Brandschutztechnische Ertüchtigung von Werkshallen der Firma Continental Reifen in Korbach

Werkshallen der Firma Continental Reifen mussten in Korbach aufgrund einer Nutzungsänderung brandschutztechnisch ertüchtigt werden. Hierzu wurde das an eine Kathedrale erinnernde Stahltragwerk in Brandschutzplatten „Glasroc F“ eingepackt.

Rund 3500 Mitarbeiter und 150 Auszubildende beschäftigt die Firma Continental Reifen Deutschland an ihrem Standort in Korbach. Täglich werden dort etwa 30 000 Pkw-Reifen gefertigt. Um am Werksstandort eine neue Produktionsanlage für Gummimischungen installieren zu können, wurde für ein altes Kesselhaus auf dem Gelände eine baurechtliche Nutzungsänderung vorgenommen. Das 1948 erbaute Gebäude besteht aus einer massiven Stahlbetonhülle, die innenseitig aufgrund der hohen Nutzlasten und der Gebäudehöhe mit einer groß dimensionierten Stahlkonstruktion unterstützt wird. 1970 wurde es um eine Produktionshalle erweitert, die ebenfalls eine Dachkonstruktion aus Stahl besitzt, die einen Luftraum in einer Höhe von mehreren Stockwerken überspannt.

Hoch, groß und komplex 

„In den Vorgesprächen zu diesem Projekt haben sich für uns einige Herausforderungen ergeben, für die es Lösungen zu finden galt“, erinnert sich Frank Bieber von der mit den Ausbauarbeiten beauftragen Firma Frank P. Bieber e.K. – Ausbausystemtechnik aus Allendorf (Eder). „Da war zum einen die Gebäudehöhe. Stahlträger und Stahlunterzüge mussten teils in rund 20 m Höhe brandschutztechnisch ertüchtigt werden. Hinzu kam die Tatsache, dass parallel zu unseren Arbeiten bereits die Produktionsanlagen für die Gummiverarbeitung installiert wurden. Entsprechend mussten zum einen spezielle Arbeitsgerüste entwickelt werden, die es uns ermöglichten, trotz der beengten Platzverhältnisse an die Tragwerkskonstruktionen zu gelangen. Zum anderen mussten wir so staubfrei wie möglich arbeiten, um die neuen Produktionsanlagen zu schützen.“

Nicht minder komplex gestalteten sich die Arbeiten durch die Stahlbauteile selbst: Fachwerkträger aus Winkelstahlprofilen, diverse Stahlträgerprofile und zahlreiche Kreuzungspunkte von Trägern und Stützen mussten durchgängig in F 90-A gemäß DIN 4102-2 brandschutztechnisch ertüchtigt werden. Unterschiedlichste Dimensionen der Profilstahlkonstruktionen, die teils komplexen Anordnungen unter den Hallendächern sowie ein knapper Zeitplan forderten den vollen Einsatz der Brandschutzexperten.

Staubfreies Arbeiten parallel zur Anlageninstallation

„In enger Abstimmung mit den Anwendungstechnikern von Rigips haben wir uns für eine profilfolgende Bekleidung des Stahltragwerks mit der Brandschutzplatte ,Glasroc F’ entschieden. Um die schwierigen Anordnungen und Verbindungen brandschutztechnisch optimal umsetzen zu können und ein möglichst staubfreies Arbeiten sicherzustellen, haben wir unter anderem eine mobile Zuschnittanlage inklusive Absaugeinrichtung vor Ort installiert. Mit ihr konnten wir auch die vielen kleinen Formate und Details in der Bekleidung passgenau und ohne großen Zeitverlust realisieren“, so Frank Bieber. Es galt HEA-Stahlstützen, Stahlträgerunterzüge und Deckendiagonalen sowie diverse L-Stahlträger und I-Träger (bis HEA 1000 mm) zumeist vierseitig zu bekleiden. Die Dimensionen reichten dabei von 2 m langen Stahlstützen bis zu einem rund 18 m langen HEM-260-Deckenunterzug, der in luftiger Höhe des zweiten Obergeschosses die Halle durchläuft. „Problematisch war insbesondere das teilweise grenzwertige U/A-Verhältnis einiger Fachwerkträger. Viele Abweichungen von Standardkonstruktionen bedingten eine relativ zeitaufwändige Umplanung, die in ständiger Abstimmung mit den Rigips-Technikern erfolgte. Unser Ziel war es, alle Konstruktionen gemäß der vorhandenen Prüfzeugnisse auszuführen, ohne dass zusätzliche Nachweise erforderlich wurden. Und dass auch trotz der vielen freien Konturen, die eine aufwändige Ausbildung von Anschlussdetails erforderten“, sagt Frank Bieber.

Optisch ansprechende Oberflächen

Eine Aufgabenstellung, der Frank Bieber und seine Mitarbeiter mit den Leistungsmerkmalen und den Allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnissen der eingesetzten „Glasroc F“-Platten gerecht werden konnten. Denn diese Brandschutzplatten entsprechen als vliesarmierte Gipsplatten nach DIN EN 15238-1 dem Typ GM-FH2 mit verringerter Wasseraufnahmefähigkeit und verbessertem Gefügezusammenhalt bei hohen Temperaturen. Auch nach langer Brandeinwirkung bleiben die Tragwerksbekleidungen formstabil und rissfrei. Darüber hinaus weisen die Platten sehr glatte und ebene Oberflächen auf. Gerade wenn – wie in Korbach – die Brandschutzkonstruktionen sichtbar bleiben sollen, bedeutet dies einen kaum zu unterschätzenden Vorteil.

„Bekleidet wurden die Stahlkonstruktionen je nach U/A-Wert mit 20 mm oder 25 mm dicken ,Glasroc F’-Platten. Profile mit besonders hohem U/A-Verhältnis erhielten eine doppellagige Brandschutzbekleidung aus 2 x 15 mm dicken Platten. Die vollflächige Verspachtelung erfolgte anschließend mit ,Vario Fugenfüller’. Dank der einfachen Verarbeitung der Platten und des dadurch sehr exakten Zuschnitts konnten wir auch den engen Zeitplan für die brandschutztechnische Ertüchtigung zuverlässig einhalten“, so Bieber.

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Autor

Bernd Sommer ist als Fachberater Trockenbau bei der
Firma Saint-Gobain Rigips in Düsseldorf tätig.

Baubeteiligte (Auswahl)

Bauherr und Planung Continental Reifen Deutschland, Korbach, www.continental-reifen.de

Ausbauarbeiten Frank P. Bieber e.K. – Ausbausystemtechnik, Allendorf (Eder)

Fachberater Trockenbausysteme Jürgen Klingelhöfer, Saint-Gobain Rigips, Düsseldorf, www.rigips.de

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