Teil 2 der Serie moderne Oberflächenstrukturen mit Putz: Klinkeroptik kratzen

Sollen Flächen mit einer Klinkeroptik versehen werden, bei denen aber die Verwendung eines Vollklinkers als Vormauerung nicht möglich ist, werden häufig Riemchen oder größere Plattenwerkstoffe mit Klinkerstruktur eingesetzt. Alternativ kann man die Optik durch mineralische Putzsysteme nachstellen.

Wenn ein fehlendes Fundament, die Bebauungsgrenzen oder ein WDVS eine Klinkerfassade unmöglich machen, kann man die Klinkerstruktur durch mineralische Putzsysteme nachstellen. Der Auftrag zweier unterschiedlich eingefärbter Oberputze, und die Freilegung der Struktur erfolgt so, dass eine Klinkeroptik als Oberfläche entsteht. Diese Putz-Kratz-Technik mit einfachen Strukturen wird auch Zweifarb-Sgraffito-Technik (italienisch: sgraffiare, deutsch: kratzen) genannt. Sie erfordert eine sorgfältige Materialauswahl mit zwei aufeinander abgestimmten, unterschiedlich eingefärbten Putzen.

Zwei Lagen Putz aufziehen

Zunächst wird ein grau eingefärbter, mineralischer Oberputz als Putzschicht auf einen ebenen Putzgrund aufgebracht und glatt gerieben. Hierfür eignen sich zum Beispiel modifizierte, kalkzementgebundene Mörtel mit einer Körnung bis 1 mm, die eine Fugenoptik darstellen können. Die Putzdicke sollte hier in einem Bereich von 6 bis 8 mm liegen. Die nächste Putzschicht muss auf den noch feuchten, aber doch genügend angezogenen, grauen Putz aufgetragen werden. Zu empfehlen ist ein mineralischer Oberputz in den gewünschten Farbtönen, zum Beispiel rot, dunkelrot oder braun, in einer Putzdicke von etwa 5 bis 8 mm. Die Putzdicke und die Korngröße des verwendeten Putzes ist abhängig davon, wie tief die späteren Fugen in der Struktur wirken sollen. Geringe Putzdicken lassen die Fugen flacher wirken, höhere Putzdicken des Oberputzes verleihen der Fuge Tiefe. Je tiefer die Fuge, desto lebendiger erscheint bei Sonneneinstrahlung die Fassade. Nach dem Auftragen wird der Putz mit einer Glättkelle aus rostfreiem Stahl geglättet.

Oberfläche strukturieren

Um die porige Oberflächenstruktur eines Klinkers zu erreichen, wird die Oberfläche des Putzes mit einer Nagelwalze bearbeitet. Damit erreicht man eine unregelmäßige, porige Struktur der Oberfläche. Der Putz darf dabei nicht zu frisch sein, sonst entstehen Grate und Überstände des Mörtels. Nach diesem Arbeitsgang werden die hervorstehenden Mörtelreste und Grate mit einer Glättkelle nochmals verzogen und eingeebnet.

Fugenbild in den Putz kratzen

In den Putz wird jetzt die Struktur des Klinkers in seinen Abmaßen mit Schlingen eingezogen. Alle etwa 7 cm, wenn man ein Normalformat abbilden möchte, wird die untere Putzschicht waagerecht mit Sgraffito-Schlingen und dem Kratzeisen in einem Bereich von 1 cm Breite freigelegt. Um eine gerade Fugen-  beziehungsweise Schnittfläche zu erreichen, sollte hier mit Schnüren oder mit längeren Putzlatten gearbeitet werden. Man beginnt mit den Querfugen, da diese komplett durchlaufen. Die senkrechten Fugen werden anschließend alle 24 cm versetzt in 1 cm Breite ebenfalls freigelegt. Der Abstand zwischen den Fugen sollte immer der Verband des Klinkers sein. Die Putzoberfläche wird abschließend mit der Ziehklinge leicht geschabt und mit einer weichen Bürste von losen Körnern gereinigt. Sgraffito-Arbeiten sollten vorzugsweise bei Temperaturen von 15 Grad Celsius ausgeführt und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Diese Bedingungen sind notwendig, um ein gleichmäßiges Abtrocknen und eine gleichmäßige Farbgebung des Putzes zu gewährleisten.

Nach dem Abtrocknen der Flächen und dem Einhalten der Standzeit können die Flächen auch lasierend gestrichen werden. Wenn man diese lasierenden Effekte nicht braucht, können diese Putzoberflächen ohne weitere Beschichtung im Innen- beziehungsweise Außenbereich eingesetzt werden.

Autorin

Dipl.-Ing. Heike Pfaff ist Rajasil Bauberaterin und Handlungsbevollmächtigte der Heck Wall Systems GmbH in Marktredwitz.

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