Was Sie bei der Verarbeitung des neuen Hochleistungsdämmstoffs „Slentex“ wissen müssen

„Slentex“ ist ein neuer, nicht brennbarer Hochleistungsdämmstoff mit Silica-Aerogel für schwierige Anwendungsgebiete im Innen- und Außenbereich. Anfang 2018 hat BASF den flexiblen Dämmstoff auf den Markt gebracht. Wir erklären, was das Material kann und wie man es verarbeitet.

„Slentex“ wird als 10 mm dicke Matte aus einem flexiblen, reiß- und druckfesten Hochleistungsdämmstoff angeboten, der aus einem mineralischen Verbund-material mit Silica-Aerogel besteht. Der Dämmstoff besitzt eine erklärte Wärmeleitfähigkeit von 19 mW/mK und dämmt damit etwa doppelt so gut wie herkömmliche EPS- oder Steinwoll-Dämmstoffe. Eine vergleichbare Dämmleistung ist somit bei halber Materialdicke erreichbar. Das Material ist nicht brennbar, in der Baustoffklasse A2-s1 d0 eingestuft (DIN EN 13501) und CE-gekennzeichnet. Es ist wasserabweisend, wetterfest und durch seine Offenporigkeit zugleich durchlässig für Wasserdampf.

Der neue Hochleistungsdämmstoff wird durch BASF als Rollenware geliefert. Die Matten haben eine Breite von 1,50 m, die Länge der Bahnen beträgt rund 45 m. Zuschnitte in Einzelstücke sind zum Beispiel auf Schneidetischen ohne weiteres möglich. Vorkonfektionierte und kaschierte Teile und Platten, Komponenten und komplette Systeme sind über verschiedene Anbieter im Markt erhältlich.

Einsatzgebiete für den neuen Hochleistungsdämmstoff

„Slentex“ bietet sich als Ergänzung zu anderen nicht brennbaren Dämmstoffen, wie Mineralwolle, dort an, wo nur begrenzter Platz zur Verfügung steht oder wo die Grundfläche einen besonders hohen Wert besitzt. Neben Neubauten eignet es sich für die energetische Sanierung und für denkmalgeschützte Objekte, zum Beispiel bei Vorgaben zu verwendeten Materialien („mineralischer Aufbau“) oder zum Erhalt des historischen Charakters der Fassade. Großflächig kann es auch hinter Bekleidung bei vorgehängten Fassaden, in Kassettenwänden, zum Einpassen in Rahmenkonstruktionen oder in Wärmedämmverbundsystemen verwendet werden. Insbesondere für Wärmebrücken ist der Hochleistungsdämmstoff ideal geeignet. Dazu zählen Durchgangs-, Eingangs- und Anschlussbereiche wie Türen, Balkone, Terrassen, Fenstersimse und Fensterlaibungen, Rollladenkästen, Heizungsnischen oder Isolatoren für Konsolenanker. In der Haustechnik kann das Material bei der Bekleidung von Rohrleitungen oder Lüftungskanälen, in Rohrschalen und Manschetten, oder als Wickelvlies helfen, wertvollen Platz zu sparen.

So wird der Hochleistungsdämmstoff verarbeitet

Das Material ist flexibel, robust und kann einfach zugeschnitten werden. Es lässt sich biegen, bis zu einem gewissen Grad rollen und kann in Gefache eingepresst werden. Eine Verdichtung hat hierbei keine Verschlechterung der Dämmeigenschaften zur Folge. Wegen möglicher Staubentwicklung sollten Rollen und Platten allerdings nicht geworfen oder aus größerer Höhe fallengelassen werden. Für Transport und Lagerung gilt wie für die meisten anderen Baustoffe auch: Die Produkte sollten trocken und eben gelagert werden, vor direkter Sonneneinstrahlung, Schlagregen und extremen Wetterbedingungen, sowie vor organischen Lösemitteln geschützt werden.

Für Zuschnitte werden die besten Ergebnisse mit einem Wellenschliff-Dämmstoffmesser erzielt. Auch mit einem Cuttermesser lässt sich das Material gut schneiden. Dazu wird der Dämmstoff auf eine ebene, feste Unterlage gelegt und mehrfach entlang einer Führung geschnitten. Für kleinere Schnitte und geringe Dicken ist auch die Verwendung einer robusten Schere möglich. Übliche Sägen wie Kreis-, Stich- oder Bandsägen können für gerade Schnitte und Kurvenschnitte verwendet werden. Dabei sollte allerdings darauf geachtet werden, dass ein Sägeblatt mit Wellenschliff oder ein Sägeblatt mit möglichst vielen Zähnen verwendet wird. Sägeblätter mit wenigen Zähne oder verschränkter Zahnung sind hierfür schlecht geeignet.

Für Lochbohrungen nimmt man Bohrkronen oder kann die Löcher stanzen. Einfache Bohrungen, wie Löcher und Durchführungen für Dübel oder Kabel, können mit üblichen Bohrmaschinen und Aufsätzen durchgeführt werden. Nuten und Profile werden am besten ebenfalls gesägt oder geschnitten und nicht gefräst.

Wegen möglicher Staubentwicklung sollte bei allen Säge- und Bohrarbeiten in Räumen eine Absaugung vorgesehen werden. Anfallende Stäube sollten nicht mit Druckluft abgeblasen oder anderweitig aufgewirbelt, sondern am besten feucht oder mit einem Industriestaubsauger aufgenommen werden.

Mehrlagige Dämmplatten können aus der 10 mm dicken Matte durch Verkleben von zugeschnittenen Platten und Paneelen hergestellt werden. Für die Verklebung eignen sich sowohl anorganische Kleber wie Kalium-Wasserglas oder Zement-Binder, als auch organische Kleber wie Polyurethankleber. Bei der Auswahl des Klebesystems muss man die anwendungsrelevanten Randbedingungen und zulassungsbedingten, gesetzlichen Vorgaben für das Gesamtsystem beachten wie Querzugfestigkeit oder Brandverhalten.

Die Montage erfolgt auf bauüblichen Untergründen sehr ähnlich wie bei anderen mineralischen Dämmstoffen. Für „Slentex“-Teile und Systeme muss man hierbei vorrangig die Richtlinien der jeweiligen Hersteller beachten; im Folgenden finden sich dazu ein paar allgemeine Hinweise.

Der Untergrund sollte tragfähig, trocken und staubfrei sein. Durch seine Flexibilität kann der neue Hochleistungsdämmstoff auch auf unebenem Untergrund einfach verwendet werden und die Struktur nachbilden. Falls gewünscht kann ein Ausgleich in der Klebemörtel-Schicht erfolgen. Als Klebesystem eignen sich übliche mineralische Kleber und Werktrockenmörtel (Klebe- und Armiermörtel), die auf den Dämmstoff, den Untergrund oder beide Seiten aufgetragen werden. In der Praxis hat sich eine vollflächige Pressspachtelung auf dem Dämmstoff mit einer der Mörtelschichtdicke entsprechenden Zahntraufel bewährt. Der Dämmstoff wird dann fest auf den Untergrund angedrückt, bei größeren Teilen gegebenenfalls auch unter Zuhilfenahme eines Reibebretts. Da sich wegen der hohen Dämmleistung mögliche Wärmebrücken besonders negativ auswirken, muss man sehr darauf achten, dass sämtliche Fugen frei von Mörtel sind. Eine Verdübelung und andere mechanische Befestigung erfolgt entsprechend der Vorgaben des Systemanbieters. Zur Minimierung von konstruktiven Wärmebrücken werden hier Dübel oder Befestigungssysteme mit hoher thermischer Trennung und kleinstmöglichen Wärmedurchgangskoeffizienten (CHI-Wert) empfohlen.

Worauf man bei der Verarbeitung achten muss

Wie bei vielen mineralischen Baustoffen können auch bei der Verarbeitung von „Slentex“ Stäube anfallen. Dieser Staub stammt aus dem eingebetteten mineralischen Aerogel und kann ein wasserabweisendes und trockenes Hautgefühl erzeugen. Der Staub lässt sich einfach mit Wasser und Seife abwaschen, für die Hautpflege bieten sich übliche nachfettende Hautcremes an. Für die Verarbeitung – insbesondere beim Sägen und Bohren – ist das Tragen einer Staubmaske mit Partikelfilter, sowie Handschuhe und Augenschutz vorgegeben. Bei höherer Arbeitsintensität, zum Beispiel in nicht abgesaugten Räumen, wird zudem das Anlegen geschlossener Schutzkleidung empfohlen (zum Beispiel Einweg-Overall-Schutzanzug). Reste des Dämmstoffs können wie (neue) Mineralwolle entsorgt werden (Abfallschlüssel 17 06 04).

Autoren

Wibke Lölsberg und Christian Schmidt sind im Marketing Construction & New Market Development, Performance Materials Europe bei BASF SE in Ludwigshafen tätig.

Eva Guenther und Anoop Gupta sind bei Integrated Construction Systems bei BASF Construction Solutions GmbH in Trostberg tätig.

„Slentex“ brennt nicht und dämmt doppelt so gut wie

herkömmliche Steinwoll-Dämmstoffe

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