Kärcher befreit Würzburger Frankoniabrunnen mit Höchstdrucktechnik von Kalk & Co.

Bei der Reinigung des Würzburger Frankoniabrunnens rückten die Experten den dicken Kalkschichten der Bronzefiguren mit Kaltwasserhöchstdruck von 500 bar zuleibe. Die Kalksteinelemente wurden mit einem Heißwasser-Hochdruckreiniger in der Dampfstufe von Moos und Flechten befreit.

Die größte Herausforderung bei der Reinigung des Würzburger Frankoniabrunnens war die Suche nach der geeigneten Technik für die Arbeiten an den Bronzefiguren. Um die starken Versinterungen zu entfernen, wurden bewährte Techniken wie Kaltwasserhochdruck, Trockeneis und Partikelstrahlen getestet. Sie brachten aber nicht das gewünschte Ergebnis und wurden verworfen. Erst durch den Einsatz von Kaltwasserhöchstdruck mit 500 bar gelang dem Team um Reinigungsexperten Nick Heyden das Entfernen der dicken Kalkschichten der Bronzefiguren. Außerdem wurden die Kalksteinelemente mit einem Heißwasser-Hochdruckreiniger in der Dampfstufe von Moos und Flechten befreit.

Ein kniffliger Spagat

Als Kärcher gemeinsam mit der UNESCO im Jahr 2014 eine kostenfreie restauratorische Reinigung ausschrieb, landete der Frankoniabrunnen unter den Top 3-Bewerbern. Der Brunnen hat vor allem mit dem sehr kalkhaltigen Würzburger Wasser zu kämpfen, das pausenlos an ihm entlangplätschert. „Wir haben es mit millimeterdicken Kalkschichten zu tun“, erklärt Hannah Holland, Metallrestauratorin im Restaurierungszentrum der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. „Erst jetzt, nach Abschluss der Reinigung, werden wir erkennen, in welchem Zustand die Figuren sind – und wie wir die schützende Patina erhalten können.“

Genau darin bestand die besondere Herausforderung für Nick Heyden. Auf  Testflächen wurden verschiedene Kombinationen aus einem Druck zwischen 400 und 500 bar sowie Flachstrahl- und Rotationsdüse untersucht. Dabei hatte sich gezeigt, dass die Kombination aus einer Flachstrahldüse (15°) und 400 bar Druck den Kalksinter erfolgreich ablöst und die Oberfläche darunter nicht beschädigt.

Fingerspitzengefühl und moderne Technik

Der Frankoniabrunnen hat 10 m Durchmesser, die Frankonia an der Spitze thront gemeinsam mit zwei anderen Bronzefiguren auf einer Höhe von 8 m. Um das Trio zu reinigen, wurde der Brunnen eingerüstet. Da viele Hinterschneidungen in die Figuren eingearbeitet sind, beispielsweise Stofffalten, musste penibel von allen Seiten gereinigt werden. So kamen teilweise für einen Quadratmeter mehrere Stunden Arbeitszeit zusammen, insgesamt sieben Arbeitstage für drei Figuren. Außerdem wurde der Kalksteinbereich mit einem Heißwasser-Hochdruckreiniger in der Dampfstufe bearbeitet. Ein Oberflächendruck von 0,5 bis 1 bar mit einer Oberflächentemperatur von bis zu
100 °C erlaubte ein schonendes Arbeiten. Moose und Flechten wurden somit ohne hohen Druck und ohne Chemie mühelos entfernt. Tiefersitzende Sporen wurden durch die hohe Temperatur ebenfalls zu einem großen Teil zerstört, so dass neuer Bewuchs nicht so schnell entstehen kann.

Autorin

Alexandra Lachner ist in der Pressearbeit und im Marketing für B2B-Unternehmen  tätig. Sie lebt und arbeitet in Jengen.

Der Würzburger Frankoniabrunnen

Am 12. März 1891 feierte der in Würzburg gebürtige Prinzregent Luitpold von Bayern seinen 70. Geburtstag. Das „Unterfränkische Kreis-Comité für die Feier des siebzigsten Geburtsfestes seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten“ beschloss, ihm zu diesem Anlass einen monumentalen Brunnen zu schenken. Er wurde als „Liebesdenkmal des ganzen fränkischen Volkes“ beziehungsweise als „Monumentum Franconiae“ bezeichnet.  Als Standort des Monuments wurde der Residenzplatz gewählt, also das unmittelbare Umfeld der Geburtsstätte des Prinzregenten. Der Entwurf des Gesamtwerks ebenso wie die Bronzefiguren stammen von Ferdinand Freiherr von Miller. Enthüllt wurde der Brunnen erst gut drei Jahre nach dem eigentlichen Geburtstagsfest: am 3. Juni 1894.

Weitere Restaurierungstechniken

Das Partikelstrahlverfahren

Beim Niederdruck-Partikelstrahlverfahren wird eine Strahlpistole über einen Baukompressor mit Druckluft versorgt. Zusätzlich werden der Luft in der Mischkammer ein sehr feines Strahlmittel und, wenn notwendig, Wasser für staubbindendes Arbeiten hinzugefügt. Wichtig bei der Auswahl des Strahlmittels ist, dass dessen Mohs‘sche Härte und die Korngröße individuell zur Verschmutzung und der originalen Fassadenoberfläche ausgewählt werden müssen. Das Gemisch aus Luft, Wasser und Strahlmittel tritt an der Düse der Pistole aus, wobei Luftdruck, Wasser- und Strahlmittelmenge individuell regulierbar sind. Auf diese Weise können Oberflächen mit minimaler Abrasion gereinigt werden.

Das Trockeneisstrahlen

Für das Trockeneisstrahlen benötigt man ein Strahlgerät, das die Eispellets in einen Druckluftstrahl eindosiert, sowie einen Strahlschlauch mit Pistole und Düse, über die das Luft-Eis-Gemisch auf die Oberfläche gelangt. Hinzu kommt ein Kompressor mit ausreichend Luftdruck und Luftmenge.

Für die Reinigungsleistung maßgeblich ist vor allem die mechanische Energie. Die Trockeneispellets, die eine geringe Mohs‘sche Härte haben, werden mit einer hohen Geschwindigkeit von 150 m/s regelrecht auf die Oberfläche geschossen. Unterstützend wirkt die thermische Energie, wenn das gefrorene CO2 mit einer Temperatur von -79° C auftrifft. Infolgedessen wird der Schmutz brüchig und spröde, so dass er sich leicht entfernen lässt. Das kaum abrasive Verfahren reinigt empfindliche Oberflächen sehr schonend.

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