Sanierung des Lichtenthäler-Hauses

Im Zuge einer Sanierung und Umnutzung entschied sich der Bauherr ein ehemaliges Speditionsgebäude in Krefeld in ein Bürogebäude umzuwandeln. Vor allem das Backsteinmauerwerk des 1912 erbauten Lichtenthäler-Hauses bedurfte einer umfassenden Sanierung.

Das Lichtenthäler-Haus hatte man 1912 in Krefeld ursprünglich für einen Möbelhändler erbaut. Daher stammt auch der Name des Hauses. Beim Umbau des nicht unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes in Büro- und Lagerfläche bedurfte es einer sehr detaillierten Planung, um alle Sanierungsarbeiten in den Griff zu bekommen. Auf Basis verschiedener WTA Merkblätter wie dem 4-5-99 (Mauerwerkdiagnostik), 4-6-14 (Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile) und 2-9-04 (Sanierputz-Systeme) wurde zunächst ein umfassendes Sanierungskonzept inklusive Leistungsverzeichnis erstellt.

Kellerwände mit Feuchte- und Salzschäden

Außen wurde die weiß gestrichene Fassade zunächst sandgestrahlt. Dadurch kam das dahinter verborgene Backsteinmauerwerk wieder zum Vorschein. Im Gebäudeinneren ging es erst einmal vor allem darum, die von bauschädlichen Salzen und Feuchtigkeit angegriffenen Kellerinnenwände mit einem Sanierputzsystem wieder instandzusetzen. Bei der Sanierung der etwa 150 m² Kellerinnenwandflächen stemmten die Handwerker vorab den alten ausgeblühten und hohlliegenden Altputz vollständig bis auf den mineralischen Untergrund ab. Danach kratzten sie das lose Fugennetz etwa 2 cm tief frei und setzten es mit dem Porengrundputz „Thermopal-GP11“ von Schomburg instand. Die vorhandene Horizontalsperre im Mauerwerk war noch funktionsfähig, so dass keine nachträgliche Horizontalsperre eingebracht werden musste. Im Übergang vom Boden zur Wand bildeten die Handwerker gemäß WTA-Merkblatt 4-6-14 eine Sperrnut bestehend aus der Dichtungsschlämme „Aquafin-1K2“ vom selben Hersteller in steifplastischer Form und eine mineralische Hohlkehle mit „Asocret-M30“ aus. Im Bereich der Lagerfuge, in der die Horizontalsperre (Sperrbahn) liegt, wurde die Mörtelfuge ebenfalls etwa 2 cm tief entfernt und mit „Aquafin-1K“ in steifplastischer Konsistenz instandgesetzt. Anschließend wurde der Bereich mit einer Überlappung von etwa 10 cm auf der Bodenplatte mit der mineralischen Dichtungsschlämme vorgedichtet. Bei dieser Vorgehensweise, basierend auf dem WTA-Merkblatt 4-6-1-2014 wird eine kapillare Feuchtigkeitshinterwanderung und somit eine Schädigung des Bodenaufbaues vermieden.

Auftrag des Sanierputz-Systems

Aufgrund der stark durchfeuchteten Kelleraußenwand kam dort zunächst die mineralische Dichtschlämme zur Anwendung. Diese trugen die Handwerker dreilagig mit einer Schichtdicke von 3 mm auf. Anschließend trugen sie eine weitere Kratzspachtelung auf, die als Haftbrücke für den Spritzbewurf genutzt wurde. Durch diese Arbeiten wurde eine vollständige Verkrallung des Spritzputzes auf dem Untergrund sichergestellt.

An nächsten Tag erfolgte die maschinelle Verarbeitung des WTA-zertifizierten „Thermopal“-Sanierputzsystems von Schomburg in einer mittleren Schichtdicke von 2,5 cm. Für die Spritzapplikation nutzten die Handwerker die PFT Mischpumpe G4. Zunächst wurde eine Lage vorgelegt und Unebenheiten egalisiert. Nachdem diese Lage angezogen war, erfolgte der Schlussauftrag des Sanierputzes sowie das Abziehen an den Höhenpunkten, um die Lot- und Fluchtgerechtheit sicherzustellen. Besonders filigran mussten die Handwerker im Bereich der geschwungenen Fensterlaibungen zu Werke gehen. Dazu stellten sich die Handwerker passgenaue Schablonen her in denen sie den Sanierputz bündig und fehlstellenfrei einarbeiteten. Durch konnten die Tischler die neuen Fenster paßgenau ohne zusätzliche Arbeitsschritte einsetzten.

Am darauf folgenden Tag rabottierten die Handwerker die Sanierputzoberfläche. Dadurch konnten sie anwendungstypische Übergänge beziehungsweise Kellenschläge abstoßen und die Fläche ebenflächig von der durch das Abziehen entstehenden Sinterschicht befreien. Dieser Arbeitsschritt hat zur Folge, dass der Sanierputz schneller trocknen kann und eine sehr hohe Diffusionsfähigkeit des vollständigen Systemes sichergestellt wird. Die Untergründe werden somit schneller entfeuchtet und Schwindspannungen im Putzsystem entgegengewirkt. Zum Abschluss der Sanierung trugen die Handwerker nach einer dreiwöchigen Wartezeit eine weiße, hoch diffusionsfähige Silikatfarbe auf.

Autor

Stefan Flügge ist im technischen Produktmanagement der Unternehmensgruppe Schomburg in Detmold tätig
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