Feuchteschutz unter den Fliesen
Sichere Verbundabdichtungen bei Fliesen- und Plattenbelägen

Die Einsatzgebiete für Verbundabdichtungen bei Fliesen- und Plattenbelägen sind vielfältig: Duschen, Schwimmbäder, Labore und Terrassen sind nur einige der Beispiele. Dabei muss der Handwerker immer die unterschiedlichen Feuchtigkeitsbelastungen beachten.

Fliesen und Platten sind robuste und feuchtigkeitsbeständige Oberbeläge, leicht zu pflegen, hygienisch und in großer Gestaltungsvielfalt verfügbar. Allerdings müssen empfindliche Untergründe gegen Feuchtigkeit geschützt werden, so dass in der Regel eine zusätzliche Abdichtung erforderlich ist. In der Praxis haben sich vor allem flüssig zu verarbeitende Verbundabdichtungen bewährt. Im Unterschied zu platten- oder bahnenförmigen Ausführungen erübrigen sich dabei weitere Schutzschichten, so dass die Aufbauhöhen geringer sind. Für die Verbundabdichtung stehen verschiedene Materialen zur Verfügung, die abhängig von der Feuchtebeanspruchungsklasse eingesetzt werden.

Grundlage für die Ausführung von Verbundabdichtungen sind insbesondere die Bauregelliste und die daran angelehnten, aktuellen Fassungen der Merkblätter des Zentralverbandes des deutschen Baugewerbes (ZDB). Unter dem Titel „Hinweise für die Ausführung von flüssig zu verarbeitenden Verbund-
abdichtungen mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten für den Innen- und Außenbereich“, Ausgabe August 2012, geben diese Aufschluss über die Definitionen der Feuchtigkeitsbeanspruchung, Abdichtungsstoffe, die dafür eingesetzt werden müssen und weitere baurelevante Fragen. Sie unterscheiden die drei Beanspruchungsklassen A, B und C.

 

Naht- und fugenlos: Polymerdispersionen

Wandflächen in Bädern, Duschanlagen und anderen Räumen, in denen gelegentlich Brauch- oder Reinigungswasser ohne höhere Druckbelastung verwendet wird, sind in der Beanspruchungsklasse A zusammengefasst. Hier empfiehlt sich eine Abdichtung mit
Polymerdispersionen, die mit organischen Zusätzen und teilweise auch mineralischen Füllstoffen angereichert werden. Polymerdispersionen können Risse bis 0,4 mm überbrücken.

Bei der Verarbeitung muss der Handwerker den Untergrund zunächst mit einer abgestimmten Grundierung versehen. Die Wahl des Grundierungsmittels hängt davon ab, ob es sich beim Untergrund um einen alten Fliesenbelag handelt oder um eine saugfähige Schicht, wie zum Beispiel Gipsputze oder Gipskartonplatten und Calciumsulfatestriche. Ist die Grundierung durchgetrocknet, werden in allen Anschlussbereichen (Wand-Wand und Wand-Boden) elastische Dichtbänder eingebaut. Für Ecken und Sanitäranschlüsse gibt es spezielle Abdichtungsmanschetten, die die Arbeit vereinfachen und auch an diffizilen Stellen für eine sichere und saubere Verarbeitung sorgen. Anschließend wird die Abdichtung in zwei Arbeitsgängen mit einem Glätter, Pinsel oder einer Lammfellrolle aufgetragen, so dass eine naht- und fugenlose Schicht entsteht. Um die Ausführungssicherheit zu erhöhen, bieten manche Hersteller zwei unterschiedliche Farbtöne für die Abdichtung an. Die Trockenschicht muss mindestens 0,5 mm dick sein. Auf die durchgetrocknete Abdichtung wird dann der Fliesenmörtel aufgetragen, und anschließend können darin die Fliesen verlegt werden.

 

Optimal für bodengleiche Duschen:
Kunststoff-Mörtel-Kombinationen

Für Anwendungen der Beanspruchungsklasse B, zum Beispiel bei Wand- und Bodenflächen von Schwimmbecken oder anderen druckbelasteten Behältern, werden je nach Art des Brauchwassers vorwiegend Kunststoff-Mörtel-Kombinationen empfohlen. Ebenso kommen diese auf Balkonen und Terrassen sowie in feuchtebelasteten Räumen mit industrieller und gewerblicher Nutzung zum Einsatz. Der Abdichtungsstoff besteht aus hydraulisch abbindendem Zement, mineralischen Additiven, organischen Zusätzen und Polymerdispersionen.

Bei gefliesten, bodengleichen Duschen bietet sich diese Ausführungsart in Kombination mit vorgefertigten Duschwannenelementen ebenso an. Musste früher aufwendig ein Gefälleestrich mit Bodeneinlauf hergestellt werden, können Elemente mit integriertem Ablauf die Bauzeit mittlerweile erheblich verkürzen. Für die unterschiedlichen Gestaltungen stehen Duschwannenelemente in verschiedenen Standardformaten zur Verfügung. Auf Wunsch lässt sich auch eine freie Geometrie anfertigen. Für den Einbau der Elemente ist lediglich eine Mindesttiefe von 43 mm unter dem Rohfußboden erforderlich. Wichtig ist, dass der Handwerker die Verbindung zwischen Abflussrohr und dem Ablauf mit Schallschutzband umwickelt und sie mit Ausgleichsestrich fixiert. Gegebenenfalls ist auch eine Bewegungsfuge sinnvoll, die dann mit Dichtband versehen wird. Die Detailausbildung und Verarbeitung der Kunststoff-Mörtel-Abdichtung in einer Schichtdicke von 2 mm wird ähnlich wie in den Beanspruchungsklassen A und B ausgeführt.

Auf Balkonen und Terrassen ist für den Aufbau einer Verbundabdichtung bei der Beanspruchungsklasse B eine flexible, kunststoffmodifizierte mineralische Dichtungsschlämme zu empfehlen. Optimal dafür ist ein Produkt mit beschleunigter Durchtrocknung, wie zum Beispiel weber.xerm 844. Die reaktiv abbindende Dichtungsschlämme kann auf herkömmliche Weise als Abdichtung in zwei Lagen aufgebracht und anschließend auch als Fliesenkleber verwendet werden. Eine aktuelle Weiterentwicklung des Produkts vereinfacht die Arbeit noch weiter: Auf nur mäßig beanspruchtem Boden kann weber.xerm 844 mit dem weber.sys Abdicht-und Verlegeglätter als Sonderkonstruktion in nur einem Arbeitsschritt als Abdichtung und Fliesenkleber aufgebracht werden. Die Fliesen werden direkt eingelegt. Am folgenden Tag kann der Handwerker bereits mit dem Verfugen beginnen. Auf diese Weise entfällt ein kompletter Arbeitsgang und die entsprechende Wartezeit. Somit bietet das neue 2-in-1 Dicht- und Klebesystem dem Handwerker Sicherheit, kombiniert mit einer deutlichen Arbeitserleichterung.

 

Robust und leistungsstark: Reaktionsharze

Die Beanspruchungsklasse C umfasst Flächen, die  chemischen Einwirkungen ausgesetzt sein können (beispielsweise durch aggressive Reiniger oder Fettsäuren)  und insbesondere im gewerblichen Bereich zu finden sind – etwa Labore oder Großküchen. Bei den entsprechenden Räumen besteht ein häufiger oder lang anhaltender Kontakt mit Wasser, oder sie werden mit Hochdruckreinigern gereinigt. Daher sehen die Merkblätter des ZDB in diesen Fällen vor, reaktionsharzgebundene Verbundabdichtungen zu verwenden. Speziell die Fugen im Fliesenbelag müssen hier standhalten. Neben der Funktionstüchtigkeit der Abdichtung sollte der Handwerker bei diesen Belägen auf die Verwendung von expoxidharzgebundenen Klebern und speziellen Reaktionsharzfugenmörteln achten. Besonders wichtig ist – ähnlich wie bei den Abläufen von Duschen – das korrekte Einbinden von Edelstahl-Bodenabläufen. Wie in den vorigen Verfahren muss man überprüfen, an welchen Stellen Bewegungsfugen notwendig sind.

 

Autor

Waldemar Pietrasch ist Produktmanager für Fliesenverlege-systeme bei der Saint-Gobain Weber GmbH in Düsseldorf.

Verschiedene Verbundabdichtungen für die drei Beanspruchungsklassen A, B und C

Abdichten nach Beanspruchungsklasse

Als pdf zum Download finden Sie hier eine Tabelle, in der die bevorzugten Abdichtungsstoffe für die  Beanspruchungsklassen A, B und C übersichtlich aufgelistet sind.

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