28. Denkmalschutz-Informationstag im Kloster Schöntal

Wie schützen wir unser baukulturelles Erbe und bleiben trotzdem zukunftsfähig? Antworten auf diese Frage bot der 28. Denkmalschutz-Informationstag Ende März im Kloster Schöntal. Die Veranstaltung, ausgerichtet von der Dengel Bau GmbH, stellte aktuelle Entwicklungen im Denkmalschutz in den Mittelpunkt. Praxisnahe Sanierungsbeispiele, neue Bildungsinitiativen und nachhaltige Bauweisen prägten das Programm und sorgten für lebhafte Diskussionen unter den Teilnehmenden.

Gastgeber Georg Dengel begrüßt die Gäste auf dem 28. Denkmalschutzinformationstag im Kloster Schöntal Gastgeber Georg Dengel begrüßt die Gäste auf dem 28. Denkmalschutzinformationstag im Kloster Schöntal
Foto: Dengel Bau

Gastgeber Georg Dengel begrüßt die Gäste auf dem 28. Denkmalschutzinformationstag im Kloster Schöntal
Foto: Dengel Bau

Masterstudiengang Denkmalpflege angekündigt

Ein Höhepunkt war die Vorstellung eines neuen Masterstudiengangs für Denkmalpflege an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, der 2027 starten soll. Diesen Part übernahm die Landtagsabgeordnete Barbara Saebel, die nach den einführenden Worten von Gastgeber Georg Dengel ans Mikrofon trat. Sie präsentierte den Studiengang als eine der ersten Maßnahmen des 2024 gegründeten Vereins DenkmalnetzBW. Bereits für Juli 2025 ist eine Summerschool im Kloster Bronnbach geplant, um Nachwuchskräfte für das Studium zu interessieren. Der Verein setzt sich außerdem dafür ein, die Landesbauordnung bei Denkmalsanierungen zu vereinfachen. Außerdem liegt den Mitgliedern der Erhalt der Kirchen am Herzen.

Nachhaltigkeit im Denkmalschutz

Den Fachvortrag des Tages hielt der Bauingenieur Jürgen Gänßmantel, der mit seinem Ingenieurbüro auf nachhaltige Sanierungen spezialisiert ist. Er beleuchtete die Entwicklung des Nachhaltigkeitsgedankens und was er für die Baubranche bedeutet. Nachhaltig bauen heißt für ihn: Ein Gebäude muss umweltschonend, effizient, wirtschaftlich, langlebig, funktional, komfortabel, robust und einfach zu pflegen sein. Das beinhaltet den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Nach seiner Nutzung soll man es so recyceln können, dass daraus neue Produkte entstehen.

Bei erhaltenswerten Bestandsgebäuden fließt dann noch die für deren Bau aufgewendete Energie ein. Unter der Überschrift „Urban Mining und kreislaufgerechtes Bauen“ ringt die Fachwelt augenblicklich noch um eine geeignete Systematik, die alle wichtigen Aspekte abbildet. Neben den rein materiellen Erwägungen sind zum Beispiel auch sozio-kulturelle Aspekte wie die Vielfalt historisch gewachsener Ortskerne zu berücksichtigen.

Anhand der Sanierung der „Alten Chirurgie Bodden-Kliniken“ in Ribnitz-Damgarten zeigte Gänßmantel praxisnah, wie eine denkmalgerechte und gleichzeitig nachhaltige Instandsetzung erfolgen kann.

Praxisnahe Einblicke in Sanierungsprojekte

Restaurierung des Kreuzgangs an der Öhringer Stiftskirche Restaurierung des Kreuzgangs an der Öhringer Stiftskirche
Foto: Dengel Bau

Restaurierung des Kreuzgangs an der Öhringer Stiftskirche
Foto: Dengel Bau
Ein Highlight des Informationstags war die Präsentation von zehn bedeutenden Sanierungsprojekten durch Steinmetzmeister Thilo Schlick von Dengel Bau. Beispielsweise das Alte Rathaus in Künzelsau: Das winterliche Streusalz hatte den Putz und die Natursteinumfassungen der Fenster- und Torbögen angegriffen. Die beschädigten Steine wurden ausgespitzt und durch neue Vierungen ersetzt, die in Form und Struktur dem Original entsprechen. Zusätzlich erhielt das Gebäude einen widerstandsfähigeren Sockel aus Naturstein, statt ihn einfach neu zu verputzen.

Besondere Feinarbeit erforderte die Restaurierung der Steinmedaille an der Rückfront des Rathauses. „Am abgebildeten Kopf sind uns zahlreiche Risse und Abplatzungen negativ aufgefallen.“ Das Team der Dengel Bau hat das bildhauerische Werk wieder instandgesetzt, indem die Abplatzungen hinterfüllt und mit Restaurierungsmörtel ergänzt wurden. „Hinterher war nicht mehr zu sehen, dass der Stein restauriert wurde“, freut sich Schlick.

Bei der Sanierung des Kreuzgangs der Öhringer Stiftskirche wurden stark beschädigte Steine ersetzt und die Verankerungen der gusseisernen Tore mit flüssigem Blei eingesetzt. „Diese traditionelle Technik der Verankerungen sorgt für langfristige Stabilität“, erklärte Schlick.

Denkmalschutz und Ausbildung – eine Erfolgsgeschichte

Im Schlussvortrag gab Historiker Stefan Kraut ein anschauliches Beispiel dafür, wie Ausbildungsinitiativen wie die der Eingangsrednerin Barbara Saebel Früchte tragen können. Er erinnerte an die beiden Hohenloher Baumeister Ludwig Scheu und August von Beyer, die im 19. Jahrhundert das Ulmer Münster vollendeten, und den bis heute höchsten Kirchturm der Welt bauten. Beide erlernten ihr Steinmetzhandwerk in Künzelsau und studierten an der Vorgängereinrichtung der heutigen Hochschule für Technik in Stuttgart. Diese wurde 1832 als Winterschule für Bauhandwerker gegründet, damit Handwerker die Wintermonate zur Weiterbildung nutzen konnten.

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