Berliner Wohn- und Geschäftshaus mit filigraner Natursteinfassade aus Waldenbucher Sandstein
Die Patzschke Planungsgesellschaft ist für die Verwendung klassischer Stilelemente bekannt. Diese finden sich auch an der Natursteinfassade eines in der Berliner Schlossstraße neu errichteten Wohn- und Geschäftshauses wieder, welches die Firma Lauster Steinbau aus Waldenbucher Sandstein fertigte.
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Die Patzschke Planungsgesellschaft aus Berlin, auf deren Entwurf auch das 1998 neu errichtete Hotel Adlon zurückgeht, bedient sich gern klassischer Stilelemente. So auch beim Entwurf für zwei Wohn- und Geschäftshäuser in der Berliner Schlossstraße. Nach dem Rückbau eines dort in den 1970er Jahren erbauten dreigeschossigen Gebäudes blieb an der Schlossstraße 92 ein zur Straße hin schmales Grundstück übrig. „Wenn es die Metapher vom ,schmalen Handtuch‘ nicht schon gäbe, hätte man sie spätestens jetzt erfinden müssen. Eine 13 m schmale und über 80 m tiefe Baulücke war nicht nur für die Baustellenlogistik eine große Herausforderung, sondern auch für den Entwurf des neuen Wohn- und Geschäftshauses mit zwölf Wohnungen und einer großen Einzelhandelsfläche“, berichtet Michael Mohn, Partner bei der Patzschke Planungsgesellschaft.
Dank einer kooperativen Planungsbehörde konnten die Architekten auf dem engen Areal ein Vorderhaus mit sechs Wohnungen und ein Gartenhaus mit weiteren sechs Wohnungen errichten. Die zweigeschossige Einzelhandelsfläche im Erd- und Untergeschoss trägt zur Stärkung des Geschäftslebens in der beliebten Steglitzer Einkaufsstraße bei.
Die Größen der in den beiden Neubauten untergebrachten 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen variieren zwischen 55 und 123 m2. Im Vorderhaus wurde das Erdgeschoss in den Hof verlängert und erhielt auf dem Dach der Gewerbefläche einen großen Dachgarten für die Bewohner. Als weitere Lückenschließung dient das fünfgeschossige Gartenhaus im Hinterhof. Dieses verfügt je Etage über eine Wohnung. Die Erschließung erfolgt über Durchgänge im Vorderhaus.
Filigrane Sandsteinfassade
Mit dem viergeschossigen Vorderhaus wurde die Lücke unter Bezugnahme auf die vorhandenen Altbauten geschlossen. Die Traufhöhe orientiert sich am linken Nachbargebäude. Darüber wurde ein Dachgeschoss mit geneigtem Ziegeldach errichtet. Um der symmetrischen Straßenfassade Plastizität zu verleihen, betont ein vierachsiger Erker vom ersten bis zum dritten Obergeschoss die Mittelachse. „Zu Beginn der Planung hatten wir Travertin vorgeschlagen. Schließlich ist es dann Sandstein geworden, da dieser bei geringeren Kosten auch einen schönen warmen Farbton aufweist“, berichtet Michael Mohn. Um genau zu sein, ist es Waldenbucher Sandstein geworden – ein Stein, der auch am Kölner Dom, Münchner Rathaus und Schloss Neuschwanstein eingesetzt wurde. Dieser stammt aus dem hauseigenen Steinbruch der Stuttgarter Firma Lauster Steinbau. „Das weißlich-graue bis beige, mittel- bis grobkörnige Material hat eine kieselige Kornbindung, Hauptgemengeanteil ist Quarz. Daraus resultiert die gute Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit dieses Sandsteins“, erklärt Lukas Lauster. Von den insgesamt über 800 Werkstücken sind die im Stil des Art Deco profilierten Lisenen mit einer Abmessung von bis zu 160 x 40 x 20 cm und einem Gewicht von rund 250 kg die größten Natursteinelemente der Fassade. Das Gesamtgewicht der Fassade beträgt rund 50 Tonnen. Die dagegen hell verputzte Hoffassade des Vorderhauses und die Fassaden des Hinterhauses wurden durch feine Gurtgesimse und Fensterfaschen zurückhaltend gegliedert.
Montage der Natursteinfassade
Während an der Schlossstraße in Berlin der Rohbau aus Stahlbeton entstand, fertigte die Firma Lauster Steinbau in Stuttgart die Platten, Lisenen und sämtliche Architekturelemente der Natursteinfassade aus dem Waldenbucher Sandstein. „Besonders reizvoll war für uns die Aufgabe, die Profilierungen der Lisenen und die Kannelierungen der Wandplatten herzustellen“, sagt Lukas Lauster. Per Lkw wurden die Natursteinelemente und -platten dann auf die Baustelle nach Berlin gebracht. Für die Befestigung der schweren Natursteinelemente stand am Rohbau vergleichsweise wenig Platz zur Verfügung, weshalb die Firma Lauster nicht nur die Werkplanung, sondern auch die Herstellung der komplexen Unterkonstruktion übernommen hatte. So kam alles aus einer Hand und die Mitarbeiter von Lauster Steinbau befestigten am Stahlbeton der Außenwände auch die Metallunterkonstruktion für die vorgehängte hinterlüftete Natursteinfassade. „Eine Besonderheit ist die Art der Verankerung der Massivteile mit einer Edelstahl-Aluminium-Unterkonstruktion, die von Decke zu Decke spannt, beziehungsweise Spezialkonsolen, alles objektbezogen geplant und auch statisch nachgewiesen“, so Lukas Lauster. Am Sockel kam statt Sandstein ein Mooser Muschelkalk zur Anwendung.
Fazit
„Über 100 Gebäude hat unser Büro in den letzten fünf Jahrzehnten in Berlin realisiert. Diese prägen durch klassische Bezüge mit dezenter Selbstverständlichkeit das Berliner Stadtbild“, so Robert Patzschke, geschäftsführender Gesellschafter der Patzschke Planungsgesellschaft. Das Gebäude in der Schlossstraße 92 ist nun eines davon, welches durch seine sorgfältig detaillierte Fassade und die Wahl weniger, aber hochwertiger Materialien wie dem Waldenbucher Sandstein einen besonders einheitlichen Gesamteindruck entstehen lässt.
AutorDipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr D&R Invest, Amsterdam, www.drinvest.nl
Architekten Patzschke Planungsgesellschaft, Projektleiter: Michael Mohn, Berlin, www.patzschke-architektur.de
Projektleitung Zöbisch, Güllmar & Koll., Erfurt
Statik SKP Specht Kalleja und Partner Beratende Ingenieure, Berlin, www.bauwerkplan.com
Rohbauarbeiten Conex Baugesellschaft, Berlin, www.conex-gmbh.de
Natursteinfassade Lauster Steinbau, Georg und Lukas Lauster, Stuttgart, www.laustersteinbau.de