Neuer Boden: Umnutzung der alten Post in Tuttlingen zur Kita

Für den Umbau einer ehemaligen Post zu einer Kindertagesstätte hatten die Handwerker nur neun Monate Zeit. In nur zwei Wochen verlegten sie Trockenestrichelemente auf 1100 m² Bodenfläche, danach Gipsfaserplatten, um einen ebenen Untergrund für den abschließenden Vinylboden zu schaffen.

Die Kinder der Kita „Alte Post“ freuen sich: Nach dem Umbau wurde aus dem Gebäude der ehemaligen Hauptpost in Tuttlingen eine moderne Kindertagesstätte. Umfassende Arbeiten waren für den kindgerechten Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes nötig. Der 1923 erstellte Bau wurde für die Sanierung bis auf die Grundmauern entkernt. Tresorraum, Wechselstube und Schalterhalle der alten Post verschwanden dabei. Erhalten blieben dagegen die alte Deckenkonstruktion und zahlreiche architektonische Details, wie etwa die Steinreliefs an der Fassade. Ein neuer Anbau auf der Rückseite ermöglicht die Erschließung von einer Nebenstraße aus. Hier entstand auch ein geschützter Hof mit den Außenanlagen der Kindertagesstätte.

Nur neun Monate Zeit für Sanierung

Die Arbeiten standen unter hohem Zeitdruck. „Nur neun Monate“, sagt Projektleiter Alexander Weisser vom Weber-Architekturbüro aus Gosheim, „standen für die Sanierung der 1500 m² großen Altbaufläche und für den 150 m² großen Neubau zur Verfügung.“ Der Innenausbau erfolgte in Trockenbauweise. Damit ließen sich die neuen Grundrisse realisieren und die hohen Anforderungen an den baulichen Brandschutz erfüllen. „Für alle tragenden Bauteile,“ so Weisser, „musste eine Feuerwiderstandsdauer von F90 nachgewiesen werden.“ In Abstimmung mit der örtlichen Feuerwehr wurde außerdem ein Brandschutzkonzept erarbeitet, das kindgerecht gestaltete Fluchtwege durch das Haupt- und Nebentreppenhaus vorsieht. „Kein Fluchtweg ist länger als 25 m bis zum Ausgang“, sagt Planer Weisser.

Leichtbetondecken mit geringer Tragfähigkeit

Eine besondere Herausforderung waren für die Planer die Hohlkörper-Leichtbetondecken: Die Tragfähigkeit der Decken war auf maximal 70 kg/m² begrenzt. Nach Entfernen der zweilagigen Verbundestriche mussten Unebenheiten von bis zu 70 mm ausgeglichen werden. Vor diesem Hintergrund standen von Anfang an Trocken­estriche im Fokus der Planer, die ein niedriges Flächengewicht haben. Je nach Fabrikat, Aufbau und System sind in Trockenbauweise Flächengewichte ab 20 kg/m² möglich. Bei Zementestrichen etwa müssen je nach Dicke Flächengewichte von 100 bis 120 kg/m² berücksichtigt werden. Die Wahl fiel schließlich auf Gipsfaser-Estrichelemente von Fermacell. Durch ihre Faserarmierung haben sie eine stabile und druckfeste Oberfläche, die auch im Bereich der Stoßfugen starken Belastungen standhält. „Der Zeitdruck war bei dieser Baustelle enorm hoch. Trockenestrichelemente können einfach und in relativ kurzer Zeit verlegt werden. Dadurch ist es uns gelungen, die rund 1100 m² große Fläche in der vorgesehenen Zeit von zwei Wochen fertigzustellen“, sagt Lothar Hauch, Inhaber des Stuckateur- und Trockenbaubetriebs Lothar Hauch GmbH aus Villingen-Schwenningen.

Unebenheiten mit Schüttung ausgeglichen

Beim Umbau der alten Post zur Kindertagesstätte kam das 25 mm dicke Fermacell Estrichelement „2 E 22“ zum Einsatz, das für das Verlegen auf Fußboden-Warmwasserheizungen entwickelt wurde. Es besteht aus zwei verklebten, 12,5 mm dicken Fermacell-Gipsfaserplatten im Format 150 x 50 cm. Mit einem umlaufenden Stufenfalz werden die Elemente verbunden. Vor der Verarbeitung der Estrichelemente glich man zunächst die Unebenheiten im Untergrund aus. „Es war schwer, bei dem großen Höhenunterschied eine ebene Fläche hinzubekommen“, sagt Lothar Hauch, es gelang aber mit der Ausgleichschüttung von Fermacell, die bis zu einer Schütthöhe von 60 mm (im Wohnbereich bis 100 mm) verarbeitet werden kann.

Wärmeleitbleche auf der Fußbodenheizung

Die Schüttung wird direkt auf den trockenen Untergrund aufgebracht und planeben abgezogen. Auf Dämmplatten aus extrudiertem Polystyrol-Hartschaum (XPS) verlegte man anschließend die Fußbodenheizungselemente. Abgedeckt wurden die Heizelemente mit Wärmeleitblechen, das sorgt für eine schnelle Wärmeübertragung und bietet eine Auflage für die Estrichelemente. Verlegt wurden die Estrichelemente von links nach rechts im schleppenden Verband, mit einem Fugenversatz von über 20 cm. Dabei achteten die Mitarbeiter von Lothar Hauch darauf, dass keine Kreuzfugen entstanden. Die einzelnen Elemente wurden mit Es­trichkleber von Fermacell verklebt und anschließend im Falzbereich mit einem Druckluftnagler verklammert.

Nach Aushärten des Klebers belastbar

Mit den Trockenestrichelementen wurde keine zusätzliche Feuchtigkeit in den Bau eingebracht. Während bei normalen Estrichen eine Trocknungszeit von mehr als vier Wochen berücksichtigt werden muss und der Boden in diesem Zeitraum nicht belegt werden darf, kann nach dem Verlegen von Trockenestrichelementen schon nach einem Tag weiter gearbeitet werden. Die Estrichelemente waren nach dem Verlegen sofort begehbar. Einen Tag später waren sie bereit für das Verlegen von Gipsfaserplatten als nächste Schicht.

Ebene Oberfläche für Vinylboden

Die Belastbarkeit der Unterbodenkonstruktion sollte erhöht werden, außerdem wollte man eine ebene Oberfläche für den Vinylboden schaffen. Beides erreichte man mit einer Lage 10 mm dicker Gipsfaserplatten auf dem Trockenestrich. Die zulässige Punktlast der Konstruktion konnte so um 1 kN (von 3 kN auf 4 kN) gesteigert werden. Mit einem Flächengewicht von 64 kg/m² blieb der Aufbau unter dem statischen Limit.

Gipsfaserplatten im schleppenden Verband

Montiert wurden die Gipsfaserplatten im schleppenden Verband. Dabei verlegten die Handwerker die Platten zu den darunterliegenden Estrichelementen mit einem Fugenversatz von ≥ 20 cm. Zunächst trugen sie dazu Estrichkleber von Fermacell in Raupenform auf die Es­trichelemente auf, bevor sie mit den Schnellbauschrauben des Herstelers im Raster von etwa 250 x 250 mm in die Plattenfläche den nötigen Anpressdruck herstellten. Abschließend wurde ein widerstandsfähiger Vinyl-Boden verlegt, auf dem nun die Kinder ungestört spielen und toben können.

Autorin

Rita Jacobs M.A. führt ein PR-Büro mit Schwerpunkt Bau und Architektur in Düsseldorf. Sie unterstützt die Firma Ferma­cell bei der Pressearbeit und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für die Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

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