Abdichtung von Dächern, Balkonen, Loggien und Laubengängen mit Flüssigkunststoffen ohne Einlage

Planern und Handwerkern steht mit der neuen DIN 18 531 ein klareres Regelwerk zur Abdichtung von Dächern, Balkonen, Loggien und Laubengängen zur Verfügung. Eine zeitsparende und effektive Lösung ist die Verwendung von Flüssigkunststoffen ohne Gewebeeinlage, die nach ETAG 005 geprüft sind.

Mit der neuen fünfteiligen Normenreihe DIN 18531 bis DIN 18535 wurde eine übersichtliche Regelung für alle Abdichtungsbereiche geschaffen. Damit hat das Deutsche Institut für Normung die anwenderorientierte – und von europäischer Ebene geforderte – Zuordnung von Normen zu Anwendungsbereichen vollzogen. Untergliedert wird zunächst in die Abdichtung von Dächern, Balkonen, Loggien und Laubengängen (DIN 18531), von befahrbaren Verkehrsflächen aus Beton (DIN 18532), von erdberührten Bauteilen (DIN 18533), von Innenräumen (DIN 18534) sowie von Behältern und Becken (DIN 18535). Bauteilbezogen wird die jeweils erforderliche Abdichtung definiert. Dies führt dazu, dass künftig die Aufnahme neuer Stoffe vereinfacht wird und sich die Norm somit schneller an aktuelle technische Entwicklungen anpassen lässt.

Dächer, Balkone, Loggien und Laubengänge

Die DIN 18531 untergliedert sich in mehrere Teile: Während sich Eins bis Vier auf genutzte und ungenutzte Dächer beziehen, definiert Teil Fünf die Anforderungen an Abdichtungen von Balkonen, Loggien und Laubengängen. Zu den verwendbaren Abdichtungsstoffen zählen Bahnen aus Bitumen- und Polymerbitumen, Kunststoff- und Elastomerbahnen, flüssig aufzubringende Abdichtungsstoffe sowie flüssig aufzubringende Abdichtungsstoffe mit integrierter Nutzschicht. Sie können für alle Anwendungsbereiche der DIN 18531 eingesetzt werden. Betrachtet man die verwendbaren Flüssigkunststoffe (FLK), ist festzustellen, dass Polymethylmethacrylatharze (PMMA), ungesättigte Polyesterharze (UP) sowie Polyurethanharze (PUR) ebenfalls in allen Bereichen Anwendung finden. Als Beschichtung auf Balkonen, Loggien und Laubengängen können auch Oberflächenschutzsysteme (OS 8, OS 10, OS 11) eingesetzt werden, die nach der Richtlinie für Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen (RL SIB) verwendet werden. Diese Beschichtungen sind aber keine Abdichtungen im Sinne der DIN 18531, sondern gelten als Maßnahme zum Beispiel gegen das Eindringen von betonangreifenden Stoffen oder zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Untergrundes – verfügen allerdings nicht über rissüberbrückende Eigenschaften.

Zusammenspiel von Planern und Ausführenden

Die neue Norm gilt sowohl für den Neubau als auch die Sanierung. Dem Zusammenspiel von Planern und Ausführenden wird dabei eine hohe Bedeutung zuteil: Explizit wendet sie sich nicht nur an den Abdichtungsfachmann, sondern auch an diejenigen, die für die Gesamtplanung und Ausführung des Bauwerks und seiner Bauteile verantwortlich sind. Insbesondere in Anschlussbereichen kommt der aufeinander abgestimmten Planung eine besondere Rolle zu: Können diese beispielsweise in der Sanierung aufgrund der vorliegenden Bestandssituation nicht normgerecht ausgeführt werden, sollte der Handwerker – im Idealfall direkt bei der Angebotserstellung – den Hinweis geben, dass eine Abweichung vorliegt und von planerischer Seite zusätzliche Maßnahmen zu treffen sind.

Vorbereitung des Untergrunds

Herausforderungen bei der normgerechten Umsetzung treten sowohl im Neubau als auch in der Sanierung auf. Bei der Bestandsaufwertung sind jedoch bereits vorbereitende Maßnahmen zu treffen, um eine dauerhafte und funktionstüchtige Abdichtung zu gewährleisten. Zentral ist die Vorbereitung des Untergrunds. Schmutz und Winterspuren werden zunächst mit Diamantschleifer entfernt, Risse ausgebessert und lose Untergrundteile beseitigt. Die Restfeuchte des Untergrundes darf gemäß Norm bei maximal 6 Prozent liegen, so dass auch hier gegebenenfalls zusätzliche Maßnahmen zur Untergrundvorbereitung erforderlich sind.

Wahl der geeigneten Grundierung

Erst dann kann eine entsprechende Grundierung aufgetragen werden. Im Balkonbau liegen oft mineralisch saugende Untergründe – beispielsweise aus Beton, Putz oder Estrich – vor. In Anschlussbereichen finden sich häufig Holz und Metall. Bei metallischen Stoffen muss die Grundierung nicht nur eine Haftvermittlung, sondern auch Korrosionsschutz gewährleisten. Holz hingegen erfordert eine diffusionsoffene Grundierung, die für Porenverschluss sorgt. Der mineralische Untergrund verlangt zudem unter anderem eine Verfestigung, Egalisierung, Porenbehandlung und das Absperren von Feuchtigkeit. Man muss also zunächst genau prüfen, welche Materialien vorliegen – daraus folgt dann die Wahl der Grundierung. Meist sind Spezial-Kunstharze, wie zwei-komponentige, hochreaktive Epoxidharzdispersionen, besonders geeignet. Sie können als Grundierung oder in Kombination mit Füllstoffmischungen in unterschiedlichen Schichtdicken in vielen Fällen eingesetzt werden. Kratzspachtelmassen und Verlaufsbeläge auf dieser Basis sind wasserdampfdurchlässig und können daher auch auf rückseitig durchfeuchteten Untergründen eingesetzt werden, ohne dass die Gefahr der Ablösung beziehungsweise osmotischer Blasenbildung besteht.

Geeignete Stoffe zur Abdichtung

Nach der Grundierung kann die Abdichtung aufgetragen werden. Generell muss sie sicherstellen, dass zu erwartende Risse, die im abzudichtenden Bauteil entstehen können, überbrückt werden. Mögliche Bewegungen des Untergrunds müssen dabei berücksichtigt werden. Um Dichtheit und Dauerhaftigkeit zu gewährleisten, sind geeignete Stoffe zur Abdichtung zu wählen. Hierzu zählen alle in der DIN 18531-5 genannten Abdichtungsstoffe, Flüssigkunststoffe (FLK) mit einer europäischen technischen Zulassung oder einer Europäischen Technischen Bewertung (ETA) auf Grundlage der ETAG 005 – mit und ohne Einlage.

Flüssigkunststoffe (FLK) als Abdichtungsstoff

Die verwendbaren, nach ETAG 005 geprüften Flüssigkunststoffe bestehen aus ein- oder mehrkomponentigen flüssigen Stoffen auf Basis von Reaktionsharzen, die gemäß der DIN 18531-5 im Anwendungsbereich von Balkonen, Loggien und Laubengängen mit oder auch ohne Gewebeeinlage verarbeitet werden können. Bei Verwendung einer Einlage muss diese ebenfalls Bestandteil der ETA sein. Zudem ist für die Überlappung der einzelnen Gewebebahnen eine Breite von 5 cm vorgeschrieben. Für die Ableitung von Niederschlagswasser sollte die Abdichtung mit einem Gefälle von mindestens 1,5 Prozent geplant und ausgeführt werden. Das Gefälle kann durch die Tragkonstruktion oder durch einen Gefälleestrich hergestellt werden. Die Produkte sind mit einer CE-Kennzeichnung versehen. Aus dieser gehen unter anderem die nachgewiesenen Leistungsstufen und die Mindesttrockenschichtdicke hervor. Differenziert werden können zudem Klimazonen, die erwartete Nutzungsdauer, Nutzlasten, Dachneigung, niedrigste und höchste Oberflächentemperaturen. Für Balkone wird ein Bereich von -20 bis +80 Grad Celsius angegeben.

Flüssigkunststoffe nach ETAG 005 ohne Einlage

Flüssigabdichtungen können in Bereichen von Aufkantungen und Anschlüssen ohne zusätzliche mechanische Befestigungselemente verarbeitet werden. Ohne Einlage kann man sie zudem besonders zeitsparend und effektiv verarbeiten. Neben der Rissüberbrückungsfähigkeit und einer leichten Verarbeitung mit beschleunigter Aushärtung muss man bei der Wahl des geeigneten Materials auf Kälteelastizität sowie Lösemittelfreiheit achten. Eine hochwertige Optik und sichere Begehbarkeit des Belages sind weitere Faktoren. Auch die benötigte Materialmenge spielt eine Rolle: So reicht beispielsweise beim Flüssigkunststoff „Hadalan DS91 13P“ von Hahne bereits ein Materialverbrauch von 2,5 kg/m2 aus, um eine sichere Abdichtung gemäß DIN 18531-5 in 2 mm Schichtdicke zu gewährleisten. Der Flüssigkunststoff sorgt bereits ab einer Schichtdicke von 1 mm für eine sichere Abdichtung – um normgerecht zu arbeiten, sind jedoch 2 mm notwendig. Im ersten Arbeitsschritt wird der Härter vollständig in die Harzkomponente eingebracht. Anschließend werden die beiden Materialien mit Hilfe eines Rührwerkzeugs zu einer homogenen Mischung verarbeitet. Ein Umfüllen und nochmaliges Vermischen in einem weiteren Gefäß schließt das Vorhandensein nicht homogen vermengten Materials aus. Im Anschluss werden zunächst Anschluss- und Detailbereiche und letztlich mit einer Zahnleiste die gesamte Fläche beschichtet. Bei idealen Bedingungen ist die Fläche bereits nach einer Stunde regenfest und nach einem Tag begehbar. Nach der Durchhärtung entsteht eine kälteelastische, diffusionsoffene und widerstandsfähige Abdichtung. Das Material zeichnet sich zudem durch seine lange, offene Verarbeitungszeit aus. Sie beträgt etwa 20 Minuten bei einer Temperatur von 8 bis 30 Grad Celsius.

Sockelbereich und Anschlussdetails

Die Abdichtung soll gemäß Norm 15 cm im Anschluss- und Sockelbereich hochgeführt werden. Bei Flüssigkunststoffen sind mechanische Fixierungen und Dichtstoff-Ausbildungen am oberen Rand nicht notwendig. Die Einlage von Vlies oder auch der Einsatz von Stellmittel können helfen, dass auch im senkrechten Aufkantungsbereich eine ausreichende Schichtdicke erzielt wird. Die Anschlusshöhe der Abdichtung kann – beispielsweise für barrierefreie Türanschlüsse – verringert werden, wenn geeignete Maßnahmen von Planern und Ausführern getroffen werden und diese als Sonderlösung entsprechend abgestimmt und vereinbart sind. Dies ist oft bei vorhandenen Türrahmen und Laibungen im Bestand der Fall. Der Schutz bei Schlagregen und vor Spritzwasser muss jedoch auch dabei gegeben sein.

Anwendung im System

Für ein bestmögliches Ergebnis empfiehlt sich die Anwendung von Flüssigkunststoffen im System mit den aufeinander abgestimmten Komponenten. So ist für eine fachgerechte Vorbereitung des Untergrunds gesorgt und auch die Trocknungszeit kann beschleunigt werden. Produkte zur Oberflächengestaltung bilden eine Schutz- und Versiegelungsschicht. Beläge mit Natursteinen oder pigmentierten Quarzsanden sorgen für eine optische Aufwertung der Beläge. Auch das Einstreuen von Farbchips zum Erzielen einer terrazzoähnlichen Oberfläche ist dabei möglich. Ganz nebenbei verbessern die Zuschläge die Rutsch- und Trittsicherheit der Flächen. Eine wichtige Rolle spielt dieser Aspekt bei der Realisierung stark frequentierter Bauteile wie beispielsweise Außentreppen oder Laubengängen.

Autor

Thomas Hellmann arbeitet als Produktmanager bei der Heinrich Hahne GmbH & Co. KG in Datteln.

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