Schlicht verpackt: Energetische Sanierung eines Bungalows in Bielefeld

Die energetische Sanierung eines Bungalows in Bielefeld verwandelte den typischen eingeschossigen Klinkerbau, von dem in den 1970er Jahren ganze Siedlungen in den Randbezirken der Großstädte entstanden, in einen modernen, schlicht weißen, kubischen Baukörper mit großzügiger Holzterrasse zum Garten.

In den 1960er und 70er Jahren erlebte die Bauform des Bungalows in Deutschland ihre Blütezeit. So entstanden ganze Siedlungen der zumeist flach gedeckten, freistehenden Einfamilienhäuser, in denen alle Wohnräume auf einer Ebene liegen. Das wohl bekannteste deutsche Beispiel ist der heute unter Denkmalschutz stehende „Kanzlerbungalow“, den der
Architekt Sep Ruf 1963 als Wohn- und Empfangsgebäude für den Bundeskanzler in Bonn entwarf.

Einer der größten Vorteile eines Bungalows ist die barrierefreie Erschließung aller Wohnräume. Selbst der Eingang ist häufig stufenlos erreichbar, was einen Bungalow heute für ältere Menschen, aber auch für Familien mit Kindern besonders attraktiv macht. Die aufgrund der Eingeschossigkeit im Vergleich zur Grundfläche große Gebäudehülle wirkt sich jedoch nachteilig auf den Energieverbrauch beziehungsweise die benötigte Menge an Wärmedämmmaterial aus. Zudem lassen sich Bungalows mit einer für eine Familie angemessenen Wohnfläche nur auf recht großen Grundstücken sinnvoll realisieren. Nichtsdestotrotz erlebt der Bungalow heute ein Revival – unter anderem auch aus dem Grund, dass etliche Bungalows der 60er/70er Jahre mittlerweile verkauft oder vererbt werden. Hierbei handelt es sich dann zwar um Altbauten, aber wenn man sich anschaut, was viele der neuen Eigentümer – häufig im Rahmen einer energetischen Sanierung – aus den in die Jahre gekommenen Bungalows machen, meint man nicht selten, einen äußerst modernen, zeitgemäßen Neubau vor sich zu haben.

 

Fassadensanierung mit WDVS

Ganz so verhält es sich auch bei dem vom Gütersloher Architekten Axel Zumbansen sanierten Bungalow in Bielefeld: 1972 als eingeschossiger Flachdachbau auf einem Hanggrundstück erbaut, entsprach der Bungalow weder optisch noch energetisch den heutigen Anforderungen und den Wünschen der neuen Eigentümer. „Die primäre Maßnahme bei der Modernisierung des Bungalows war die energetische Sanierung der Gebäudehülle mit einem 16 cm dicken Wärmedämmverbundsystem“, so Axel Zumbansen. Dies war gleichzeitig eine gute Gelegenheit, sich der rotbraunen Klinkerfassade zu entledigen, die den Bungalow ganz klar als ein Relikt der 70er Jahre erkennbar machte.

Zunächst entfernten die Handwerker die vorhandene Attikaverkleidung und legten die Kelleraußenwände frei, bevor sie sämtliche Außenflächen inklusive des auskragenden Flachdachs über der Terrasse mit Wärmedämmplatten verkleideten. Nach dem Aufbringen der dunklen Armierungsschicht, verputzten die Handwerker der Firma Rickmann aus Gütersloh das WDV-System mit einem weißen Glattputz.

Die vorhandenen weißen Aluminiumfenster wurden bereits 1992 eingebaut und konnten somit erhalten bleiben. Hinzu kamen jedoch drei neue schmale Fenster: Ein stehendes Format an der Rückwand der 9,60 m langen Garage, von der ein Raum abgeteilt wurde, der, vom Wohnzimmer zugänglich, heute als Gästezimmer dient, sowie zwei liegende Formate. Letztere befinden sich ebenfalls auf der Gartenseite und sind übereinander angeordnet. Für das untere Fenster, hinter dem sich heute ein 35 m2 großes Büro befindet, wurde der Garten des Hanggrundstücks entsprechend tief abgegraben – mit dem positiven Neben-effekt, dass die Rasenfläche begradigt und vergrößert wurde. Das obere Fenster baute die Gütersloher Firma Stickling im Schlafzimmer so ein, dass man vom gegenüberstehenden Bett einen Panoramablick in den großen Garten genießen kann. 


Goldene Akzente an der Fassade

Das dreiteilige Tür- und Fensterelement des ebenerdigen Hauseingangs, das die gesamte Breite der Diele inklusive der Gästetoilette einnimmt, ließ der Architekt unverändert. Die Handwerker ergänzten jedoch ein mit goldenen Alucobond-Platten verkleidetes, angedeutes Vordach, das sie rechts der Verglasung L-förmig bis nach unten zogen. Diese Betonung des Eingangs – ungewöhnlich in Form, Material und Farbe – wertet die Straßenseite des flachen Bungalows deutlich auf.

Ebenfalls „vergolden“ ließ Axel Zumbansen den außenliegenden Kellerabgang, dessen geflieste Mauerkrone bisher ein unspektakuläres Metallgeländer zierte. Um Mauerkrone und Geländer errichteten die Handwerker eine Unterkonstruktion aus Aluprofilen, die sie mit langen, horizontal angeordneten Alucobond-Platten verkleideten.

„Die reduzierte Materialsprache des einheitlichen, weißen Glattputzes wird durch wenige Akzente in goldenem Alucobond und Holz durchbrochen“, erläutert Axel Zumbansen. So fällt auf der Gartenseite vor allem das große Holzdeck der Terrasse auf, von dem breite Sitzstufen hinunter zum Rasen führen.

 

Innenräume integrieren Details der 70er Jahre

Im Innern des Bungalows veränderte der Architekt nur wenig. Die Raumaufteilung blieb, abgesehen von dem zusätzlichen Gästezimmer, erhalten. Die Trockenbauer der Firma Martin Nordemann aus Harsewinkel ersetzten die Holzvertäfelungen der Decken durch eine Gipskartonverkleidung mit integrierter Beleuchtung. Das große Wohnzimmerfenster erhielt um-
laufend einen breiten, in den Raum hineinragenden Rahmen. „Der Rahmen dient als gepolsterte Sitzgelegenheit, gleichzeitig verstecken sich darunter aber auch die Heizkörper“, erklärt der Architekt.

Selbstverständlich wurden auch die Bäder renoviert, allerdings auf eine sehr ungewöhnliche und kreative Weise: „Die vorhandene olivgrüne Badewanne und Dusche haben wir als Relikt der 70er Jahre in die neue Badgestaltung integriert“, so Axel Zumbansen. Von einer raumhohen, in verschiedenen Grüntönen gestrichenen Trockenbaukonstruktion eingefasst, wirken so auch die Wannen im typischen „70er Jahre-Grün“ wie ein modernes Designobjekt.

 

Autorin

Dipl.-Ing. (FH) Gonni Engel studierte Architektur und arbeitet seit 2001 in der Öffentlichkeitsarbeit großer Architekturbüros in Hamburg und Dortmund. Sie lebt in Bielefeld und schreibt als freie Autorin unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk.

Mit dem weiß gestrichenen WDVS hat sich der Bungalow auch der rotbraunen Klinkerfassade entledigt

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