Besenstrich und der Kammzug sind beim Putz vor allem gefragt

der defekte Gurtwarner piepst, alle zwei bis drei Minuten meldet sich das Mobil­telefon – trotzdem lenkt uns Stuckateurmeister Hans Nonnenmacher in seinem staubigen Baustellen-Pkw mit einer Gelassenheit durch den chaotischen Verkehr in Münchens Innenstadt, die uns bewundernd staunen lässt. In der Nähe des Hauptbahnhofs halten wir das erste Mal und schauen uns eine gründerzeitliche Fassade an, bei der sein Betrieb Restauro Putz GmbH Arte Antica zurzeit die historischen Bossen erneuert und rekonstruiert. Dass seine Mitarbeiter auch moderne Bossenbänder aus Stuckelementen herstellen können, erleben wir in der Reichenbachstraße. Der Entwurf für das in Wellen über die Wand wogende Relief stammt vom Münchner Büro Hild und K Architekten, das für seine einzigartigen Entwürfe in Sachen Putz bekannt ist. Wie die Stuckateure und Putzer die Stuckformteile im Keller des Hauses vor Ort mit Gießstuckmörtel in Silikonkautschukformen hergestellt und anschließend an der Fassade montiert haben, lesen Sie ab Seite 42 in dieser Ausgabe der bauhandwerk.

Weiter geht es kreuz und quer durch die Stadt. Hans Nonnenmacher erklärt vom fahrenden Auto aus: Hier hat sein Betrieb nach Plänen des Büros Staab Architekten ein Putzornament ausgeführt, dort den historischen Stuck rekonstruiert. Irgendwann landen wir in der Werkstatt des Betriebs. Dort zeigt uns Stuckateur Stefan Michaelis, wie man Stucklisenen in Kammzugtechnik herstellt und erzählt uns am Beispiel der zahlreich an den Wänden hängenden Stuckaturen, wie sie diese vor Ort abgeformt und neu gegossen haben. Er und sein Chef sind der Meinung, dass Stuck sowohl in seiner historischen als auch modernen Form wieder im Kommen ist. Beim Putz sind zurzeit vor allem der Besenstrich und der Kammzug wieder groß in Mode. Wie Hans Nonnenmacher mit seinem Betrieb auf die Anforderungen seiner Auftraggeber in Sachen Putz und Stuck reagiert, lesen Sie im Werkstattbericht ab Seite 77 in diesem Heft.

Bevor es für uns zurück zum Hauptbahnhof geht, essen wir im Donisl zu Mittag – einem Restaurantneubau ebenfalls nach Plänen von Hild und K Architekten, bei dem die Mitarbeiter der Restauro Putz GmbH Arte Antica Rabitzgewölbe und fili­grane Stuckornamente ausführten. Aber das ist eine andere Geschichte, von der es in bauhandwerk noch in einer der kommenden Ausgaben zu berichten gilt.

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht

Beim Putz sind zurzeit vor allem der Besenstrich und der Kammzug wieder groß in Mode

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