Berufsbekleidung schützt gegen Regen, Wind und Schnee
Der Herbst ist im Allgemeinen nicht für bestes Wetter bekannt. Im Gegenteil: Oft kommt es wie aus Kübeln vom Himmel. Dazu ist es grau und düster. Wer bei solchen Bedingungen im Freien arbeitet, muss die richtige Schutzkleidung haben.
Leistungsfähigkeit von Wetterschutzkleidung in vier Klassen
Im Herbst hat der Nässeschutz einer Kleidung zweifelsfrei die höchste Priorität. Durch Verwendung spezieller Außenmaterialien wird das Eindringen von Feuchtigkeit verhindert und der Körper bleibt trocken. Das gilt allerdings nur solange die Schutzkleidung auch eine gute Atmungsaktivität besitzt. Man denke nur an den guten alten Friesennerz: Er ist zwar dem schlimmsten Dauerregen gewachsen, verwandelt sich aber innerhalb kürzester Zeit in eine tragbare Sauna. Daher wurden die beiden Kriterien Wasserdichtigkeit und Körperklima in der Norm für Wetterschutzkleidung EN 343 als verbindliche Leistungsmerkmale festgelegt. Sie werden als Wasserdurchgangswiderstand (WP) und Wasserdampfdurchgangswiderstand (Ret) gemessen. Der ermittelte Wert wird der entsprechenden Schutzklasse zugeordnet und rechts neben dem Piktogramm – ein aufgespannter Regenschirm – ausgewiesen. Der obere Wert entspricht dabei der Beständigkeit gegen Nässe, der untere Wert drückt die Ableitfähigkeit von Wasserdampf aus, der beim Schwitzen entsteht. Seit der Aktualisierung der Norm im Jahr 2019 gibt es vier Schutzklassen (vorher: drei), wobei die höchste Klasse für optimale Eigenschaften einer Nässeschutzkleidung steht.
Die beiden Leistungskriterien werden an den verarbeiteten Materialien und an Nahtproben ermittelt, nicht jedoch am fertigen Kleidungsstück. Wenn auch dieses geprüft wurde, steht neben dem Piktogramm noch ein dritter Wert: Er gibt Auskunft über die Schutzklasse eines im Regenturm getesteten Teils. Diese Untersuchung ist allerdings nicht verbindlich, weshalb sie eher selten durchgeführt wird.
Softshell-Jacken können keinen Regenschutz!
Während die Schutzklasse direkt auf der Kleidung ausgezeichnet werden muss, geben Hersteller mitunter die ermittelten WP-Werte an. Bei einer wasserdichten Kleidung muss der Wert größer 8000 Pascal (Pa) sein. In einigen Katalogen oder Produktbeschreibungen wird aber auch die Wassersäule eines Kleidungsstücks genannt. Dieser Wert bezeichnet die Höhe einer theoretischen Wassersäule, die auf eine Gewebeoberfläche drückt und wird in Millimetern angegeben. Eine Umrechnung in die normgültige Einheit Pascal ist möglich: 100 mm Wassersäule entsprechen 980 Pa (DIN EN 343, Seite 9). Um die Mindestanforderungen einer Wetterschutzkleidung zu erfüllen, muss daher eine Wassersäule von mindestens 816 mm erreicht werden. Liegt der Wert darunter, ist eine Kleidung lediglich wasserabweisend, nicht aber wasserdicht. Aus diesem Grund sind Softshell-Jacken (der WP liegt bei höchsten 5000 Pa) für den Einsatz im Dauerregen unbrauchbar.
Bei Regenschutzkleidung gilt nur die DIN EN 343
Das Angebot an Regenkleidung ist groß und die Preisunterschiede sind riesig. Die Differenzen entstehen in erster Linie durch die verwendeten Materialien und deren Schutzwirkung, die Ausstattungsmerkmale und die Verarbeitung. Zu den günstigsten Produkten zählen beispielsweise Jacken aus einem Vinyl (PVC)-beschichteten Textil. Der niedrige Preis ist durch eine klägliche Funktionalität erkauft: keine mechanische Beständigkeit, keine Elastizität, maximal zwei Taschen, nicht waschbar, kein Wasserdampfdurchgang, keine Wasserdichtigkeit an den Nähten – und daher keine Zertifizierung nach EN 343. Wenn die betriebliche Gefährdungsanalyse das Tragen von Regenschutzkleidung erfordert, dürfen solche Artikel nicht eingesetzt werden. Dann ist auch günstige Nässekleidung aus Polyurethan-beschichteten Materialien oder mit einer Teflon-Ausrüstung behandelte Hosen Tabu. Zwar besitzen sie eine gewisse Elastizität und eine geringe Wasserdampfdurchlässigkeit, erreichen aber nicht die Mindestanforderungen der EN 343 und sind daher nicht zertifiziert. Dessen ungeachtet findet sich in mancher Produktwerbung der Hinweis auf eine Norm. Diese hat jedoch nichts mit dem in Europa gültigen Standard von Regenschutzkleidung zu tun. So gibt es Online-Produktseiten, in denen für PU-Wetterschutzkleidung (!) ein Verweis auf die EN 430 gemacht ist. In Europa wird diese Norm allerdings für die Bestimmung der flächenbezogenen Masse elastischer Bodenbeläge herangezogen. Es gibt aber auch die GOST-EN 430. Dabei handelt es sich um einen russischen Standard, der allgemeine Anforderungen an beruflich genutzte Schutzkleidung definiert. Bei preiswerter Wetterkleidung empfiehlt sich daher, die ausgelobten Normen beispielsweise unter www.beuth.de zu überprüfen.
PU-beschichtete Regenschutzkleidung kann durchaus auch die Norm für Regenschutzkleidung erfüllen, ist dann aber teurer. Durch Verschweißen der Nähte erreichen sie eine gute Wasserdichtigkeit bis Klasse 3. Der Durchgang von Wasserdampf ist jedoch so niedrig, dass der Ret–Wert von ungefütterten, leichten Artikeln meist nicht über eine Schutzklasse 1 hinauskommt.
Höchstleistung gegen Nässe
Am oberen Ende der Preis- und Leistungsskala liegen Bekleidungskonzepte mit einer innenliegenden Membran, deren bekannteste Vertreterin „Gore-Tex“ heißt. Dazu kommen weitere Systeme, die häufig Phantasienamen der Hersteller tragen. Allen gemeinsam ist ihre Wasserdampfdurchlässigkeit, Wasser- und Winddichtigkeit. Dazu sind sie leicht, dehnbar und waschbar, allerdings nicht ohne textilen Schutz einsetzbar. Daher werden sie mit einem Außenmaterial zu einem 2- und einem zusätzlichen Futterstoff zu einem 3-Lagen-Laminat kombiniert und zu hochwertiger Schutzkleidung verarbeitet, die sich meist durch eine clevere oder extra-lange Schnittführung und vielfältige Details auszeichnen: Dazu gehören beispielsweise innen- und außenliegende Taschen, verdeckte Reißverschlüsse, Taillen- und Saumregulierungen, hoch schließende Kragen oder verstellbare Kapuzen, unter die ein Helm passt. Um die Wasserdichtigkeit der Regenschutzkleidung zu gewährleisten, sind alle Nähte versiegelt – was sich als einziger Schönheitsfehler erweisen kann. Sollten die Spezial-Tapes durch falsche Behandlung kaputtgehen, ist eine Reparatur nicht ohne weiteres möglich: Je nach Membran-System sind nur lizensierte Unternehmen befugt, die Kleidung Instand zusetzen und eine notwendige Nahtversiegelung vorzunehmen. Dazu zählen beispielsweise bundesweit agierende Mietservice-Unternehmen, die eine textile „Rundumversorgung“ anbieten.
Kombi-Regenschutzkleidung für das ganze Jahr
Am Bau meist zu viel: Multinorm-Schutzkleidung
Regenschutzkleidung ist längst nicht mehr auf die reine Abweisung von Nässe oder Nebel beschränkt. Sie wird inzwischen mit weiteren Schutzeigenschaften ausgestattet: In fluoreszierenden Farben und mit Reflexstreifen ausgestattet sorgt sie auf Baustellen in Verkehrsbereichen, bei Nebel und schlechte Sicht- und Lichtverhältnissen für eine hohe Sichtbarkeit der Beschäftigten. Die zusätzliche Warnwirkung ist an dem Piktogramm und dem Hinweis auf die ISO 20471 ablesbar, die ebenfalls gut sichtbar auf der Schutzklei