Studentenwohnheim in Loeben umgebaut

Von außen hat sich am fast 100 Jahre alten Studentenwohnheim in Loeben nicht viel verändert.Im Inneren ist dafür umso mehr passiert: Dank moderner Trockenbaulösungen dauerte der Umbau nur ein Studienjahr.

In ein paar Jahren feiert das Studentenwohnheim in Leoben sein 100-jähriges Bestehen. Zwar musste der Ostflügel 2006 abgebrochen werden, doch der Hauptbaukörper konnte dank Sanierung und Umbau erhalten und auf den neuesten bautechnischen Stand gebracht werden. Nach außen zeigt sich das Gebäude im historischen Gewand in drei Ebenen gegliedert: Bruchsteinfassade im Erdgeschoss, verputztes Ziegelmauerwerk im ersten Obergeschoss und Holz im zweiten und dritten Obergeschoss. Innen hatte das Wohnheim jedoch sowohl in technischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht das Ende des Lebenszyklus erreicht. Daher wurde es grundlegend umgebaut. Dabei entstanden 36 Einzel- und 13 Doppelzimmerwohneinheiten. Zudem verbesserte die mit dem Projekt betraute ArGe Reisinger-Schöbel – Kutscher – Feldbacher die Qualität der zwei Gemeinschaftsbereiche und der Wohnheimplätze heben und das Erscheinungsbild sowie die Atmosphäre im Inneren stark.

Neue Zimmerwände und Schächte in Trockenbauweise

Im Zuge der Sanierung wurden die bestehenden Wasch- und Teeküchen aufgelöst und neue Wohneinheiten durch Abbruch der Zwischenwände geschaffen. Die für die Sanitärräume notwendigen Installationsschächte fanden entlang der tragenden jeweiligen Mauern beziehungsweise im Zentrum der Zimmer Platz. Nachdem die Geschossdecken des Bestands nur bedingt belastbar waren, wurden die neuen Zimmerwände und Schächte überwiegend in Trockenbauweise errichtet. Für diese Wahl sprach neben statischen und bauphysikalischen Gründen auch die damit einhergehende Zeitersparnis. „Die Arbeiten mussten schnell vonstattengehen, weil das Wohnheim nur ein Studienjahr geschlossen werden durfte und zu Semesterbeginn fertiggestellt sein musste“, erinnert sich Christian Rumpf, der als Projektleiter der Herzog Baugesellschaft mbH & Co. KG die Ausführung der Trockenbauarbeiten betreute. Statt Nassestrich, Beton und Ziegeln kamen rund 12000 m2 Gipsplatten von Siniat zum Einsatz. Sie erwiesen sich als gute Möglichkeit, um Schall- und Brandschutzanforderungen ebenso zu lösen wie die Anforderungen an Hochnässebereiche oder die Innendämmung der Außenwände.

Innenausbau mit harter Mehrzweckplatte

So erhielten die Fassaden auf den Rauminnenseiten Vorsatzschalen auf Basis von CW 50- und CW 75-Profilen. Diese wurden entsprechend mit 8 cm bis 14 cm dicken Mineralfasermatten gedämmt, mit einer Dampf­sperre versehen und an den Rauminnenseiten mit der harten Mehrzweckplatte „LaPlura Classic“ beplankt.

In den Studentenzimmern wünschte sich der Bauherr höchstmöglichen akustischen Komfort bei geringen Wanddicken. Für die platzsparenden Wandkonstruktio­nen setzten die Handwerker CW 50- beziehungsweise CW 75-Profile ein, die mit „LaPlura Classic“ Platten beplankt wurden. „Die Wände mussten so aus­geführt werden, dass sie auch temperamentvollen Nutzern gewachsen sind und nicht leicht beschädigt werden können“, lächelt Rumpf. Aufgrund ihrer großen mechanischen Festigkeit und der um 70 Prozent höheren Oberflächenhärte als bei Standardgipsplatten sowie ihrer hohen Schallabsorptionsfähigkeit Rw von bis zu 66 dB bei Einfachständerwänden und 71 dB bei Doppelständerwänden fiel auch in diesen Bereichen die Wahl auf „LaPlura Classic“.

Auch die Trennwände zwischen den Wohneinheiten errichteten die Handwerker in Trockenbauweise. Um ausreichenden Schallschutz zu gewährleisten, kam für diese Wände eine mehrschalige Konstruktion zum Einsatz: Zwei Lagen 12,5 mm „LaPlura Classic“ auf CW 75-Profilen, Mineralfaserdämmung in den Gefachen zwischen den Profilen sowie eine weitere Lage „LaPlura Classic“ auf der Wandinnenseite bilden die erste Schale. An diese grenzen nochmals Metallständer aus CW 75-Profilen an, die mit Mineralfaserdämmung in den Gefachen isoliert und außen mit zwei Lagen 12,5 mm „LaPlura Classic“ beplankt wurden. Dank dieser Bauweise konnte der geforderte rechnerische Schallschutzwert Rw,res von 71 dB problemlos erreicht werden.

Feuchtigkeitsresistente und wasserabweisende Spezialplatten für die Duschen

Im Bereich der daran angrenzenden, einander gegenüberliegenden Sanitärzellen ergänzten die Hand­werker die mehrschalige Konstruktion nochmals um Vorsatzschalen, um dahinter Elektro- und Installationsleitungen zu verziehen. Als Beplankung diente wiederum die 12,5 mm dicke Hartgipsplatte. Diese nach DIN EN 520 mit einer H1 Zertifizierung ausgezeichneten Platten nehmen weniger als 5 Prozent Feuchtigkeit auf und eignen sich daher besonders für Bäder. In den Hochnässebereichen respektive den Duschen verbauten die Trockenbauer die feuchtigkeitsresistente, wasserabweisende Spezialplatte „LaHydro“ auf CW 50- beziehungsweise CW 75-Profilen, die sie mit Mineralwolle ausfachten. „Die ,LaHydro‘ hatte sich im Vorfeld als einzige Platte erwiesen, die in ihren Eigenschaften mit zementgebundenen Platten konkurrieren kann“, erzählt Erhard Lambauer, technischer Berater bei Siniat. Im Vergleich zu letzteren überzeugte sie die Handwerker durch ihre einfache und saubere Verarbeitbarkeit, wie man sie von Standard-Gipsplatten kennt, und die damit einhergehende Zeitersparnis.

Gewichtsersparnis dank Trockenunterboden

Aufgrund der geringen Aufbauhöhen und der mangelnden Belastbarkeit der Unterkonstruktionen griffen die Architekten bei den Bodenaufbauten der Flure sowie im gesamten Dachgeschoss auf das Bo­den­system „LaPlura“ zurück. Vorgabe war in diesem Fall, eine möglichst hohe Schallabsorption zu erreichen, ohne durch den neuen Bodenaufbau zusätzliches Gewicht auf die Bestandsbalken aufzubringen. Dazu wurden diese zunächst mit einer Schalung und mit einem Rieselschutz als Untergrund für eine gebundene Schüttung versehen. Als oberste Lage wurde der 2 x 10 mm dicke Trockenunterboden LaPlura schwimmend verlegt. „Die Montage des Bodenaufbaus war sehr kompliziert, da fast jedes Zimmer eine andere Durchgangshöhe aufwies, die wir, soweit möglich, mit der Schüttung kompensieren mussten“, erinnert sich Christian Rumpf.

Brandschutz für Stahlstützen und Stahlträger mit Spezial-Feuerschutzplatten

Um die Tragfähigkeit der ursprünglichen Konstruktion zu optimieren, kamen im Zuge des Umbaus und des Dachgeschossausbaus auch eine Vielzahl von Stahlstützen und Stahlträgern zum Einsatz. Aus Brand­schutzgründen mussten diese feuerbeständig bekleidet werden, wobei die Brandschutzanforderungen von R30 bis zu R90 variierten. Basis bildete in jedem Fall eine Unterkonstruktion aus CW 50- beziehungsweise CD 50-Profilen. Diese montierten die Handwerker an den Stützen beziehungsweise Trägern und beplankten sie im Anschluss mit zwei Lagen der 15 mm dicken Spezial-Feuerschutzplatte „LaFire“ beplankt. Diese Platte bietet sicheren Brandschutz von F 30 bis F 180 und ist für eine Vielzahl von Konstruktionen geprüft und zertifiziert. Die Träger und Balken im Dachgeschoss wurden auf der Rauminnenseite zunächst mit Steinwolle gedämmt und mit diffusionsoffener Dampfbremse verpackt, bevor sie mit „LaFire“ eingehaust wurden. In der letzten Geschossdecke fertigten die Handwerker zudem Kanäle und einen Schacht aus der Spezial-Feuerschutzplatte, um darin Elektro- und Haustechnikleitungen zu führen. Nicht zuletzt wurden aus optischen Gründen im gesamten Haus abgehängte Decken eingebaut und die Sozialräume zusätzlich mit faserarmierten Feuerschutzplatten „LaFlamm“ von Siniat brandschutztechnisch optimiert.

„In jedem Stockwerk standen verschiedene Herausforderungen an, da im Altbau überall unterschiedliche Baustoffe eingesetzt worden waren. Entsprechend musste jedes Anschlussdetail bestimmte Gesichtspunkte berücksichtigen, von der Dämpfung über Materialübergriffe bis hin zur Statik“, erinnert sich Erhard Lambauer.

Autorin

Christel Biendara ist Leiterin Marketing & Kommunikation bei der Siniat GmbH in Oberursel.

Baubeteiligte (Auswahl)

Bauherr Studentenunterstützungsverein

Akademikerhilfe Wien, www.akademikerhilfe.at

Architekt ARGE Reisinger-Schöbel – Kutscher –

Feldbacher, Wien, www.dirita.at

Trocken- und Umbauarbeiten

Herzog Baugesellschaft, Graz, www.granit-bau.at

Trockenbausysteme Siniat, Oberursel,

www.siniat.de/de-de/

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 1-2/2014

Raumsystem in Trockenbauweise

Das neue Raumsystem von Siniat ist flexibl und wirtschaftlich und kann sowohl in neuen als auch bestehenden Gebäuden eingesetzt werden – auch während der Nutzungsphase bei Renovierungen, bei...

mehr
Ausgabe 06/2014

Selbsttragendes Raumsystem

Das selbsttragende und freistehende Raumsystem von Siniat erfüllt bauphysikalische Anforderungen an die Statik sowie den Brand- und Schallschutz eigenständig. Mit ihm lassen sich Raumhöhen bis zu 4...

mehr
Ausgabe 7-8/2018

Modernisierung und Umbau einer Frankfurter Wohnsiedlung in Trockenbauweise

Aus der typischen 1920er-Jahre-Siedlung in Frankfurt-Riederwald ist nach Pl?nen des B?ros Christoph M?ckler Architekten ein schickes, modernes Stadtquartier geworden

Der Frankfurter Stadtteil Riederwald ist einer der kleinsten Frankfurter Stadtteile. Zwischen 1910 und 1928 entstand hier in drei Bauabschnitten eine Arbeitersiedlung, die bis heute in ihrer...

mehr
Ausgabe 11/2012

Vor dem Einsturz bewahrt Sanierung eines neugotischen Gebäudes in Leipzig

Das Wohnhaus in der Leipziger Seeburgstraße wurde 1855 vom Leipziger Maurermeister Otto Steib für den Theologieprofessor F. W. Lindner im Stile der Neugotik erbaut. Aus Ziegelmauerwerk zeigt es...

mehr
Ausgabe 09/2015

Aufbruch in neue Dimensionen Siniat will durch neue Ausrichtung Marktposition verbessern

Ein ganz junges Unternehmen mit langer Tradition – zwei auf den ersten Blick widersprüchliche Aussagen, doch auf die 2012 gegründete Siniat GmbH treffen sie beide zu. Denn auch wenn der zur...

mehr