Farbige Gestaltung historischer Treppenhäuser aus der Gründerzeit in Berlin mit der Schablonentechnik

Die Treppenhäuser einer teilweise unter Denkmalschutz stehenden Wohnanlage aus der Zeit von 1909/1910 in Berlin-Pankow erhielten ihre ursprüngliche, historische Farbigkeit zurück. Großer Wert wurde dabei auf die Anwendung originalgetreuer Verarbeitungstechniken gelegt.

Die wohl älteste und traditionsreichste Genossenschaft Berlins verwaltet einen Bestand von nahezu 8700 Mieteinheiten und betreut etwa 20 000 Mitglieder. Ein größeres Sanierungsprojekt der Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin e.G. war eine Wohnanlage in Berlin-Pankow, bei der zunächst die mit Terrakotta-Ornamenten und Reliefs verzierten Fassaden aufwendig restauriert wurden und der Innenhof eine parkähnliche Neugestaltung erhielt. Die von Architekt Paul Louis Adolf Mebes 1909/1910 entworfene Wohnanlage mit Vorgarten und Gartenhöfen ist geprägt von der traditionellen Berliner Architektur des Historismus und steht als Teilobjekt unter Denkmalschutz. Um dem historischen Charakter der Wohnanlage gerecht zu werden, entschied man sich 2017, die Treppenhäuser zu sanieren. Begonnen wurde mit den Treppenhäusern der Gebäude der Max-Koska-Straße 8 und 11. 

Restauratorischer Befund der Treppenhäuser

Historische Gebäude spiegeln nicht nur unterschiedliche Bautraditionen wieder, sie dokumentieren, wie die Treppenhäuser der Mehrfamilienhäuser in der Max-Koska-Straße 8 und 11 eindrucksvoll belegen, immer auch handwerkliche, künstlerische oder technische Fähigkeiten im Bauprozess. Um diese historischen Werte zu erhalten, erfolgte die Modernisierung der Treppenhäuser unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten. Zielsetzung war eine Gestaltung, die dem Originalzustand so nah wie möglich kommt.

Die Genossenschaft beauftragte den Restaurator, Kunsthistoriker und Bildhauer Karl Hiller mit dem restauratorischen Befund sowie der Konzepterstelung für die gesamte Wohnanalge. In der von Paul Mebes errichteten Wohnanlage haben sich die originalen Farbgestaltungen in den Hauseingängen unter neueren Folgeanstrichen gut bis sehr gut erhalten. Die Kombination der Farbbefunde ließ daher eine Rekonstruktion der Gestaltungen zu“, erläutert Hiller. Die ornamentalen Verzierungen der Treppenhäuser orientieren sich am tradierten klassizistischen Berliner Formenschatz und werden durch historistische wie frühmoderne Elemente ergänzt. Der Befund ergab, dass mehrere Hauseingänge bis auf wenige Details gleich gestaltet waren und andere Hauseingänge Unikate sind.

Beratung zur Materialwahl und zum Anstrichaufbau

Mit welchen Materialien kann das restauratorische Konzept am besten umgesetzt werden? Wie werden die gewünschten Glanzgrade erreicht? Mit diesen Fragen wandte sich die Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin e.G. an Brillux. Nach einer Objektbestandsaufnahme erstellte die Technische Beratung in den gewünschten Farbtönen zunächst Musterplatten, die insbesondere für die Paneelflächen auch unterschiedliche Glanzgrade aufwiesen. Die Auswahl erfolgte dann vor Ort in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Genossenschaft, Denkmalschutz, Denkmalpfleger, Restaurator sowie den mit der Ausführung beauftragten Handwerkern.

Für unter Denkmalschutz stehende Bauten gelten besondere Auflagen, die die Nutzung und vor allem den Umgang mit der Bausubstanz betreffen. So bedürfen nicht nur die Sanierungsarbeiten, sondern auch die Auswahl und die fachgerechte Verwendung sämtlicher Beschichtungsmaterialien der Genehmigung. Guido Bode, Technischer Berater bei Brillux, beriet die Projektbeteiligten über die geeigneten Produkte. „Wenn es um die Sanierung, Renovierung oder Modernisierung von unter Denkmalschutz stehenden Innenräumen geht, bietet das Brillux Komplettsortiment für jede Anforderung die passende Lösung – von den Silikatfarben für mineralische, verkieselungsfähige Untergründe bis zur reversiblen Leimfarbe, die sich im Denkmalschutzbereich speziell auf Stuckdecken sehr gut eignet“, so Guido Bode. Um die Geruchs- und Emissionsbelastung der Mieter so gering wie möglich zu halten, wurde in den Treppenhäusern von einem klassischen Ölfarbenpaneel abgesehen. „Auch wenn es eigentlich nicht die von uns empfohlene Denkmalschutzfarbe ist, fiel mit Blick auf die große Farbtonvielfalt die Entscheidung auf ,Superlux ELF 3000‘ – eine Premiumdispersion, die aufgrund ihrer sehr guten Wasserdampfdiffusionsfähigkeit auch aus denkmalpflegerischer Sicht geeignet ist“, so Bode weiter.

Im Eingangsbereich wurde auf Empfehlung von Brillux zudem ein spezieller Überzug verwendet, um den gewünschten Glanzgrad und eine bessere Reinigungsfähigkeit zu erzielen. Hierfür kam „Creativ Floc-Finish ELF 48“ zum Einsatz. Über den Brillux Lieferservice standen den Handwerkern die gewünschten Farbtöne und Mengen just in time auf der Baustelle zur Verfügung.

Farbgestaltung nach restauratorischem Befund

Im Bereich des Vestibüls der Max-Koska-Straße 8 präsentiert sich das Treppenhaus in kräftigen, erdigen Farbtönen: Boden und Sockel sind mit roten Fliesen belegt. Die Seitenwände erhielten nach Befundlage einen ockergelben Fond-Ton. Darauf wurden teils mithilfe von Schablonen, teils frei, um den handwerklichen Charakter zu betonen, braune und weiße ornamental gestaltete Rahmen aufgemalt, die die Wände in mehrere Felder aufteilen. Grünlich gestaltete Eierstab-Ornamente stellen die Verbindung zur gewölbten Decke des 2,29 m hohen Eingangsbereichs her. Die Decke erhielt zunächst einen Fond in zwei verschiedenen intensiven Grüntönen, die mit Schwammtechnik aufgetragen wurden. Auch hier wurde die gesamte Fläche durch ein ockergelbes Herzblattband sowie ein innenliegendes weißes Quadratband in verschiedene Felder unterteilt. Rote Quadrate mit grüner Raute sorgen für einen spannenden Farbkontrast und nehmen Bezug auf den Rotton im Sockelbereich.

Hochwertige Oberflächen in gewünschter Farbigkeit

Neben der großen Farbtonvielfalt sprach auch die gute Streiflichtunempfindlichkeit für „Superlux ELF 3000“. Die Premium-Innendispersion lässt durch ihren hervorragenden Verlauf auch bei direktem Seitenlicht gleichmäßige, ansatzfreie Oberflächen in edler Mattigkeit entstehen. Von der Vorbereitung des Untergrunds bis zum „Fondanstrich“ wurden die Malerarbeiten in den Treppenhäusern der Max-Koska-Straße 8 und 11 von der genossenschaftszugehörigen Hennigsdorfer Siedlungsgesellschaft mbH ausgeführt. Die Schablonierungen und die Wickel- beziehungsweise Schwammtechnik übernahm die restauratorische ARGE Thomas Gentner & Geri Waser.

Autor

Fabian Störkmann ist als Produktmanager Dispersionen bei der Firma Brillux in Münster tätig.

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Eigentümer / Bauherr BWV Beamten-Wohnungsverein zu Berlin e.G., Berlin, www.bwv-berlin.de 

Restauratorischer Befund Karl Hiller, Berlin, www.karl-hiller.de 

Malerarbeiten Henningsdorfer Siedlungsgesellschaft mbH, Berlin / Restauratorische Arge Thomas Gentner & Geri Waser, Berlin 

Farbberatung Guido Bode, Brillux, Münster, www.brillux.de

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