Trockengelegt: Bauwerksabdichtung für Bunker und Tunnel unter dem Uni-Klinikum Rostock

Das Uni-Klinikum Rostock steht teilweise auf Bunkeranlagen, die von 1941 bis 1943 als Luftschutz- und OP-Bunker in Stahlbetonbauweise errichtet wurden. Um das Tunnelsystem für logistische Zwecke nutzbar zu machen, wurde es mit Produkten von Remmers von innen abgedichtet und saniert.

Die historisch gewachsene Struktur der Universitätsmedizin Rostock brachte es mit sich, dass ihre Standorte über die ganze Stadt verteilt sind. Jetzt wird intensiv daran gearbeitet, das Klinikum zu zentralisieren und auf  wenige Standorte zu beschränken. Zentrum des Universitätsklinikums wird der Campus Schillingallee, auf dem sich die wichtigsten Versorgungsgebäude befinden. Dafür laufen zur Zeit umfangreiche Bau- und Umbauarbeiten, welche durch die staatliche Bauverwaltung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch den Betrieb für Bau und Liegenschaften, durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang wird unter Hochdruck an der Anlage für Automatischen Warentransport gearbeitet, der logistische Vorgänge komplett unter die Erde verlegt. Die Bauwerksabdichtung des historisches Tunnelsystems erfolgt mit Remmers-Produkten – Hauptprodukt ist „MB 2K“ (Multi-Baudicht 2K).

Nutzungskonzept

Die Tunnel- und Bunkeranlagen des Klinikareals sollen wiederhergestellt und durch neue ergänzt werden. So können sie eine wichtige Aufgabe für das geplante Ver- und Entsorgungszentrum der Universitätsmedizin Rostock übernehmen. Mit Hilfe einer automatischen Warentransportanlage sollen künftig Wäsche, Essen, Medikamente und andere benötigte Güter über das unterirdische Tunnelsystem in die einzelnen Klinikbereiche verteilt werden. In der parallel verlaufenden Rohrpost können per Druckluft weitere Medikamente, Laborproben und Schriftstücke mit einer Geschwindigkeit von bis zu 30 km/h von einem Ort zum anderen „geschossen“ werden – und das auf einer Länge von insgesamt 3,5 Kilometern.

Bausituation des Bestandbunkers

Der Bunker wurde von 1941 bis 1943 als Luftschutz- und OP-Bunker in Stahlbeton erbaut. Eine ganzheitliche Sanierung ist nie erfolgt. Bereichsweise wurde zwar die Außenabdichtung erneuert, das führte aber zu keinem erkennbaren Erfolg. Ständige Durchfeuchtungen in sowohl fertiggestellten als auch baulich nicht berührten Bereichen wiesen unübersehbar auf die Abdichtungsproblematik hin. Rostock liegt an der Warnow, und der Grundwasserpegel ist überall recht hoch. Die über 70 Jahre alten unterirdischen Tunnelröhren aus den 1940er Jahren sind – wie bei einem U-Boot – praktisch von allen Seiten von Wasser umschlossen. Da durch den Bunker eine wichtige Trasse für das im Aufbau befindliche Automatische-Waren-Transportsystem verlaufen sollte, musste ein neues Sanier­konzept gefunden werden. Die gutachterlichen Stellung­nahmen Dipl.-Ing. Georg Eisner, Inhaber des Ingenieurbüros Eisner, sowie der Montra GmbH als Bauplaner waren eindeutig: Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile von außen scheidet aus, denn die Sohle kann davon nicht erfasst werden! Statt dessen die Empfehlung: Innenabdichtung nach WTA-Merkblatt 4-6-05/D. Eine große Herausforderung angesichts eines negativen Wasserdrucks auf mehr als 3000 m² Fläche.

Das Abdichtungskonzept

Der Bauherr, der Geschäftsbereich Hochschul- und Klinikbau des Betriebs für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern (BBL M-V), ließ ein Konzept für die Innenabdichtung der Tunnelröhren und Bunker umsetzen, das mit größtmöglicher Sicherheit realisiert werden konnte. Ohne Einschränkungen und Kompromisse hinsichtlich der hygienischen Anforderungen eines modernen Klinikbetriebs. Konventionell wird eine Innenabdichtung mit einer starren mineralischen Dichtungsschlämme ausgeführt, da diese gegen den negativen Wasserdruck beständig ist und den Oberbelag als Abdichtungsschutz zuverlässig trägt. Aber wenn diese Abdichtung durch Verankerungen und Installationen durchlöchert wird, findet das Wasser seinen Weg und kann größte Schäden verursachen. Eine einfache Innenabdichtung mit mineralischer Dichtschlämme und Sanierputz schied also aufgrund der besonderen Anforderung aus.

Die Aufgabe bestand in der Abdichtung von rund 300 m Tunnelröhren und Bunker mit einer Gesamtfläche von etwa 4000 m². Beauftragt wurde die Bauunternehmung Dipl.-Ing. Dirk Steinbrügger aus Hinrichshagen. „Für die Umsetzung der Bauwerksabdichtung haben wir Remmers mit ins Boot geholt. Gemeinsam mit der Remmers Anwendungstechnik und dem Fachvertreter Jürgen Ziebuhr haben wir folgende Materialien ausgewählt: Eine Kombinationsabdichtung aus mineralischer Dichtschlämme im Kiesolsystem und ,MB 2K‘. Das Hybridprodukt zeichnet sich durch eine hohe Untergrundhaftung aus und ist druckwasserdicht auch bei negativer Wasserbeanspruchung“, berichtet Inhaber Dirk Steinbrügger.

Flächenabdichtung für Decken, Wände und Boden

Zunächst grundierten die Handwerker die Flächen mit „Kiesol“, um durch Verkieselung und Kieselgelbildung eine hydrophobe Baustoffverfestigung zu erreichen. Auf die Grundierung folgte „frisch in frisch“ die dampfdurchlässige, druckwasserdichte Abdichtung mit der mineralischen „Sulfatexschlämme“ im Spritzverfahren in einer Mindesttrockenschichtdicke von 1 mm.

Als wichtigster Bestandteil der Flächenabdichtung und zur sicheren Einbindung von Einbauteilen gelangte das flexible „MB 2K“ zum Einsatz. Der Auftrag erfolgte in mindestens drei Arbeitsgängen im Spritzverfahren, um eine Gesamttrockenschichtdicke von 3 mm zu gewährleisten. „MB 2K“ vereint die Eigenschaften von mineralischen Dichtungsschlämmen (MDS) und kunststoffmodifizierten Bitumendick­beschichtungen (KMB) in einem Produkt für die gesamte Bandbreite der Bauwerksabdichtung.

Das Hybrid-Bindemittelsystem von „MB 2K“ wurde 2015 weiterentwickelt und ist in der Lage, witterungsunabhängig in kürzester Zeit zu trocknen und dabei mit dem modifizierten Gummigranulat-Zuschlag zu reagieren. Zudem konnte die Abspaltung von Ammoniak verhindert werden, so dass auch in Innenräumen keine Geruchsbelastung besteht. Weiterhin genügen die Dehnfähigkeit, Druckfestigkeit und Haftzugfestigkeit höchsten Ansprüchen auf allen Untergründen.

Die Prüfung der Rissüberbrückungsfähigkeit beträgt nicht nur 0,4 mm, wie es bei mineralischen flexiblen Dichtungsschlämmen geprüft wird, sondern 2 mm, wie es in den Prüfgrundsätzen von Bitumendickbeschichtungen verlangt wird. Das Produkt haftet nicht nur auf mineralischen Untergründen sicher, sondern auch auf Bitumen, Kunststoff und Metall.

Nach Durchtrocknung der Abdichtung verputzten die Handwerker die Wände mit dem Remmers Sanierputzsystem neu. Zum Einsatz gelangten Remmers „Vorspritzmörtel“ und Remmers „Sanierputz altweiß“.

Autor

Jens Engel arbeitet als Produktmanager Bauten- und Fassadenschutz bei Remmers in Löningen.

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