Sanierung des Pfarrhauses Elisabethen in Basel mit Umnutzung des Dachgeschosses zum Büro und Atelier
Das Pfarrhaus Elisabethen in Basel war ein Ort der Begegnung zwischen der Pfarrfamilie und der Kirchengemeinde. Nach der Sanierung dient es als Raum für kreative Arbeiten. Insbesondere das Dachgeschoss barg großes Potenzial und zeigt sich jetzt als lichtdurchflutetes Büro und Atelier.
Die Fassade und das filigrane Schieferdach des Pfarrhauses Elisabethen in Basel wurden aufwendig saniert
Foto: Velux / Kasia Jackowska
Eigentümerin des im Jahr 1867 nach Plänen von Johann Jakob Stehlin dem Jüngeren fertiggestellten viergeschossigen Pfarrhauses Elisabethen ist die Wibrandis Stiftung. Sie beauftragte 2021 Vécsey*Schmidt Architekt*innen mit einer Machbarkeitsstudie des Pfarrhauses. Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, die Atmosphäre des Ortes zu spüren und den Charakter der Räume zu verstehen, verbrachten Christoph Schmidt und Susanne Vécsey zwei Tage im Dachstuhl. „Wir erkannten schnell, dass inspirierende Räume unter den Blümchentapeten verborgen lagen“, meint Christoph Schmidt rückblickend. Nach Abschluss der Studie erhielt das Büro den Auftrag für die Umnutzung und Renovierung und gleichzeitig das Angebot, die Räumlichkeiten im Dach zu mieten. Das war der Beginn der Idee, die Räume und Etagen als Kreativcluster zu nutzen.
Der Weg dem Licht entgegen
Über ein helles Foyer betritt man das viergeschossige Gebäude, von wo aus ein zentrales Treppenhaus zu den verschiedenen Etagen und Arbeitsbereichen führt. Das Erd- und das Untergeschoss dienen der Offenen Kirche Elisabethen als Büro und Veranstaltungsraum. Die alten Wohnräume im ersten Obergeschoss wurden sorgfältig restauriert und wieder in einen repräsentativen Zustand überführt. Neben dem Architekturbüro Vécsey*Schmidt Architekt*innen nutzen die Räume und das gemeinsame Sitzungszimmer auch die Wibrandis Stiftung und andere Büros.
Eine Etage darüber, im ersten Dachgeschoss, beginnen hinter einer Holzglaswand dann die eigentlichen Räumlichkeiten des Architekturbüros. Alle Oberflächen wurden dort in ihrem vorgefundenen Zustand belassen, um die Spuren der Zeit zu erhalten. Dies erzeugt zusammen mit den wertigen, aber roh belassenen hinzugefügten Bauteilen eine lebhafte Buntheit. Die Räume strahlen einen beinahe industriellen Charakter aus, den man von außen gar nicht erwartet.
Arbeitsplätze mit viel Tageslicht
Mehrere kleine Fenster in den bereits bestehenden Öffnungen sind mehr als ausreichend für helle Arbeitsplätze der Architekten
Foto: Velux / Kasia Jackowska
Vom Eingangsbereich gelangt man in den L-förmigen, zweigeschossigen Arbeitsbereich sowie in zwei Büroräume. Eine Treppe neben der Teeküche und Toilette führt ins zweite Dachgeschoss, wo das Team von Vécsey*Schmidt Architekt*innen eine Werkstatt eingerichtet und Platz für Modelle geschaffen hat. Entlang der Wand wurden Ablagen und Regale verbaut, um den begrenzten Raum optimal zu nutzen. In den Nischen vor den Velux-Dachfenstern entstanden Arbeitsplätze mit Aussicht und viel Tageslicht.
Der Blick aus dem einer Kapitänsbrücke ähnelnden Sitzungszimmer auf die jahrhundertealte Dachkonstruktion und die darunter liegenden Arbeitsbreiche
Foto: Velux / Kasia Jackowska
Zudem befindet sich dort in der Mitte des Hauses direkt unter dem Dach ein zweites für alle Mietparteien nutzbares Sitzungszimmer. Es erinnert an eine Kapitänsbrücke und gewährt Blicke in den Raum sowie auf die imposante, handwerklich ausgeführte Dachkonstruktion. Dank verglaster Wandöffnungen profitiert dieser Raum von indirektem Tageslichteinfall aus den umliegenden Räumen. Auch der Aufstieg zum Dach folgt dem Tageslicht – von der schmalen Treppe ins Modellbaugeschoss bis zur Leiter auf das Dach.
Lichtanalysen im Innenraum
Das Dach erforderte aufgrund seiner komplexen Struktur mit einem steilen und einem flachen Teil eine sorgfältig durchdachte Konstruktion. Bei der Suche nach Belichtungs-Lösungen mit Standardprodukten stießen Vécsey*Schmidt Architekt*innen auf Velux. Da die Tageslichtzufuhr beim Umbau eine wesentliche Rolle spielte, führte das Team Lichtanalysen im Innenraum durch, auch unter Einsatz des Velux „Daylight Visualizers“. Glücklicherweise wurde der Tageslichtzufuhr bereits in den siebziger Jahren viel Wert zugeschrieben und damals Dachflächenfenster installiert. Die Größe der Tageslichtquellen ist nicht nur durch Vorschriften, sondern auch durch die Position des Hauses bestimmt. Bedingt durch die innerstädtische Lage war die Aufstellung eines Krans nicht möglich.
Im Steildach, angrenzend an die Fassade, wurden sechs Velux-Dachfenster in die bereits bestehenden Öffnungen eingebaut. Die Wahl mehrerer kleiner Fenster für die bereits bestehenden Öffnungen entsprach der Logik des Umbaus und gewährleistet einen optimalen Lichteinfall. Neben der Versorgung mit Tageslicht stellen sie auch eine gezielte, natürliche Belüftung sicher. Hitzeschutz-Markisen von Velux sorgen auch im Sommer für angenehme Temperaturen.
Großzügige Flachdach-Fenster und Sattel-Lichtband
Im Flachdach, bedeckt mit Kupferblech, wurden fünf neue, großzügig dimensionierte Flachdach-Fenster platziert
Foto: Vécsey*Schmidt Architekt*innen
Im flachen Teil, bedeckt mit Kupferblech, wurden fünf neue großzügig dimensionierte Flachdach-Fenster platziert, die auf die untenstehenden Räume ausgerichtet sind. Sie sind elektrisch betrieben und können auch zur Belüftung eingesetzt werden. Der für Unterhaltsarbeiten vorgesehene Dachausstieg durch das großzügig dimensionierte Flachdach-Ausstiegsfenster auf die Dachterrasse ermöglicht einen atemberaubenden Blick auf die Elisabethenkirche und das Stadtpanorama.
Zusätzlich sorgt ein Sattel-Lichtband aus sechs „Modular Skylights“ für reichlich Licht im Treppenhaus und dient zudem als Rauch- und Wärmeabzugsanlage. Neben den Dachfenstern tragen auch die alten historischen Lukarnen zur Lichtgestaltung bei. Der Dachstuhl wurde von innen gedämmt und die Abdeckung aus roh belassenen Dreischichtplatten aus Fichte mit verglasten Aussparungen für die Dachgauben realisiert. So ist auch der Ausblick durch die Lukarnen weiter möglich.
Fazit
Nach Abschluss der Arbeiten stellt das Pfarrhaus Elisabethen eine raffinierte und stilvolle Einheit aus alt und neu dar, was durch die großzügigen Verglasungen und den dadurch erzeugten gleichmäßigen Lichteinfall unterstrichen wird. Das Projekt überzeugte auch die Jury des Velux- Architektur-Wettbewerbs 2024/25: Sie wählte es auf Platz 3 der diesjährigen Ausgabe.
AutorinnenKasia Jackowska ist Künstlerin und Architektin aus Zürich. Marion Hämmerli ist PR-Managerin bei Velux für die Region Nordeuropa.
