Normengerechte Neubauabdichtungen am Gebäudesockel mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen nach DIN 18533

Der Gebäudesockel dient als witterungs- und wetterbeständiger Spritzwasserschutz.Die Sockelabdichtung sollte hinterlaufsicher an die erdberührte Bauwerksabdichtung angeschlossen sein. Die Regelungen der neuen DIN 18 533 passen Planung und Ausführung an die Baupraxis an.

Spritzwasser wirkt oberhalb des Terrains unterhalb der Geländeoberkante (GOK), im Übergang zum Erdreich wird der Sockel zusätzlich mindestens mit Feuchtigkeit belastet. Hieraus ergibt sich die Anforderung, dass die für nicht wasserdichte Bauteile notwendige Sockelabdichtung an die erdberührten Bauwerksabdichtung fehlstellenfrei anzubinden ist, um den Gebäudesockel dauerhaft schadfrei zu halten. Bedingt durch die Art der Konstruktion der Fassaden müssen hierfür die Abdichtungen des Sockels geplant, ausgeführt und begleitet werden. Hilfestellungen für die grundlegende Planung, Ausführung der Abdichtungsarbeiten und zur Auswahl geeigneter Abdichtungsstoffe im Neubaubereich gibt die seit Juli 2017 geltende Abdichtungsnorm DIN 18 533 „Abdichtungen erdberührter Bauteile“.

Sockelkonstruktionen

Sockelkonstruktionen reichen von gestalterisch und optisch anspruchsvollen Putzausführungen über verkleidete, wärmegedämmte bis zu steinsichtigen Varianten. Es wird unterschieden in Sockelkonstruktionen wie:

Einschalige Außenwände aus Mauerwerk
Einschalige Außenwände mit Putz
Einschalige Außenwände mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS)
Einschalige Außenwände mit verputzter Außenwärmedämmung (VAWD)
Zweischalige Außenwände mit Verblendmauerwerk
Sockel mit keramischen Bekleidungen
Vorgehängte hinterlüftete Fassaden
Fassadensockelausbildungen auf nichtmassiven Untergründen und auf holzbasierten Gebäuden
Sonderkonstruktionen

Die DIN 18 533 – Abdichtung von erdberührten Bauteilen[1] regelt die Bauwerksabdichtung von erdberührten Bodenplatten und Wänden gegen Feuchte- und Wassereinwirkungen, die Abdichtungen von erdüberschütteten Deckenbauteilen gegen Sickerwasser, die horizontalen Abdichtungen von Mauerwerkswänden und den Sockelbereich von Fassaden. Diese Norm besteht aus den Teilen:

Teil 1: Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze
Teil 2: Abdichtung mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen
Teil 3: Abdichtung mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen

Einwirkungsart

Die DIN 18 533 klassifiziert die Wassereinwirkung nicht mehr, wie bislang die DIN 18 195, nach der Entstehungsart der Wasserbeanspruchung und dessen Einwirkungsdauer. Relevant für die Beurteilung der Wassereinwirkungsklasse (W) ist die Einwirkungsart und Einwirkungsintensität auf das jeweilige Bauteil. Diese werden für den erdberührten Bereich (E) von W1-E bis W4-E wie folgt definiert:

W1-E Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser

– W1.1-E Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser bei Bodenplatten und Wänden

– W1.2-E Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser bei Bodenplatten und erdberührten Wänden mit Dränung

W2-E Drückendes Wasser

– W2.1-E Mäßige Einwirkung von drückendem
Wasser ≤ 3 m

– W2.2-E Hohe Einwirkung von drückendem Wasser > 3 m Eintauchtiefe

W3-E Nicht drückendes Wasser auf erdüberschütteten Decken
W4-E Spritzwasser und Bodenfeuchte am Wand-
sockel und Kapillarwasser in und unter Wänden

Spritzwasser und Kapillarwasser

Mit W4-E klassifiziert die DIN 18 533 die Wassereinwirkung von Spritzwasser am Wandsockel. Die Abdichtung am Wandsockel muss von etwa 20 cm unter Unterkante Gelände bis 30 cm über Oberkante Gelände geplant werden. Abdichtungsübergänge müssen so ausgebildet werden, dass durch versickernde Niederschläge weder die Sockel- noch die erdberührte Bauwerksabdichtung hinterlaufen werden kann. Zwecks Anpassung der Geländeoberfläche sollte im Endzustand die Sockelabdichtung von 15 cm OK Terrain nicht unterschritten werden. Niveaugleiche Schwellen sind hiervon ausgeschlossen. Bei Holzkonstruktionen sind die Ausführungshinweise und Empfehlungen der Norm DIN 68 800 zu berücksichtigen[2]. Bei nicht massiven Bauwerksuntergründen ist es ratsam, den Empfehlungen des Forschungsberichtes zur Dauerhaftigkeit von Abdichtungen am Sockel zu folgen[3].

Die Abdichtungsbauart nach DIN 18 533 wird ausgewählt durch die Art:

1. der Wassereinwirkungsklasse (W1-E – W4-E)

2. der Rissklasse (R1-E – R4-E)

3. der Raumnutzungsklasse (RN1-E – RN-3) und

4. den Zuverlässigkeitsanforderungen

Hierfür muss der Abdichtungsstoff folgende Anforderungen erfüllen:

Dichtheit
Beständigkeit
Dauerhaftigkeit
Zuverlässigkeit über die geplante Nutzungsdauer
Anordnung auf der Wasser zugewandten Seite
Verhalten bei Bewegungen der Bauteile
Rissüberbrückungsverhalten

Die in der DIN 18 533 geregelten Abdichtungsbauarten für flüssig zu verarbeitende Abdichtungsstoffe auf massiven Untergründen sind in Rissüberbrückungsklassen (RÜx-E) eingeteilt:

RÜ1-E – geringe Rissüberbrückung, ≤ 0,2 mm (MDS)
RÜ2-E – mäßige Rissüberbrückung, ≤ 0,5 mm (FLK/PMBC)
RÜ3-E – hohe Rissüberbrückung, ≤ 1,0 mm mit
einem Rissversatz ≤ 0,5 mm (FLK/PMBC)
RÜ4-E – für sehr hohe Rissüberbrückung von
≤ 5,0 mm mit einem Rissversatz ≤ 2,0 mm werden von keinem flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoff erfüllt.

Abdichtungsbauarten nach DIN 18 533 müssen rissüberbrückende Eigenschaften aufweisen. Die Rissüberbrückungsklasse (RÜx-E) ist mindestens mit RÜ1-E für Abdichtungen im Sockelbereich zu wählen. Die rissüberbrückenden Eigenschaften sind abhängig von der Abdichtungsbauart, den Eigenschaften des Abdichtungsstoffs, eventuell vorhandener Verstärkungen, der Schichtdicke, der Lagenzahl und der Art des Haftverbunds zum Abdichtungsuntergrund.

Diese Abdichtungsbauarten mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen wurden mit der Einführung der DIN 18 533 für diesen Anwendungsbereich neu geregelt. Kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen (PMBC) hatten sich in der Anwendung als erdberührte Bauwerksabdichtungen bereits seit Jahrzehnten bewährt. Für Sockelabdichtungen ist PMBC allerdings nur bedingt geeignet.

Abdichtungen nach W 4-E können in/unter Wänden  mit MDS oder mit FLK ausgeführt werden. Flüssigkunststoff findet hier im Anschlussbereich von spritzwasserbelasten Sockelbereich an bodentiefe Türen, Fenster und Durchdringungen Anwendung. Im spritzwasserbelasteten Bereich von Fassaden werden nach DIN 18 533 W4-E Teil 3 vornehmlich MDS ausgeführt. Die für diese Abdichtungsbauarten erforderlichen Hilfsstoffe und Ausführungshinweise werden in der DIN 18 533 in den Normenteilen 1 und Teil 3 geregelt. Den Angaben und Prüfergebnissen der Allgemein bauaufsichtlichen Prüfzeugnisse (AbP) ist über den Herstellerangaben der technischen Datenblätter Folge zu leisten.

Sockelabdichtungen mit PMBC/ MDS/FLK sollten nur ausgeführt werden, sofern die Witterung die Arbeiten erlauben. Der Untergrund muss tragfähig und trocken sein. Als Vordichtung ist für MDS oder PMBC mineralische nicht rissüberbrückende, starre mineralische Dichtungsschlämme geeignet. Die Untergrundvorbehandlung beginnt mit dem fasen der Außenecken. Innenecken werden gerundet, um eine gleichmäßige Schichtdicke der hautförmigen Abdichtung zu ermöglichen. Bei grobporigen, rauen und/oder unebenen Untergründen kann eine Kratzspachtelung zur Egalisierung der Fläche erforderlich sein. Hierfür kann der Abdichtungsstoff bei < 5 mm Fehlstellen, offenen Mauerwerksfugen oder Unebenheiten verwendet werden. Fehlstellen > 5 mm oder Ausbruchstellen werden mit systemkompartiblen Mörteln verschlossen. Vor dem Auftrag der Abdichtung wird herstellerbedingt eine auf das System abgestimmte Grundierung aufgetragen. Die Abdichtungsbauart mit flüssig zu verarbeitenden, erst an der Baustelle erhärtenden Abdichtungsstoffen muss eine fehlstellenfreie, vollflächig deckende und auf dem Untergrund haftende Abdichtungsschicht in geforderter Mindesttrockenschichtdicke ergeben.

Nach Ausführung der Arbeiten muss vorzeitige Belastung durch Wasser oder Witterungseinflüsse wie Frost ausgeschlossen werden um Trocknung und Haftung sicherzustellen, ansonsten sind Schutzmaßnahmen zu treffen. Folgearbeiten wie Schutz-/ und Nutzschichten dürfen erst nach vollständiger Durchtocknung der Abdichtungsmembran erfolgen. Sie müssen mit dem Abdichtungsstoff verträglich sein und können Nutzschichten des Bauteils sein.

Sockelabdichtung nach DIN 18 533 mit MB 2K

„MB 2K“ vereint die Eigenschaften von rissüberbrückenden, mineralischen Dichtungsschlämmen (MDS) und kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen (PMBC) in einem Produkt nicht nur für die Sockelabdichtung, sondern für die gesamte Bandbreite der Bauwerksabdichtung. Die Abdichtung wird in zwei Aufträgen „frisch in frisch“ mit einer Nassschichtdicke und Auftragsmenge aufgebracht, dass dieses eine fehlstellenfreie Mindesttrockenschichtdicke von 2 mm ergibt. Das reaktive Bindemittelsystem von „MB 2K“  wurde so weiterentwickelt, dass es in der Lage ist, witterungsunabhängig in kürzester Zeit vollständig zu vernetzen und dabei mit dem modifizierten Gummigranulat-Zuschlag < 18 Stunden in der geforderten Sockelschichtdicke zu reagieren. Die Dehnfähig-/, Druckfestig-/ und die Haftzugfestigkeit auf unterschiedlichsten Untergründen ermöglichen Anbin-
dungen auch an nicht mineralische Baustoffe. Kompliziert wechselnde Schichtfolgen und Wartezeiten sind durch den Einsatz von „MB 2K“ hinfällig.

Baustoffbedingt haftet eine Sockelabdichtung aus MDS nur auf mineralischen Untergründen. Das heißt, dass sie im Neubau vor der bituminösen, erdberührten Abdichtung aufgebracht werden muss und die erdberührende Wandflächenabdichtung aus PMBC überlappend > 10 cm auf die Mineralische Dichtungsschlämme geführt wird. Der entscheidende Vorteil von „MB 2K“ ist die Klebfähigkeit der polymeren Komponente auf der Bitumenabdichtung. Somit können im  Verlauf des Baufortschritts die Sockelabdichtung später über die PMBC Abdichtung der Kellerwände hinterlaufsicher ausgeführt werden. Gleiches gilt für Durchdringungen, Anschlüsse oder Übergänge. Im Anschlussbereich von Haustüren und bodentiefen Fenstern zu mineralischen und nichtmineralischen Untergründen erfolgt dieser Anschluss wasserdicht mit vliesverstärkten oder selbstklebenden Fugenbändern und Überarbeitung mit „MB 2K“.

Fazit

Durch die Einführung der DIN 18 533 – Abdichtung von erdberührten Bauteilen –  im Juli 2017 erhält das Bauteil Sockel eine eigene Zuordnung. Feuchte- und Wassereinwirkungen in und unter Wänden durch Sicker- und/oder Kapillarwasser sowie des Wandsockels durch Spritz- und Oberflächenwasser werden in dieser Norm mit Wassereinwirkklasse W 4-E bezeichnet. Die Regelungen der DIN 18 533 für die Planung und Ausführung der Abdichtungsbauweisen, speziell der Sockelabdichtung wurden der Baupraxis angepasst. Neben den Ausführungshinweisen für die flächige, erdberührte Bauwerksabdichtung werden auch die zu beachtenden Regeln der Detailausbildung, der An- und Abschlüsse, für Übergänge, und von Bewegungsfugen beschrieben. Dieses ergibt die klare Struktur der Norm und eine bessere Abgrenzung der Zuständigkeiten für die am Bau Beteiligten. Die Aufnahme neuer, flüssig zu verarbeitender Abdichtungsstoffe, die  erst an der Baustelle erhärten, werden in der DIN 18 533 neben den erweiterten Anwendungsbereichen den Planenden und Ausführenden die Arbeit erleichtern. Den Fachleuten obliegt es nun die Abstimmungsprobleme der betreffenden Gewerke aufzuheben, um den bekannten Planungs- und Ausführungsfehlern vorzubeugen.

Autor

Rainer Spirgatis ist Bereichsleiter RTS Remmers Technik Service Geschäftsbereich Bautenschutz bei der Remmers GmbH in Löningen.

Literaturverzeichnis

[1] Vergl. DIN 18 533-1:2017-07 „Abdichtung von erdberührten Bauteilen“ — Teil 1: Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze; DIN Deutsches Institut für Normung e. V.; Beuth Verlag GmbH, 10772 Berlin

[2] siehe zuvor, 8.8.2 Wandsockel; 8.8.2.1 Allgemeines

[3] Sous, S.; Wilmes, K.; Zöller, M. „Dauerhaftigkeit von Abdichtungen Auf nicht-massiven Untergründen Im Sockelbereich“; Forschungsbericht aiBau, abgeschlossen im März 2016 www.aibau.de/aibau/forschung/veroeffentlichungen.php

[4] Vergl. DIN 18 533-1:2017-07 Tabelle 8; DIN 18 533-2:2017-07 Tabelle 9 und 17 sowie DIN 18 533-3:2017-07 Tabelle 1

[5] Vergl. DIN 18 533-1:2017-07 „Abdichtung von erdberührten Bauteilen“ — Teil 3: Abdichtung mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen; Tab. 4, 7, 10

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