Farbenfrohe Schulfassade

Die Sanierung einer Hauptschule im oberpfälzischen Neustadt an der Waldnaab aus den 1970er Jahren beweist, dass auch alte Gebäude modernen Ansprüchen gerecht werden können. Als besondere Herausforderung erwies sich das Konzept der Planer für die farbliche Gestaltung der Fassade: Eine große Anzahl von unterschiedlichen Farbtönen musste genau aufeinander abgestimmt werden.

Die beiden Unterrichtsgebäude, als Stahlbeton-Skelettbau errichtet und mit Ziegeln ausgemauert, hatten ursprünglich eine hinterlüftete Lochfassade mit Asbestverkleidung, die von 2010 bis 2012 komplett erneuert und gegen das Lobatherm WDVS ersetzt wurde. Für die Unterrichtsgebäude wurden Dämmplatten mit einer Schichtdicke von 160 mm mit dem Armierungs- und Klebemörtel AKM geklebt, armiert und dann mit dem mineralischen Hydrocon Scheibenputz HSS versehen. Dieser Edelputz schützt vor Kalkausblühungen sowie Algen- und Pilzbefall. Der Oberputz wurde in einer eingefärbten Variante als Grundlage für den späteren Farbanstrich aufgebracht. Dabei wurde immer ein Mittelton für vier nebeneinander liegende Farbfelder ausgewählt, um den Aufwand zu reduzieren. Der aus der Farbpalette stammende Standardton, sorgte auf diese Weise für eine farbnahe Grundlage für den Farbanstrich.

Mit der Planung und Begleitung der Sanierung beauftragte die Stadt als Bauherrin die Binner Planung + Projektentwicklung GmbH des Architekten Georg Binner. „Die Farbenfrohheit soll das Spielerische und den Spaß am Lernen in das Gebäude bringen“, so Heike Müller-Matysiak, verantwortliche Projektleiterin des Planungsbüros. „Dabei sollen Farbverläufe eine Spannung erzeugen, die von einem Gebäude ins Nächste übergeht und sich über den gesamten Hauptschulbereich erstreckt.“ Von Abschnitt zu Abschnitt erstreckt sich der Farbverlauf nun entlang der Fassade in die Horizontale. Die Lisenen selbst sind nicht in den Farbverlauf eingebunden.

Als entscheidende Aufgabe der Bauphase erwies sich die Auswahl der passenden Farben für stimmige Farbverläufe. Zur Vorauswahl erstellte quick-mix über 150 kleine Farbmuster im Format 10 x 15 cm. Im zweiten Schritt wurden dann noch einmal größere Farbmuster für eine engere Auswahl angefertigt und schließlich aus diesen dann 35 Farben ausgewählt. Eine große Hilfe war dabei das Dienstleistungsangebot Colorselect aus dem Hause quick-mix. Der Service ermöglichte es, ein Foto des Gebäudes digital mit den gewünschten Farben zu versehen. Auf diese Weise ließ sich der Eindruck einer Farbe viel besser einschätzen als mit einem Farbmuster allein. Dabei entschieden die Architekten sich für individuelle Farbverläufe, die sich mit keiner Farbtonkarte umsetzen ließen. Entsprechend mussten viele Farben eigens entwickelt und produziert werden.

Die einzelnen Farbbereiche werden durch Lisenen geteilt, die 20 mm auskragend ausgeführt sind. Dies über alle Gebäudeteile gleichmäßig umzusetzen, war eine zusätzliche Aufgabe für das mit den Fassadenarbeiten betreute Bauunternehmen. Die Lisenen selbst sind alle in einem einheitlichen Anthrazit-Ton gehalten, der sich bis in den Sockel hinunterzieht.

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