26. Denkmalschutz-Informationstag im Kloster Schöntal

Eine bunte Mischung aus historischen Handwerkstechniken, Berichte von Höhlenforschern und Denkmalsanierungen bezauberte die Besucher des 26. Denkmalschutzinformationstages der Firma Dengel Bau, der Ende April im Kloster Schöntal stattfand.

Gastgeber Georg Dengel mit den Referenten Markus Pantle, Gerwin Stein und Thilo Schlick (v.l.)
Bild: Dengel-Bau

Gastgeber Georg Dengel mit den Referenten Markus Pantle, Gerwin Stein und Thilo Schlick (v.l.)
Bild: Dengel-Bau
Nach einer kurzen Begrüßung der rund 100 Gäste durch Gastgeber Georg Dengel ist Gerwin Stein von der Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege in der Propstei Johannesberg in Fulda der erste Referent am Rednerpult. Der Diplom-Ingenieur berichtet in seinem Vortrag ausführlich über den Kratzputz: eine Handwerkskunst, die in vielen Orten Deutschlands für dekorative Blickfänge an den Fachwerkhäusern sorgte. Die absolute Hochburg dieser Kunst findet sich in Nordhessen. Während es anderswo einfache grafische Muster in den noch feuchten Kalkputz geritzt wurden, verzierten die Nordhessen ihre Gefachputze mit aufwändigen floralen Elementen und Bildmotiven. Letztere waren je nach Vorliebe der Bewohner der Bibel oder auch dem Alltag der Hausbewohner entlehnt. Die inzwischen fast ausgestorbene Kunst wurde 2016 von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe gelistet. Diese Ehre teilt sich der Kratzputz laut Gerwin Stein mit alten Handwerkstechniken wie dem Buchbinderhandwerk, der Deutschen Braukunst und dem Köhlerhandwerk sowie der Deutschen Brotkultur.

Maßwerkfenster und Natursteinmauern

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung gab Steinmetzmeister Thilo Schlick von Dengel-Bau einen Überblick über interessante Restaurierungen des vergangenen Jahres. Neben Sanierungen von Natursteinmauern, zum Beispiel im Schlossgarten von Ludwigsburg, stellte er den Austausch eines gotischen Maßwerkfensters in der katholischen Kirche in Berlichingen vor. Hier waren vor allem Steinmetzkunst und Präzision gefragt, um die feingliedrigen Streben und die Rosette nachzubilden und anschließend das neue Maßwerk wieder passgenau einzusetzen. Andere Anforderungen stellte die Freilegung eines historischen Fliesenbodens in der evangelischen Kirche in Gundelsheim. Hier lagen die Herausforderungen vor allem darin, den darüberliegenden Boden rückstandsfrei zu entfernen, ohne die historischen Fliesen zu beschädigen. Zudem mussten notwendige Ergänzungen des Bodens originalgetreu erfolgen. Wasserstollen Kirchberg vor der Sanierung
Bild: Markus Pantle

Wasserstollen Kirchberg vor der Sanierung
Bild: Markus Pantle
Kalkspatzenmörtel klassisch angemischt
Bild: Markus Pantle
Kalkspatzenmörtel klassisch angemischt
Bild: Markus Pantle

Sanierung eines einsturzgefährdeten Wasserstollens

Nochmal spannend wurde es bei dem Vortrag von Architekt und Höhlenforscher Markus Pantle über die weit verzweigte Höhlenwelt der Hohenloher Ebene und die Sanierung des Kirchberger Wasserstollens. Der im 18. Jahrhundert gebaute und seitdem mehrfach sanierte Stollen war zu seinem östlichen Auslauf hin so instabil, dass er jederzeit ganz einstürzen konnte. Hier war guter Rat teuer. Architekt Pantle und der beauftragte Bauunternehmer Georg Dengel zogen deswegen weitere Höhlenforscher der Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Stuttgart e. V. hinzu, die viel Erfahrungen mit Verstürzen haben.

Die Lösung wurde in einer Gewölbeabsprießung mit auskragenden Holz-Schalungsträgern gefunden. Darunter kann man sich lange Holzbalken mit einer Vertiefung vorstellen, die an beiden Seiten des Stollens und unter der Stollendecke platziert wurden. Zwischen diesen wurden dann mehrere Stahlträger über Kreuz angebracht, die das Gewölbe abstützten. In diesem etwa anderthalb Meter langen Bereich, konnte dann sicher gearbeitet werden. So arbeitete sich das Team unter Tage Meter um Meter vor.

In der Kalkulation geblieben

Der komplett eingestürzte östliche Teil wurde anschließend neu von oben aufgebaggert, durch Natursteinwände abgestützt und neu überwölbt. Ganz so wie früher: Auf die Stollenwände kommt eine Art gewölbte Holzschablone, auf die dann die Steine gemauert werden. Ist das Gewölbe geschlossen, kann auch die Schablone wieder entfernt werden. Anders als bei den historischen Sanierungen stimmte diesmal die Kalkulation.

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