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Freiwilliges Handwerksjahr als Erfolgsmodell: Junge Menschen testen vier Berufe in 12 Monaten

In zwölf Monaten vier unterschiedliche Handwerksberufe ausprobieren: Das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ) ist ein kreatives Konzept, das junge Menschen fürs Handwerk begeistert. Bestenfalls finden sie darüber ihren Traumberuf. Betriebe und Nachwuchs kommen gezielt zusammen und haben die Chance, sich für jeweils drei Monate kennenzulernen.

Aktuell ist das Freiwillige Handwerksjahr noch kein flächendeckendes Programm, sondern wird in den Bundesländern Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und NRW (Ostwestfalen-Lippe)  angeboten. Schleswig-Holstein hat damit ins Schwarze getroffen, das Erfolgsmodell begann im September 2024. OWL und Baden-Württemberg starteten im August bzw. im September 2025. Organisiert und durchgeführt wird das FHJ von den Handwerkskammern in Lübeck und Bielefeld sowie der Kreishandwerkerschaft Böblingen. In Baden-Württemberg heißt das Modell „Freiwilliges Berufsorientierungsjahr“ (FBJ). 

Freuen sich über das erste Match in OWL: FHJler Ben Hustert, Annika Reimann von der Handwerkskammer OWL, und Karsten Hoffmann von der Tischlerei Hoffmann in Steinhagen  (v. l.)
Foto: Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld

Freuen sich über das erste Match in OWL: FHJler Ben Hustert, Annika Reimann von der Handwerkskammer OWL, und Karsten Hoffmann von der Tischlerei Hoffmann in Steinhagen  (v. l.)
Foto: Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld
„Das erste Match hatten wir innerhalb von 24 Stunden“, ist Annika Reimann als Ansprechpartnerin bei der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld begeistert. Ein junger Mann fing als erster FHJler in OWL am 1. September bei der Tischlerei Hoffmann in Steinhagen im Kreis Gütersloh an. Drei Monate lang wird Ben Hustert (18 Jahre), der auch in Steinhagen wohnt, ein Praktikum in der Tischlerei Karsten Hoffmann absolvieren. Die Aufgaben sind vielseitig – vom Fertigen von Individualmöbeln, klassischen Holzarbeiten bis hin zum Lackieren ist alles dabei.  „Wir machen zu Hause viele handwerkliche Arbeiten selbst. Also habe ich mich schon immer für das Handwerk interessiert“, erklärt Ben Hustert. „Ich war mir unsicher, ob ich studieren oder eine Ausbildung machen will. Dann habe ich vom FHJ gehört und sofort in der Handwerkskammer bei Annika Reimann angerufen“, so Hustert.

Appell: „Macht mit, seid dabei und unterstützt das Projekt"

„Ich freue mich, dass das mit Ben so schnell geklappt hat und wir jetzt starten können“, meint Inhaber Karsten Hoffmann. „Es ist immer großartig, wenn wir Leute für das Handwerk begeistern können. Daher appelliere ich auch an alle anderen Betriebe: Macht mit, seid dabei und unterstützt das Projekt.“ 13 junge Leute sind bereits für das FHJ bei der Handwerkskammer in Bielefeld angemeldet, 18 Betriebe aus der Holz- und Dachdeckerbranche sowie aus dem Metallbereich machen schon mit.

Nadine Grün, Leiterin der Abteilung Nachwuchsgewinnung bei der Handwerkskammer Lübeck, sagt: „Wir rennen mit dem Freiwilligen Handwerksjahr offene Türen ein!“
Foto: Handwerkskammer Lübeck

Nadine Grün, Leiterin der Abteilung Nachwuchsgewinnung bei der Handwerkskammer Lübeck, sagt: „Wir rennen mit dem Freiwilligen Handwerksjahr offene Türen ein!“
Foto: Handwerkskammer Lübeck
„Wir rennen offene Türen ein“, zieht auch Nadine Grün, Leiterin der Abteilung Nachwuchsgewinnung bei der Handwerkskammer Lübeck, nach einem Jahr positive Bilanz. Mehr als 210 Betriebe sind dabei und signalisieren Interesse, FHJler aufzunehmen. 74 Jugendliche haben bisher das Angebot zur Berufsorientierung wahrgenommen. Und 20 davon haben sich für eine Ausbildung im Handwerk entschieden und beginnen damit in diesem Sommer. „Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen und wir sehen, dass unser Konzept aufgegangen ist. Denn sobald Jugendliche die Handwerkspraxis in Betrieben hautnah kennenlernen, treffen sie auch eine gezielte Entscheidung für eine Ausbildung.“

Drei Bundesländer: Unterschiede beim Teilnahme-Alter und Bezahlung

Das FHJ läuft in den drei Bundesländern unter ähnlichen Bedingungen ab. Unterschiede bestehen in der Höhe der Aufwandsentschädigung und des Teilnahmealters. In Schleswig-Holstein und OWL erhalten FHJler 450 Euro pro Monat, in Baden-Württemberg 500 Euro. In OWL müssen Interessierte ihre Schulpflicht erfüllt haben oder volljährig sein. Schleswig-Holstein konkretisiert dies für ESA, MSA, Abitur oder an-/abgebrochenes Studium. ESA meint den ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (entspricht dem früheren Hauptschulabschluss nach Klasse 9. Der mittlere Schulabschluss (MSA) entspricht in etwa der Mittleren Reife / Realschulabschluss (in der Regel nach Klasse 10). Beide sind mögliche Zugangsvoraussetzungen für das Freiwillige Handwerksjahr, also auch für Schüler, die nach Klasse 9 oder 10 die Schule verlassen. Baden-Württemberg definiert ein Mindestalter von 16 Jahren. Minderjährige können im Landkreis Böblingen bei ausgewählten Schulen von der Berufsschulpflicht befreit werden.

Die Handwerkskammern unterstützen diejenigen, die sich für ein FHJ interessieren und die Betriebe, die Praktikanten aufnehmen möchten. Sie bündeln und koordinieren Angebote und übernehmen das sogenannte Matching. Handwerker und Jobinteressierte sollen dadurch möglichst passgenau zusammenkommen. Vorteil für die Firmen: Sie können für den eigenen Bedarf ausbilden. Zusätzlich profitieren auch gestandene Handwerker von frischen Ideen und erhalten zusätzliche Unterstützung im Arbeitsalltag, ohne sich langfristig binden zu müssen.

FHJ soll bundesweite Rahmenbedingungen bekommen

Erfahrungen aus dem ersten FHJ-Jahr in Schleswig-Holstein zeigen, dass sich dort rund die Hälfte der Teilnehmenden bereits während des Praktikums im ersten oder zweiten Betrieb für eine Ausbildung im Handwerk entscheidet. Das durchweg positive Feedback von Eltern, Lehrenden und Netzwerkpartnern aus der beruflichen Bildung habe dem Projekt massiven Rückenwind gegeben, so Grün. Auch in anderen Bundesländern wird die Einführung eines Freiwilligen Handwerksjahres diskutiert. Außerdem wurde das Konzept in den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung aufgenommen. Das Ziel ist: bundesweite Rahmenbedingungen zu definieren und eine allgemeine Akzeptanz im Handwerk zu erreichen.

In Kiel findet 15-Jährige Fliesenlegerin ihren Traumberuf

Celine Köster hat bei Betriebsinhaber Habib Herzberg ihr Freiwilliges Handwerksjahr absolviert und startet nun in die Ausbildung zur Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerin. Das FHJ läuft in Schleswig-Holstein seit einem Jahr sehr erfolgreich
Foto: Handwerkskammer Lübeck

Celine Köster hat bei Betriebsinhaber Habib Herzberg ihr Freiwilliges Handwerksjahr absolviert und startet nun in die Ausbildung zur Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerin. Das FHJ läuft in Schleswig-Holstein seit einem Jahr sehr erfolgreich
Foto: Handwerkskammer Lübeck
Eine Firma, die durch das FHJ gleich zwei Azubis gefunden hat, ist die Bau- und Fliesen Herzberg GmbH & Co. KG aus Kiel. Die Beiden haben dort am 1. September 2025 ihre Lehre begonnen. „Das Freiwillige Handwerksjahr ist genau das, was wir uns seit Jahren gewünscht haben. Wir lernen die Jugendlichen kennen und sie können herausfinden, welcher Beruf zu ihnen passt“, sagt Betriebsinhaber Habib Herzberg. Der Erfolg des Angebots basiert für den Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister vor allem auf dem Aspekt der Freiwilligkeit: „Dadurch sind sie motiviert, pünktlich und lachen, wenn sie morgens zu uns kommen. Das ist das Wichtigste.“

Die 15-jährige Celine Köster ist eine der neuen Azubis bei Bau- und Fliesen Herzberg. Die Tätigkeit hat ihr so viel Spaß gemacht, dass sie sich für eine Ausbildung in ihrem ersten FHJ-Betrieb zur Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerin entschieden hat. „Ich durfte direkt mitfliesen, verfugen, verputzen und Silikon erneuern. Ich lerne hier sehr viel“, sagt die Kielerin. Auch auf Baustellen zu Kunden durfte sie mitfahren. „Ich finde das Handwerksjahr super zum Ausprobieren, wenn man sich noch nicht ganz sicher ist, welche Ausbildung man machen möchte.“

Auch Abbrecher erhalten Job-Chance

Studium oder Ausbildung? Mit dieser Frage setzen sich jährlich zehntausende junge Menschen auseinander.  Und viele Studenten und auch Handwerks-Azubis brechen ab, weil sie unzufrieden sind und ihre Entscheidungen nicht richtig getroffen haben. Daher soll das Freiwillige Handwerksjahr eben auch Abbrechern bei der weiteren Job-Suche helfen. Die Ursprungs-Idee für das FHJ stammt aus Baden-Württemberg.  

Erfunden in einem mittelständischen Elektrobetrieb in Holzgerlingen und über die Kreishandwerkerschaft Böblingen sowie die Handwerkskammer Lübeck pilotiert, nimmt das FHJ nun Fahrt in Richtung Bundesregierung auf.  „Wir machen ein modernes Angebot für eine Zukunft im Handwerk: Junge Menschen wissen nach der Schule oft nicht, welche Berufe und Karrieremöglichkeiten es gibt und wie die Arbeit in einem Betrieb wirklich aussieht“, weiß Jörg Veit. Er ist Geschäftsführer Personal in der EB-Gruppe (u.a. Elektro Breitling) und Initiator des Freiwilligen Handwerksjahres. Die Idee ist 2021 eher aus der Not heraus entstanden. Bei Jörg Veit hatten sich besorgte Eltern gemeldet, deren Kinder nach der 11. und der 12. Klasse die Schule verlassen wollten und die nicht wussten, wie es weitergehen kann. Geschäftsführer Jörg  Veit hat daraufhin ein Konzept entworfen und diesen Jugendlichen ein Freiwilliges Handwerksjahr in seinem Unternehmen angeboten – im technischen oder im kaufmännischen Bereich. An diesem Modell hält die EB-Gruppe fest und richtet sich mit Stellenanzeigen an Abiturienten und Studienabbrecher. „Wir haben uns den Begriff des Freiwilligen Handwerksjahres ganz bewusst nicht schützen lassen. Denn wir wollen ja, dass viele andere mitmachen und so eine Berufsorientierung ermöglichen", sagt Jörg Veit. Er ist stolz und begeistert, was aus seiner Idee geworden ist und dass Menschen in drei Bundesländer mit viel Elan und Geduld die Basis gelegt haben.

Von Tischlerei über das Bäckerhandwerk bis hin zur digitalen Gebäudetechnik

Durch die anfängliche Idee und den positiven Erfahrungen von Jörg Veit hat sich die Firma Held Isolier-Technik aus Schleswig-Holstein inspirieren lassen und das Modell auf vier Praxiseinsätze in unterschiedlichen Handwerksbetrieben erweitert. „Wir finden das Projekt großartig. Unsere vier FHJler sind direkt mit in die Werkstatt gegangen, haben dort den Umgang mit den Baustoffen kennen gelernt und dann unterstützten sie unsere Monteure auf den Baustellen“, berichtet Angelika Held. Beim vierten FhJler sei der Funke richtig übergesprungen. Der Metallbereich passe einfach für ihn. „Ich hatte eines Abends sogar einen Anruf von einem Malerbetrieb auf der Insel Föhr. Die hatten sich bei uns erkundigt und haben das Freiwillige Handwerksjahr mit insgesamt vier Handwerksbetrieben auf die Beine gestellt“, erzählt sie.    

Gemeinsam mit der Firma Held konnte die Handwerkskammer Lübeck auch die Landesregierung in Schleswig-Holstein überzeugen: „Ein weiterer wichtiger Meilenstein für die Umsetzung des Freiwilligen Handwerksjahrs, betont die Handwerkskammer in Böblingen.

Freuen sich über den Start des Freiwilligen Berufsorientierungsjahres (FBJ) in Baden-Württemberg: Thomas Wagner, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft (KH) Böblingen und Hartmut Nietsch, Kreishandwerksmeister KH Böblingen (vorne von links); in der mittleren Reihe von links: Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer  der HWK Region Stuttgart, Landrat Roland Bernhard, Patrick Wolf, Geschäftsführer Bildung Handwerk BB, Peter Seimer  (MdL Bündnis 90 / Die Grünen) sowie Jörg Veit, Geschäftsführer von Elektro Breitling (hinten).
Foto: Thomas Wagner

Freuen sich über den Start des Freiwilligen Berufsorientierungsjahres (FBJ) in Baden-Württemberg: Thomas Wagner, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft (KH) Böblingen und Hartmut Nietsch, Kreishandwerksmeister KH Böblingen (vorne von links); in der mittleren Reihe von links: Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer  der HWK Region Stuttgart, Landrat Roland Bernhard, Patrick Wolf, Geschäftsführer Bildung Handwerk BB, Peter Seimer  (MdL Bündnis 90 / Die Grünen) sowie Jörg Veit, Geschäftsführer von Elektro Breitling (hinten).
Foto: Thomas Wagner
Der Geschäftsführer der Böblinger Kreishandwerkerschaft, Thomas Wagner, sieht in der Möglichkeit, für ein Jahr in unterschiedlichen handwerklichen Berufen mitzuarbeiten, viele Chancen: „Das ist für junge Menschen eine großartige Möglichkeit, eine fundierte Berufswahl treffen zu können – alles steht offen, von der Tischlerei über das Bäckerhandwerk bis hin zur digitalen Gebäudetechnik. Und die Handwerksbetriebe können dabei ihren potenziellen Azubi kennenlernen.“ Deshalb startete im Landkreis Böblingen im September 2025 auch das neue Konzept und wurde jetzt im Rahmen eines Pressetermins vorgestellt.

„Wir haben 2022 mit den Planungen angefangen. Wir sind intensiv in die Analyse gegangen, um uns erst einmal ein Bild zu machen, wie hoch beispielsweise die Abbrecherquoten in Handwerk und bei den Uni sind“, erzählt er. „Für uns ist das Freiwillige Berufsorientierungsjahr auch eine Herzensangelegenheit.“ Das FBJ wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, das Landratsamt Böblingen und von teilnehmenden Innungen gefördert.

Spitzenverband Handwerk Baden-Württemberg wünscht sich schnelle Bundesregelungen

Die Begeisterung ist auch beim Spitzenverband Handwerk BW groß. „Wir freuen uns sehr, dass die künftige Bundesregierung den Mehrwert des Freiwilligen Handwerksjahrs erkannt und es in den Koalitionsvertrag aufgenommen hat“, sagt Patrick Wolf, Geschäftsführer Bildung und Arbeit bei Handwerk BW. „Der Gesellschaft tut dieses Projekt sehr gut, weil es ein positives Bild der Handwerksbranche ermöglicht.  Und die teilnehmenden jungen Leute erhalten handwerkliches Grundverständnis“, sagt er. Firmen davon zu begeistern sei kein Problem.„Die Unternehmen machen gerne mit und freuen sich auf den Austausch mit interessierten Teilnehmern, die länger bleiben und nicht nur ein kurzes Schnupperpraktikum machen. Die Motivation ist hoch“, betont Patrik Wolf.

Eine offizielle Altersbeschränkung gebe es in Baden-Württemberg aber nicht. Auch ältere Personen, die sich beruflich neu orientieren, könnten sich bewerben. Wenn die Bundespolitik den Rahmen vorgibt, könnte es wohl auf eine Altersbegrenzung bis 25 Jahren hinauslaufen“, vermutet er. Patrick Wolf hofft, dass bis spätestens bis zum Frühjahr 2026 die Weichen für ein Bundes-Modell erkennbar werden.„Der Vorteil wäre, dass die organisierenden Handwerkskammern eine finanzielle Förderung für das FHJ bekommen.“ Unklar sei im Moment noch, an welches Ministerium das Projekt angedockt wird. „Wir würden uns das Bildungsministerium wünschen“, meint Wolf.

OWL setzt mit Workshops zusätzliches „PLUS“

Der Freiwillige Ben Hustert (l.) und Karsten Hoffmann, Inhaber der Tischlerei Hoffmann, bei der Vertragsunterzeichnung zum FhJ  
Foto: Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld

Der Freiwillige Ben Hustert (l.) und Karsten Hoffmann, Inhaber der Tischlerei Hoffmann, bei der Vertragsunterzeichnung zum FhJ  
Foto: Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld
In OWL ist das FHJ im Juli 2025 gestartet. Es ist das erste Modell in NRW und setzt – ähnlich wie die Baden-Württemberger – mit zusätzlichen Workshops noch ein I-Tüpfelchen drauf. In begleitenden Workshops erlernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Freiwilligen HandwerksjahrPLUS  in OWL unter anderem Soft Skills, die über fachliche Kenntnisse hinaus im Berufsleben entscheidend sind.  „Das PLUS im FHJ steht für spannende Seminare, Coachings und Workshops, um Dich optimal in deinem beruflichen Entdeckungsjahr zu unterstützen. In Seminaren rund um Softskills und Workshops zur Berufsorientierung und Persönlichkeitsorientierung geben wir Dir einen einzigartigen Rahmen der Selbstreflexion, aber auch Vernetzung mit anderen Freiwilligen“, spricht die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld junge Leute direkt an. Das Projekt wird als JOBvision-Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Soziales, Frauen und Jugend gefördert.

Weitere Infos zu den FHJs bzw. dem FBJ in den drei Bundesländern gibt es hier:

Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld

Handwerkskammer Lübeck

Kreishandwerkerschaft Böblingen

Autorin

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Teilnahmevoraussetzungen für das Freiwillige Handwerksjahr

Wie können sich junge Leute für ein FHJ bewerben? Die Teilnahmebedingungen sind in den drei Bundesländern ähnlich, wir stellen exemplarisch die Voraussetzungen in OWL vor:

Interessierte müssen ihre Schulpflicht erfüllt haben oder volljährig sein.

Zum Start des FHJPlus dürfen sie nicht arbeitslos oder arbeitssuchend gemeldet sein.

Die Anmeldung erfolgt per Mail oder über die Anmeldemaske der Handwerkskammer OWL. Die Anmeldemaske muss vollständig ausgefüllt sein.

Jeder Interessierte schickt:

- ein kurzes Motivationsschreiben, welches die Frage beantwortet, warum sie bzw. er das FHJ+ absolvieren möchte. Es gibt dazu keine besonderen formalen Vorschriften, eine halbe Seite reicht

- einen tabellarischen Lebenslauf

- eine Kopie der letzten beiden Zeugnisse (für den Abgleich der absolvierten Schulpflicht – können sonst aber auch nachgereicht werden)

Hinweise zur Praktika-Wahl:

Es müssen bei der Anmeldung noch nicht alle vier Berufswünsche und Betriebe genannt werden. Falls die jungen Leute eine grobe Idee haben und auch schon Unternehmen in der Nähe kennen, wäre das laut HWK von Vorteil. „Falls Du hier allerdings noch unsicher bist, können wir diese auch im Laufe der Beratung noch gemeinsam vervollständigen oder nach der Recherche nachtragen“, heißt es auf der Website. 

Bewerber sollten Firmen auch nach Erreichbarkeit auswählen (Rad, ÖPNV oder Pkw). Zudem sei es wichtig, dass die Teilnehmer in dem Betrieb weder vorab gearbeitet noch eine Ausbildung in dem Betrieb begonnen bzw. absolviert haben.

Eine Teilnahme und Anmeldung für das FHJ+ sei grundsätzlich immer möglich und kann individuell abgestimmt werden. Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt und orientiert sich an einem Start im August/September eines jeden Jahres, sodass FHJler danach direkt in die Ausbildung starten könnten.

Was beim Freiwilligen Handwerksjahr gilt

- Max. 40 Stunden Arbeitszeit pro Woche

- Pausen: 30 Minuten nach mehr als 6 Stunden bzw. 45 Minuten bei 9 Stunden

- Mindestens 20 Urlaubstage pro Jahr bei einer 5-Tage-Woche. Dies bedeutet ca. 5 Tage pro Station/Betrieb bei einer Dauer von 3 Monaten

- Eine gesetzliche oder private Krankenversicherung muss vorliegen. In der Regel können Teilnehmende bis zum 23. Lebensjahr über die Familienversicherung mitversichert werden.

- Zusätzlich benötigen FHjler eine private Haftpflichtversicherung.  In der Regel sind unter 25-Jährige über die Eltern bhw. Erziehungsberechtigten mitversichert. Ansonsten muss eine eigene Versicherung abgeschlossen werden.

- Im FHJ+ wird der Unfallversicherungsschutz, bei einem Wege- oder Arbeitsunfall, über den Betrieb in der Berufsgenossenschaft abgesichert.


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