Zu Besuch beim Einblasspezialisten Georg Raida

Georg Raida hat sich mit seinem Betrieb auf Einblasdämmung spezialisiert. Die Konzentration auf dieses relativ kleine Aufgabengebiet ermöglicht einen großen Kompetenzvorsprung gegenüber Unternehmen, die breiter aufgestellt sind. Auftraggeber wissen die hohe Ausführungsqualität zu schätzen.

„Ich zeige ihnen mal unsere Heizung“, beginnt Georg Raida den Rundgang durch das neue Firmengebäude und führt den Besucher zu dem kleinen Serverraum, wo ein offener Computer vor sich hin werkelt. „Das ist sogar ein energiesparender Rechner, trotzdem reicht die Abwärme zum heizen des Gebäudes an den meisten Tagen des Jahres aus“, schwärmt der Inhaber des nahe der belgischen Grenze gelegenen Dämmtechnikbetriebs. Obwohl schon 2010 – teilweise in Eigenleistung – erbaut, übertrifft das Gebäude den Passivhaus-Standard und dient so nicht nur als Firmenzentrale, sondern zugleich als Demonstrationsobjekt, um Kunden zeigen zu können, was technisch möglich ist.

Über die Grenze

Ursprünglich hatte Raida zunächst einen anderen Beruf angestrebt und ein Lehramtsstudium begonnen. Doch schon während des Studiums entdeckte er sein Interesse für das ökologische Bauen und übernahm entsprechende Studentenjobs. Auf Anraten eines befreundeten Architekten machte er schließlich aus dieser gefühlten Berufung auch seinen Beruf und machte sich selbständig. 1998 wagte er dann den Schritt, sich ausschließlich auf Einblasdämmung zu spezialisieren. Finanziert durch ein Existenzsicherungsdarlehen kaufte er sich die damals beste verfügbare Einblasmaschine und einen Lkw und legte zusammen mit einer studentischen Hilfskraft los. „In den ersten beiden Jahren trug sich das so eben“, beschreibt er die schwierige Anfangsphase. Doch das immer stärker werdende Umweltbewusstsein der Bauherren einerseits und die positiven Empfehlungen seiner Kunden andererseits führten zu einem stetigen Auftragswachstum.

Einen spürbaren Schub für den Auftragseingang gab es, als 2004 Beschränkungen im benachbarten Belgien fielen, die es deutschen Handwerkern zuvor nahezu unmöglich gemacht hatten, jenseits der Grenze Aufträge anzunehmen. „In der Woche darauf kamen die ersten Anfragen rein; wir waren dann die ersten, die drüben Einblasdämmung gemacht haben“, erinnert sich Raida. Mittlerweile gehören Aufträge im Nachbarland zum Tagesgeschäft. Alle Mitarbeiter beherrschen die Sprache mindest gut genug, um auf französisch fragen zu können, ob man die Unterhaltung auf englisch weiterführen darf; eine wichtige Höflichkeitsgeste. Im Büro beschäftigt Raida sogar eine Muttersprachlerin, um Angebote und anderen Schriftverkehr rechtsicher erstellen zu können.

Technische Vorteile

Mittlerweile gehört Raida Dämmtechnik – bezogen auf das Dämmvolumen – zu den 20 größten Betrieben in Deutschland. „Wir können bis zu 200 Kubikmeter Dämmstoff pro Tag verarbeiten und verfügen über eine Lagerkapazität von 85 Palettenplätzen“, berichtet Raida. Das sei auch nötig, um auf kurzfristige Aufträge von festen Kunden flexibel reagieren zu können. Daher kauft er sein Material in der Regel auch direkt bei den Herstellern ein: „Für die sind wir Großabnehmer, für Baustoffhändler ist Einblasdämmung dagegen ein Nischenprodukt“.

Diese Gewichtung wird sich seiner Meinung nach aber zukünftig verschieben, da bei steigenden Anforderungen die Einblasdämmung nicht nur technische Vorteile gegenüber Mattendämmstoffen habe, sondern auch wirtschaftlicher sei. „Bei Matten sind die Stöße kritisch und zweilagige Verlegung ist durch den hohen Arbeitsaufwand unwirtschaftlicher als Einblasdämmung.“ Darüber hinaus sei gerade bei Passivhäusern eine absolut lückenlose Dämmung wichtig. Ein weiterer Vorteil von Zellulose sei deren Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern und wieder abzugeben und im Sommer auch vor Hitze zu schützen. Für Raida, der für den Hersteller Isofloc bis 2014 zehn Jahre lang  als Schulungsleiter Seminare gegeben hat und seit drei Jahren an der Meisterschule der Handwerkskammer Aachen als Dozent für Dachdecker und Zimmerer Qualitätssicherung und Bauphysik unterrichtet, schließt sich damit der Kreis: „Als ich angefangen habe, war Zellulose der einzige bezahlbare Ökodämmstoff. Heute stehen die technischen Vorteile im Vordergrund“.

Gute Mitarbeiter sind das Wichtigste

Die können Zellulose, Holzfasern aber auch mineralische Einblasstoffe wie Glas- oder Steinwolle nur ausspielen, wenn die Materialien richtig verarbeitet wurden. Um bundesweit hohe, einheitliche Standards zu etablieren hat Georg Raida zusammen mit anderen Betrieben die „Qualitätsinitiative Einblasdämmung“ ins Leben gerufen (siehe Beitrag auf  Seite 8 in diesem Heft). Gemeinsam will man sich von Billiganbietern und schwarzen Schafen absetzen und so das Ansehen der Branche und der Technik insgesamt stärken.

In seinem eigenen Betrieb setzt Raida schon immer um, was „IsoVis“ den Mitgliedern der Genossenschaft abverlangt: regelmäßige Schulungen und Fortbildungen für alle Mitarbeiter und eine penible Dokumentation der Baustelle. Sein wichtigstes Kapital sind nicht die Einblasmaschinen, Lkw und Dämmstoffvorräte, sondern seine Mitarbeiter. „Die Grundlagen hat man schnell gelernt, aber man braucht viel Erfahrung, um auch schwierige Situationen zu meistern und Gefache lückenlos füllen zu können“, sagt Raida. Er beschäftigt derzeit drei feste Mitarbeiter und kann bei Bedarf auf ebenso viele Aushilfen sowie auf drei weitere freie Mitarbeiter zurückgreifen. Außerdem arbeitet er auch selber als Springer auf der Baustelle mit. „Man darf sich als Chef für nichts zu schade sein, sonst verliert man den Bezug zur Praxis“, meint Raida. Denn erstens mache die Arbeit auf der Baustelle Spaß und sei gut für das Betriebsklima und zweitens entstünden so auch Verbesserungsideen wie die Anschaffung einer Maschine mit Horizontaleinzug, die die Arbeit des Befüllers erleichtert oder die selbst entwickelte Staubabsaugung auf dem Lkw.

Erfolg durch Spezialisierung

Das Erfolgsrezept des Unternehmens ist wohl die Konzentration auf die eigenen Kompetenzen. So hat Georg Raida sich bewusst dagegen entschieden, Energieberatung oder Trockenbauarbeiten anzubieten, denn ein großer Teil seiner Aufträge kommen von Holzbau- und Dachdeckerbetrieben oder Architekturbüros, und mit denen will er nicht um Kunden konkurrieren. Allerdings bietet er Luftdichtigkeitsmessung (BlowerDoor) an und verfügt über die dafür nötige Ausstattung. Dadurch könne er außerdem sehr wirtschaftlich und flexibel die Qualität der eigenen Arbeit dokumentieren, um im Reklamationsfall belegen zu können, dass nachfolgende Gewerke den Schaden verursacht haben.

Darüber hinaus bietet Raida den Kunden eine Beschichtung für Innenräume an, die nicht nur sehr dekorative, an Zugputz erinnernde Oberflächen ergibt, sondern vor allem hoch schallabsorbierende Eigenschaften hat. Das Material „Isofloc Silencio“, das im wesentlichen aus holzfreiem Fotopapier und einem wasserlöslichen Leim besteht, wird mit einer speziellen Maschine im Feuchtsprühverfahren auf Decken oder andere Flächen, die auch gebogen oder profiliert sein dürfen, aufgetragen und verbessert die Raumakustik. Raida setzt dieses Verfahren, das in den Niederlanden schon etabliert ist, als einer der ersten Betriebe in Deutschland ein.

Zwar kommen 80 Prozent aller neuen Aufträge durch die Weiterempfehlung zufriedener Kunden zustande, dennoch verlässt sich der Unternehmer nicht auf die Mundpropaganda allein, sondern spricht Kunden auf allen Kanälen und in allen Medien gezielt an. Besonders die Präsenz im Internet und den neuen Medien werde dabei immer wichtiger.

Die Zukunft der Einblasdämmung im allgemeinen und die seines Unternehmens im besonderen sieht Georg Raida optimistisch und Wachstum ist nicht nur erwünscht, sondern auch möglich: Man verfügt über 2000 m2 Erweiterungsflächen.

Autor
Thomas Schwarzmann ist Redakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach + holzbau.

„Ich lese bauhandwerk,

Man darf sich als Chef für nichts zu schade sein

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