Marken- und Produktkommunikation bei der Uzin Utz AG in Ulm.

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