Was Handwerker über IP-Telefone wissen sollten

Mit dem Jahreswechsel 2022/23 wurde die ISDN-Telefonie abgeschaltet. Seither telefonieren wir übers Internet. Der klassische feste Telefonanschluss über Kupferkabel, wie er lange üblich war, wurde als Standard abgelöst ist nicht mehr nötigt. Doch noch nicht allen Handwerkern ist IP-Telefonie vertraut. Wir klären über die wichtigsten Fakten auf.

Das Ende der analogen Telefonie ist gekommen. 2016 startet die Telekom den ersten Schritt in Richtung IP-Telefonie, indem sie das eigene Netz darauf umstellt. Doch der „Abschied“ setzt sich nicht so schnell um wie geplant. Nun ist mit dem Jahresende 2022 die Umstellung abgeschlossen. So kommt es in Handwerksbetrieben vermehrt zu Fragen zu dem Thema – unter anderem durch die Digitalisierung während der Pandemie. Chefs stoßen auf Begriffe, wie SIP oder VoIP, die es zu klären gilt.

IP steht für Internet-Protokoll. Während traditionelles Telefonieren über leitungsvermittelnde Technik funktionierte, also der Handwerksbetrieb physische Leitungen in Büro oder Werkstatt benötigte, funktioniert IP-Telefonie über das Internet. „Für das Telefonieren übers Internet sind SIP- und VoIP-Protokolle nötig“, weiß Felix Pflüger, Geschäftsführer von Peoplefone Deutschland. SIP steht für „Session Initiation Protocol“ und stellt das Protokoll dar, das die VoIP-Kommunikation technisch ermöglicht. „Es steuert die Kommunikation zwischen den Telefonierenden und baut Verbindungen auf und ab“, so Pflüger. VoIP – Voice-Over-IP – bezeichnet die digitale Sprachübertragung via Internet.

IP-Modelle: Cloud oder klassisch?

Aktuell bieten Hersteller zwei Varianten von IP-Telefonanlagen an. „Die Nutzung einer Cloud ist vielen durch das Smartphone, etwa beim Speichern von Bildern, bekannt“, sagt der Peoplefone-Chef. Genau so kann das auch bei einer IP-Telefonanlage laufen: Auf Serverfarmen sind die Daten gespeichert, die Telefonanlage werden hier gehostet und betrieben. Wer es hingegen klassisch mag, sollte zum verbauten Anschluss greifen. Dieser erfolgt nicht – wie gewohnt – übers Festnetz, sondern über die Internetleitung.

Die technische Entwicklung schreitet voran. Die „klassischen“ Telefone sind ausgelaufen
Foto: Alexa/Pixabay

Die technische Entwicklung schreitet voran. Die „klassischen“ Telefone sind ausgelaufen
Foto: Alexa/Pixabay
Gerade für kleinere Betriebe sind es meist die technischen Voraussetzungen, die für das Cloud-Modell sprechen. Eine Cloud benötigt lediglich eine schnelle, zuverlässige und stabile Verbindung zum Internet. Kosten für Cloud-Telefonie sind als Betriebsausgaben absetzbar. Die verbaute Version hingegen benötigt einen Techniker, der die Anlage installiert und wartet. Zudem ist zu beachten, dass Telefone und Ersatzteile für die Geräte bald nicht mehr hergestellt werden. VoIP-Spezialist Clemens Schmidt gibt Umsteigern einen Tipp zur Entscheidung zwischen den beiden IP-Modellen: „Am Ende hat es etwas mit Unabhängigkeit, einem Gefühl von Sicherheit und nachhaltigem Datenschutz zu tun.“

Vorteile für den Handwerker

Der Schritt von ISDN zu IP war notwendig. Schon alleine deshalb, weil zuletzt Anbieter wie Vodafone keine Telefonie mehr über das bisherige Verfahren die klassische Kupferleitung angeboten haben. „IP-Telefonie bringt aber Vorteile mit sich“, weiß Pflüger. Mitarbeiter können von zuhause oder aus dem Ausland mit der offiziellen Geschäftsnummer telefonieren und Teammeetings mit bis zu 50 Personen abhalten. „IP bringt nicht nur mehr Funktionen mit sich, sondern spart Geld“, verdeutlicht der Geschäftsführer.

Felix Pflüger, Geschäftsführer von Peoplefone Deutschland, erklärt, was IP-Telefonieren bedeutet
Foto: Peoplefone Deutschland

Felix Pflüger, Geschäftsführer von Peoplefone Deutschland, erklärt, was IP-Telefonieren bedeutet
Foto: Peoplefone Deutschland
So sei Peoplefone etwa der erste deutsche Provider, der Geschäftskunden unbegrenzt viele Sprachkanäle ohne Grundgebühr anbietet. Auch die Preise anderer Anbieter locken mit 4,80 bis 16,80 Euro monatlich zum Umstieg. „Zu vergleichen ist die IP-Telefonie mit einem WhatsApp-Call. Nur bringt sie einen offizielleren Charakter mit sich“, sagt Pflüger. Auch die Sprachqualität ist hoch. IP-Telefonie macht Meetings ortsunabhängig, hochwertiger und somit effektiver.

Sind IP-Anlagen überhaupt sicher?

Als Nachteil des digitalen Telefonierens nennen Nutzer oftmals das Sicherheitsrisiko. „Dabei ist eine IP-Telefonanlage ebenso (un-)sicher, wie der Rest des Internets“, beruhigt Pflüger. Wer sonst ohne Bedenken im Netz surft, kann beim digitalen Telefongespräch entspannt bleiben. Außerdem hat Europa aktuell die weltweit strengsten Datenschutzrichtlinien. So darf niemand ohne gerichtliche Genehmigung ein Telefon abhören oder Daten aus Gesprächen ziehen. Nur in medizinischen Notfällen greift der Datenschutz nicht. „Das Einzige, was definitiv übermittelt wird, sind die weltweit vereinbarten Daten zur Rückverfolgung eines sogenannten beim Notrufdienst eingehenden ‚Röchelrufs‘, also wenn ein Hilfesuchender seinen Standort nicht mitteilen kann. Hier kann ausschließlich zur Erbringung der Notdienste von dazu legitimierten Stellen die IP-Adresse des Telefons bis zu seinem Standort zurückverfolgt werden“, erläutert Luca Livraga, Teamleiter des internationalen technischen Supports bei Telefongerätehersteller Snom.

Wer sich trotzdem noch zusätzlichen Schutz wünscht, kann die Sicherheitsstufe der eigenen VoIP-Anlage erhöhen. Beispielsweise durch ein verschlüsseltes Passwort oder durch das regelmäßige Pflegen und Warten der Hard- und Software. Doch auch das kann – wie immer im Internet – nicht garantiert Spams oder Abo-Fallen präventieren.

www.peoplefone.de

Autor

Michael Sudahl ist freier Journalist und lebt in Schorndorf.


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