Umnutzung einer Kammgarnspinnerei in Brandenburg

In der 1879 in Ziegelbauweise in der Stadt Brandenburg erbauten Kammgarnspinnerei befinden sich heute 15 moderne Ferien-Loft-Wohnungen. Dafür, dass es darin im Sommer nicht zu warm, vor allem aber im Winter nicht zu kalt wird, sorgt eine Innendämmung aus Holzfaserplatten.

Noch bis vor kurzem war die Kammgarnspinnerei in der Brandenburger Altstadt eine Industrieruine, ein „Lost Place“, mit dem morbiden Charme, den solche dem Verfall preisgegebenen Bauten ausstrahlen. Verloren war sie aber dennoch nicht. Neun Jahre lang lag sie in einem Dornröschenschlaf, ehe sie zu neuem Leben erweckt wurde. Unter dem Tonnengewölbe des markanten Ziegelbaus locken heute 15 luxuriöse Ferien-Loft-Wohnungen Gäste an. Die denkmalgeschützte Fassade blieb im Zuge dieser Umnutzung erhalten und erzählt die bewegte Geschichte eines nunmehr 137 Jahre alten Gebäudes.

Aus Industriebrache werden Ferien-Loft-Wohnungen

Die Kammgarnspinnerei in Brandenburg hat viele Höhen und Tiefen erlebt. Als Alfred und Emil Kummerlé 1879 das Fabrikgebäude errichten ließen, legten sie beim Bau genau so viel Wert auf Qualität wie auf ihre eigenen Produkte. Ihre Garne erlangten in den 1920er Jahren internationale Berühmtheit. Dann kamen die Schrecken des Krieges, als 60 Prozent der Gebäudesubstanz zerstört wurden. Die schwierigen Nachkriegsjahre, die Enteignung 1948 und Weiterführung als VEB Brandenburger Kammgarnspinnerei. 1990 dann die Umwandlung in eine GmbH, 1992 die Privatisierung. Doch dem wirtschaftlichen Druck konnte man auch in Brandenburg auf Dauer nicht mehr standhalten. 1998 stellte die Kammgarnspinnerei daraufhin den Betrieb ein und lag fortan brach – bis sich Detlev Delfs ihrer annahm.

Der Architekt erkannte das Potenzial der Industriearchitektur und revitalisierte das 31 000 m2 große Areal in exklusiver Lage in der Brandenburger Altstadt. Die einstige Industriebrache verwandelte sich in einen hochmodernen Wohn- und Gewerbepark. Heute erfüllen neben modernen Büroflächen 15 schicke Ferien-Lofts auf einer Nutzfläche von 1500 m2 das einst marode Gebäude mit Leben. Mit direktem Blick auf die Havel sind sie barrierefrei und mit Natursteinböden, Sichtbeton, edlen Waschtischen sowie modernster Haus- und Energietechnik hochwertig ausgestattet.

Innendämmung aus Holzfaserplatten

Für einen zeitgemäßen Wärme- und Kälteschutz sorgt auch hier eine Innendämmung. Denn wegen des Denkmalschutzes kam für den gesamten Gebäudekomplex nur eine Dämmlösung auf der Innenseite der Außenwände in Frage. Schon unter dem Aspekt des ökologischen Gesamtkonzeptes entschieden sich die Planer für eine Holzfaserinnendämmung, deren Fähigkeit zur Feuchtigkeitsregulierung beispielhaft ist. Die Wahl fiel auf das System „UdiIn Reco“ in 100 mm Dicke von der Firma Unger-Diffutherm. „Ganz entscheidend dabei war, dass dieses System bis zu 2 cm Untergrundunebenheiten ausgleichen kann – ideal bei einem solch alten Mauerwerk mit seinen vielen Versprüngen“, erklärt Geschäftsführerin Anka Unger.

Den Grundaufbau des Systems bilden „Sandwichplatten“ aus einer 80 mm dicken Holzfaserdämmschicht, die sich flexibel an die Wand anschmiegt, und einer 40 mm dicken Putzträger-Dämmplatte. Die Platten befestigten die Handwerker mit jeweils acht Dübeln und Schrauben von innen im Nut-und Federsystem an der Innenseite der Außenwände. Der Untergrundausgleich erfolgte über spezielle Stelldübel. Anschließend wurden die Dämmelemente mit „UdiMultigrund plus“ Armierungsgewebe gespachtelt. Danach erfolgte die finale Wandbeschichtung. Rohre und Leitungen konnten so überdämmt werden. Die Zwischenräume füllten die Handwerker mit dem flexiblen Dämmstoff „UdiFlex“ und vervollständigten so den diffusionsoffenen und schalldämmenden Systemaufbau.

Neue Nutzung, neues Leben in der alten Fabrik

Verlassenen Kasernen und insbesondere aufgegebenen Industrieareale sind für die Bevölkerung einer Stadt so lange unzugängliches Gelände, bis diese Gebäudeensembles einer neuen Nutuzung zugeführt werden. Sie sind „Lost Pleces“ – verlorene Orte für die Menschen, die dort leben. So war dies auch in der Stadt Brandenburg. Nach der Sanierung und Umnutzung der alten Kammgarnspinnerei macht das Industrieensemble nun aber auch den Menschen in Brandenburg wieder Freude. Aus diesem „Lost Place“ wurden moderne Ferien-Loft-Wohnungen. Die darin wohnen, schwärmen von der einmaligen Atmosphäre und dem wunderbaren Raumklima. Wer sie von draußen betrachtet, kann den Reiz einer alten Industriefassade auf sich wirken lassen, die mit ihren Zeit- und Nutzungsspuren von einer wechselvollen Geschichte erzählt und hinter deren dicken Backsteinmauern schon vor über hundert Jahren die Werktätigen ihr täglich Brot verdienten. Dass dieses Stück Industriegeschichte erhalten bleiben konnte, ist auch der modernen Innendämmtechnik zu verdanken.

Autorin

Stefanie Jäger ist Diplom Betriebswirtin und Geschäftsführerin der PR Agentur Jäger Management in Rimpar.
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