Vorgefertigter Wohnungsbau für alle in Berlin

In Berlin beauftragte die Howoge den Projektentwickler Quattrohaus mit dem Bau von 77 Wohnungen in einem siebengeschossigen Neubau an der Treskowstraße. Vor allem schnell und kostengünstig sollte die Montage aus vorgefertigten Betonwandelementen vonstattengehen.

Die Berliner Wohnungsbaugesellschaft Howoge ist das leistungsfähigste kommunale Wohnungsunternehmen des Landes Berlin. Sie zählt mit einem Bestand von rund 58 600 Wohnungen zu den zehn größten Vermietern Deutschlands. Da die Howoge ihren Wohnbestand bis 2025 auf rund 73 000 Wohnungen erweitern will, muss sie entsprechend viel neu bauen. Dies tut sie insofern vorbildlich, als dass sie sowohl auf Qualität als auch auf die Kosten achtet – und kann dies mit dem Deutschen Bauherrenpreis in der Kategorie Neubau auch belegen, den das Wohnungsunternehmen zu Beginn dieses Jahres für die Berliner Treskow-Höfe erhalten hat: „Mit diesem komplexen Projekt hat die Bauherrin aus Sicht der Jury ein qualitätsvolles Zeichen für den Beginn einer neuen Etappe des Wohnungsbaus in Berlin gesetzt“, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Bezahlbarer Wohnraum für alle Generationen

Nicht verwechseln sollte man die prämierten  Treskow-Höfe allerdings mit dem rund vier Kilometer entfernten, im August dieses Jahres fertiggestellten Wohnungsneubau der Howoge in der Berliner Treskowstraße. Mit diesem Projekt treibt die Howoge gemeinsam mit dem Bauherren, dem Projektentwickler Quattrohaus, den bezahlbaren Wohnungsbau weiter voran: „Um die Mieten im Neubau bezahlbar zu halten, müssen wir die Baukosten im Blick haben. Daher haben wir hier entschieden, erstmals mit vorgefertigten Bauteilen zu arbeiten, um Bauzeiten zu verkürzen“, erklärt Stefanie Frensch, Geschäftsführerin der Howoge. Unter diesen Vorzeichen entstanden an der Treskowstraße 23 – 28 auf einem über 2800 m2 großen Areal 77 Wohnungen. Die 1,5 bis 5 Zimmerwohnungen mit einer Fläche von 29 bis 115 m2 befinden sich in sechs Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss. „Durch die Vielfalt an Wohnungsgrößen und die barrierefreie Erreichbarkeit entsteht hier ein Wohnquartier für alle Generationen“, sagt Gerd Mielke, Geschäftsführer von Quattrohaus.

Von der Vorfertigung aus Betonelementen bis zur gedämmten Fassade

Dreh- und Angelpunkt des sowohl zügigen als auch kostenbewussten Neubaus der Wohngebäude an der Treskowstraße ist die Vorfertigung aller Wand- und Deckenelemente aus Beton. Bei den tragenden Wänden handelt es sich um geschosshohe Elemente aus hochfestem Schwerbeton, die im nahe Berlin gelegenen Werk der Firma Tinglev in Altlandsberg hergestellt und von dort aus mit Schwerlasttransportern auf die Baustelle geliefert wurden. Die nichttragenden Innenwände bestehen aus Leichtbeton. Auch bei den Decken handelt es sich folgerichtig um Betonfertigteile, genauer gesagt um Hohlkörperdecken, die das  Betonwerk Milmersdorf herstellte und ebenfalls per Schwerlasttransport auf die Baustelle nach Berlin geliefert wurden. Und nicht zuletzt sind auch die Treppen aus Betonfertigteilen vom gleichen Betonwerk, das auch die Hohlkörperdecken hergestellt hat.

Um alle aus Beton vorgefertigten Bauteile auf der Baustelle sicher miteinander verbinden zu können, verschraubten die Handwerker diese mit Schwerlastankern. Anschließend wurden alle Elemente mit Beton vergossen. „Die Montage geht insgesamt schneller voran. Vor allem fallen Trocknungszeiten weg, so dass Folgegewerke mit ihren Arbeiten in den fertiggestellten Geschossen bereits beginnen können, wenn darüber noch die Rohbauelemente montiert werden“, sagt Gernoth Apitz, Leiter der Projektentwicklung bei Quattrohaus. Dies ist möglich, weil die haustechnischen Gewerke ihre Leitungen und Rohre seitlich in die in den vorgefertigten Wandelementen vorhandenen Leerrohre einführen können. Zudem fallen innen so auch die Putzarbeiten weg, was den Ablauf der Arbeiten auf der Baustelle zusätzlich beschleunigt.

Immer, wenn ein Geschoss fertiggestellt war, wurden in diesem auch die Fenster eingebaut. Anders sah dies bei der Montage des WDV-Systems aus. Die Dämmplatten aus Polystyrol brachten die Handwerker inklusive Putz und Farbe erst nach Fertigstellung des Betonrohbaus außen auf die Wandelemente auf.

Lediglich das Metallständerwerk der Firma Richter System, das die Mitarbeiter der Firmen EMIS aus Berlin und Trockenbau Zeitz aus Peitz für die Leichtbauwände im Gebäude montierten, bildet konstruktiv eine Ausnahme von der ansonsten massiven Bauweise aus Beton. „Etwa 25 bis 30 Prozent der Innenwände errichteten die Handwerker in Trockenbauweise mit Gipskartonplatten“, so Gernoth Apitz.

Insgesamt hat der Projektentwickler bei der Firma Quattrohaus mit der Bauweise aus massiven vorgefertigten Wandelementen aus Beton gute Erfahrungen gemacht: „Viele Handwerker haben sonst mit Mauerwerksbauten zu tun und müssen sich erst mal an den sehr harten Beton gewöhnen. Mittlerweile kennen sich aber alle unsere Handwerksbetriebe mit diesem Wandsystem gut aus.“

Autor

Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Mit vorgefertigten Bauteilen Kosten und Bauzeiten sparen

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