Moderne Büroarchitektur mit Besenstrich im Putz

Besenstrich und Kammzug sind aus der Baugeschichte bekannte Techniken, um die Oberfläche von Putz zu gestalten. Dieses Handwerk ist aber nicht auf die Sanierung beschränkt, im Gegenteil, es kommt gerade bei Neubauten wieder groß in Mode. So auch an einem Bürogebäude der Ratiodata in Münster nach Plänen des orts­ansässigen Büros Andreas Heupel Architekten, das sich für den Besenstrich zur waagerechten Strukturierung des grauen, an Beton erinnernden Putzes entschied. Mit dem Besen prägten die Stuckteure der Heinz Vorwerk GmbH Warendorf ihre individuelle Handschrift in die Putzoberfläche ein. „Durch den mit einer speziellen Technik aufgebrachten Putz zeigt die Fassadenoberfläche einen besonderen handwerklichen Charakter“, erklärt Architekt Heupel. Beim „Besenstrich“ wird der nicht ausgehärtete, noch weiche Putz mit einer Feinstruktur versehen, indem ein optimier­ter Straßenbesen über den Putz gezogen wird. „Beim Bürogebäude im Gustav-Stresemann-Weg haben wir vier verschiedene, jeweils etwa 20 m2 große Musterflächen angelegt, bevor die Entscheidung klar war“, erinnert sich Frank Vorwerk, Ge­schäfts­führer des Stuckateurbetriebs.

Seine Mitarbeiter haben aber nicht nur die kreative Putzoberfläche hergestellt: Sie brachten auch das WDVS „Knauf Warm-Wand Plus“ mit Mineralwolle-Putzträgerlamellen in 160 mm Dicke auf den Wandbildner aus Beton auf. Darauf trugen
die Handwerker den Armierungsmörtel „SM700 Pro“ auf, in den das Armierungsgewebe eingebettet wurde. „SM700 Pro wurde maschinell in 4 bis 6 mm Dicke und 1 mm Körnung aufgebracht und glattge­zogen, bevor der Besen im noch feuchten Putz für die extravagante Strukturierung sorgte. Ein gewöhnlicher Straßenbesen, dem aber einige Haare entfernt wurden“, erläutert Knauf-Fachberater Jens Gerlitz.

„Es brauchte etwas Übung, beispielsweise an den Gerüstständern, aber es hat gut geklappt und auch richtig Freude gemacht. Wir waren insgesamt vier Monate mit dem Putz beschäftigt. In Spitzenzeiten standen sechs bis acht Mitarbeiter auf dem Gerüst um die 12 m hohe Fassade zu strukturieren“, berichtet Frank Vorwerk. Unregelmäßigkeiten wie der Besenansatz im Strich seien nicht nur unvermeidlich, sondern sogar erwünscht, denn das ist die spezielle Handschrift, ergänzt er. So entstand ein Putz mit handwerklichem Charakter auf einer beachtlichen Fläche von rund 1700 m2.

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