Großbaustellen bedürfen einer ausgefeilten Logistik und eines perfekten Baustellenmanagements

Der Neubau ist tot? Nein, da haben Sie sich verhört. Es stimmt zwar, dass mittlerweile der Löwenanteil der Bautätigkeit hierzulande auf den Bestand entfällt, aber das heißt noch nicht, dass es keinen Neubau mehr gäbe. Trotz Finanzkrise wird nicht nur in Dubai, sondern auch hier noch neu gebaut – dort wie hier auch im großen Stil. Eine der größten, aber auch geheimsten Baustellen des Landes ist die des Bundesnachrichtendienstes BND in Berlin – und mit rund 800 Millionen Euro auch die teuerste, die sich die Bundesrepublik jemals geleistet hat. Mitte März war Richtfest und damit auch die letzte Gelegenheit, das Gebäude, pardon die Baustelle, zu besichtigen. Danach ist hier Terra Incognita, ein auf Karten nicht verzeichnetes Gebiet und dies ist wörtlich zu nehmen, denn Grundrisse wird es öffentlich nicht geben. Auch keine Fotos, denn Fotoapparate und Mobiltelefone sind auf der Baustelle nicht erlaubt. Die Handwerker werden bei Schichtbeginn danach durchsucht. Auch die Firmenschilder mussten von den Baustellenfahrzeugen entfernt werden. Die Biografie jedes Maurers wurde auf Unbedenklichkeit geprüft. Handwerker aus dem Ausland wollte man schon mal gar nicht auf der Baustelle haben. Aber zurück zur schieren Größe: Satte 260 000 m2 wird der BND-Neubau in Berlin nach Fertigstellung haben.

Ebenfalls ein Neubau der Superlative ist das im Herbst vergangenen Jahres fertig gestellte Einkaufszentrum LOOP 5 in Weiterstadt. Das Gebäude misst 320 x 150 m, bietet Platz für 177 Geschäfte auf einer Fläche von über 100 000 m2. Zum unvermeidlichen Vergleich: Im Gebäude fänden ziemlich genau 14 Fußballfelder Platz – wenn es denn sein muss. Nicht nur aufgrund der schier gigantischen Größe haben wir dem LOOP 5 in bauhandwerk drei Beiträge gewidmet – die Mitarbeiter der Lindner AG führten auf der Baustelle auch überaus anspruchsvolle Trockenbauarbeiten mit vielen vorgefertigten Formteilen aus. Das war schon bei der Decke über der Gastronomie, der so genannten Flugschau, gar nicht so einfach, wie in Teil 1 unserer Reihe ab Seite 20 in dieser Ausgabe der bauhandwerk zu sehen. All die auf der Baustelle ausgeführten Arbeiten be­durften einer ausgefeilten Logistik und eines perfekten Baustellenmanagements, um ein Projekt dieser Größenordnung auch termin-
gerecht fertig stellen zu können. Schon eine Verzögerung um wenige Tage hätte von den beteiligten Handwerksbetrieben erhebliche Bußgelder gefordert.

Ein weiterer Einkaufsgigant, der den Mitarbeitern der R & M Ausbau Frankfurt GmbH ebenfalls umfangreiche Trockenbauarbeiten abverlangte, ist das ab Seite 24 in diesem Heft vorgestellte Einkaufszentrum „galerie neustädter tor“ in Gießen. Mit seinen 32 000 m2 nimmt sich die im Oktober 2009 eröffnete Galerie im Vergleich zum LOOP 5 und dem BND-Neubau zwar klein aus – aber kaufen Sie mal auf vier Fußballfeldern ein.

 

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht Ihnen

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