Historische Bodenbeläge erhalten  – Fortbildung im LWL-Freilichtmuseum Detmold

Mit Füßen getreten, doch ein wichtiges Zeugnis der Geschichte: Fußböden erzählen aus der Vergangenheit und vermitteln viel Wissen über die Bewohner eines Hauses. Grund genug für den Workshop „Auf Schritt und Tritt – Erhaltung historischer Bodenbeläge“ im LWL-Freilichtmuseum Detmold, der viel Anklang fand.

Die Veranstaltung bot Lösungsansätze zum Erhalt historischer Bodenbeläge und richtete sich an Restauratoren, Handwerker, Ingenieure und Beschäftigte der Denkmalbehörden. Referent Gereon Lindlar warf zunächst die Frage auf, wie wir mit historischen Böden umgehen. Denn oftmals stecken alle Beteiligte in einem Dilemma. „Müssen wir uns vielleicht stärker zurückhalten und mancherlei Unvollkommenheit akzeptieren? Oder sogar den Verstoß gegen geltende Regelwerke bewusst in Kauf nehmen?“  Wichtig sei, eine gute Lösung für alle zu finden. Dabei spiele die Akzeptanz des scheinbar Veralteten ebenso eine wichtige Rolle wie die wirtschaftlichen Möglichkeiten einer aktuellen Nutzung. Gereon Lindlar zeigte Lösungswege auf. Wichtig sei, alle Schäden zu kategorisieren. Das Budget sollte er nach Festlegung der Ziele definiert werden. Erhaltungssziele sollten früh formuliert werden.

Kleine Schäden in Holzdielen reparieren

Verwendung einer Schiffchenausflickung
Foto: Michaela Podschun

Verwendung einer Schiffchenausflickung
Foto: Michaela Podschun
Nach interessanten Fachvorträgen ging es praktisch durch mehrere Häuser des Museums. Restauratoren zeigten in kurzen Vorführungen, wie Fußböden im Museum instandgehalten werden. Bei Restaurator Holger Kelm drehte es sich um kleinere Schäden in Holz-Dielen. Mit Hilfe einer Lamellen-Dübelfräse werden Passstücke ausgesägt, die in die schadhafte Stelle wie ein Puzzle-Teil eingesetzt werden. Mit Hilfe des CLP-Verfahrens nach Karl-Heinz Schmidt sägen die Restauratoren passende Teile aus, die dann auf dem Holzstück verklebt werden.

Bei Jörg Salle drehte sich alles um die Pflege von Lehmböden. Denn durch die Besucherströme entstehen regelmäßig Abrieb und Löcher im Lehmboden. „Eine Mischung aus Wasser und flüssigem Lehm wird deshalb regelmäßig aufgetragen“, berichtete Jörg Salle. Bei manchen Häusern habe man zudem Natursteine vor dem Haus gepflastert. „Die Natursteine wirken wie eine Fußmatte. Gröberer Schmutz bleibt hier schon hängen“, so Salle.

Große Granit-Platten sind pflegeleicht

Große Granit-Platten liegen meist im Deelen- und Stallbereich, da sie pflegeleicht sind
Foto: Michaela Podschun

Große Granit-Platten liegen meist im Deelen- und Stallbereich, da sie pflegeleicht sind
Foto: Michaela Podschun
Dr. Hubertus Michels, Bauhistoriker und Leiter des Baureferates des LWL-Freilichtmuseums Detmold, richtete den Blick auf Steinböden, die oftmals beim unteren Adel auf der Wirtschaftsdeele lagen, also Dort, wo auch das Vieh stand. „Die großen Granit-Platten sind pflegeleicht. Wir finden sie auch im Küchenbereich“, so Dr. Michels. Die feineren Wohnräume seien mit Eichenholz ausgelegt gewesen. Je wohlhabender die Familie, desto größer und länger seien die Dielen-Bretter gewesen.

Sand, Seife, Soda

Bei Restaurator Tobias Striewe hieß die Formel für einen sauberen Küchenboden: Sand, Seife, Soda! Das nützliche Trio war – lange vor den heutigen Reinigern – die Antwort auf viele Verunreinigungen. Die Bestandteile hatten verschiedene Aufgaben: Sand für das „Abschnirgeln“ des groben Schmutzes, Seifenflocken und Soda dienten als Fettlöser. „Auch mit einem Strohschwamm lassen sich Holzböden scheuern“, sagte Tobias Striewe. Er zeigte den Besuchern Holz, das mit Ochsenblut gefärbt war. Da Ochsenblut Leinöl enthält, lässt es sich mit Soda gut entfernen.

Ochsenblut findet sich häufig in historischen Häusern. Holzdielen bekommt man mit Soda wieder sauber
Foto: Michaela Podschun

Ochsenblut findet sich häufig in historischen Häusern. Holzdielen bekommt man mit Soda wieder sauber
Foto: Michaela Podschun

Wie früher ein Fußboden aus Steinzeug verlegt wurde, erklärte Fliesenleger Wolfgang Rebbe. Der Estrich wurde aus einem Sand-Zement-Gemisch (4:1) gezogen und mit Wasser erdfeucht gemacht. Holzplatten dienten zum Herumlaufen. Mit Zement aus dem Eimer und einer Gießkanne wurde der Boden gepudert. Die Fliesen wurden eingeschlämmt. Sägespäne, die auf dem Fußboden verstreut wurden, dienten als Reinigungsmittel.

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

 

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