Mit Schabloniertechniken gestalten
Anwendung von Schablonen in der Restaurierung und im modernen Malerhandwerk

Für lange Zeit waren monochrome weiße oder hellgetönte und noch dazu nicht gemusterte Wände im Trend. Mittlerweile hat eine Rückbesinnung auf Farbe und ornamental gestaltete Wände stattgefunden. Mit Schabloniertechnik können individuelle Gestaltungswünsche nicht nur in der Restaurierung umgesetzt werden.

Die Arbeit mit Schablonen gehört zu den ältesten Gestaltungstechniken überhaupt. Schon die Höhlenmenschen nutzten ihre aufgelegte Hand als Schablone und stellten Tier- und Jagdszenen mit Hilfe von Röhrenknochen, Pflanzenstilen und Federn dar.

Jahrhundertelang wurde mit Farbe teilweise ganzflächig über Decken, Gewölbe und Wände schabloniert. Um 1900 erreichten diese Überladungen ihren Höhepunkt. Diese Technik ist bis heute in vielfacher Form erhalten. Historische Muster werden heute in der Denkmalpflege eingesetzt. Der ausführende Restaurator muss hier oft nach nur spärlichen Fragmenten historische Schablonierungen wieder wie im Original ausführen.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten

Heute reichen die Anwendungen von kleinsten Objekten im Raum über Verkehrsflächen, wie beispielsweise Parkhäuser und Straßen, bis zu schablonierter Werbung oder Dekoration an großen Fassadenflächen. Für diese Arbeiten liefern die Hersteller passende Schablonentypen. Nach beliebiger Motivvorgabe können diese stufenlos in jeder Größe geliefert werden.

Zu unterscheiden sind:

Tupfschablonen in stabiler Ausführung aus Kunststofffolie. Ein- oder mehrschlägig kann man sie bei sorgfältiger Pflege immer wieder verwenden. Bei Negativschablonen werden die Motive aus dem Untergrund ausgespart. Bei Positivschablonen werden die Motive auf den Untergrund schabloniert.
Selbstklebeschablonen kann man grundsätzlich nur einmal verwenden. Sie werden auch in großflächiger Ausführung vorteilhaft und lohnsparend eingesetzt, beispielsweise für Werbung und Ornamentik an großen Fassadenflächen. Die Hersteller liefern neben Übertragungshilfen die Folien passend zu den unterschiedlichen Untergründen mit glatter, rauer oder grober Oberfläche.

Die Konturen von Schriften und Logos in den freigelegten Ausschnitten der Selbstklebeschablonen müssen mit der Originalfarbe des Untergrunds zugestrichen werden. Nur so werden exakte Begrenzungen erreicht.

Farben müssen außen lichtecht und absolut wetterfest sein, was bei preiswerten Volltonfarben nicht immer gewährleitet ist. Spezialschablonen sind teilweise aus rostfreiem Metall als Ziffern, Buchstaben oder als Piktogramme gefertigt. Sie dienen vorwiegend der Kennzeichnung in gewerblichen und öffentlichen Bereichen. Die Schriftarten und Ziffern müssen der Norm DIN 1451 entsprechen.

Auf allen Untergründen

Grundsätzlich kann auf allen tragfähigen Untergründen mit dem passenden Material in unterschiedlichen Techniken schabloniert werden. Für den ausführenden Handwerker sind außen vor allem Flächen an Fassaden sowie Wände und Böden in Parkhäusern von Bedeutung, innen hat er es mit Wänden und Decken als gestrichene oder gerollte Putzflächen, lasierten Untergründen, strukturierten Putzflächen, Raufaser- oder Strukturtapeten, Glasfasertapeten und unterschiedlichen Holzoberflächen zu tun.

Plastische Schablonierungen können sowohl innen als auch außen ausgeführt werden. Dafür werden wetterfeste Spachtelmassen und Edelputze eingesetzt. Als Werkzeuge haben sich dafür Japanspachtel, Glätter und die besonders elastischen Japankellen bewährt.

Mit allen Techniken

Schablonierungen sind in beinahe alle alten und neuen Malertechniken auch kombiniert möglich. So kann man die Vorlagen vollflächig oder teilweise mit Spezialpinseln austupfen oder mit dem Naturschwamm oder Modler aus- und anwischen. Besonders raue Untergründe bieten sich für diese Techniken an. Darüber hinaus kann man die Schablonen mit kleinen Lammfell- oder Schaumrollern ausrollen, mit Trichter-, Deko-, Airless- und Niederdruckspritzgeräten spritzen oder mit Trockenfarben und kurzem Modler granierend trockenwischen.

Auf die Ausführung kommt es an

Die Rückseiten der Schablonen werden mit abziehbarem Sprühkleber (3M Creativ Mount) eingesprüht und haften damit fest und dicht anliegend auf dem Untergrund. Die eingesprühte Schablone lässt man zunächst ablüften, bevor sie auf die genau markierten Flächen des Untergrundes fest anlegt wird. Selbst Decken lassen sich so von nur einer Person schablonieren.

Besonders beim plastische Schablonieren sollte man grundsätzlich Sprühkleber einsetzen. Danach wird eine ausreichende Menge Spachtelmasse oder Edelputz auf Kelle oder Spachtel gegeben und damit das Material ruckfrei und ohne Fehlstellen in einem Zug aufgetragen. Die Auftragshöhe wird durch den Andrückwinkel bei der Ausführung bestimmt. Mit hochwertigem Material, beispielsweise Spachtelmasse von Pufas, ist auch außen ein rissfreier Materialauftrag von sechs bis acht Millimeter möglich. Es ist von Vorteil hier mit zwei gleichen Schablonen zu arbeiten. So entstehen keine teuren Unterbrechungen für die jeweils erforderliche Reinigung zwischen den Arbeitsgängen.

Bei vielen Ausführungstechniken sind schmückende Ergänzungen möglich. Das können Metalleffekte, in Gold, Silber oder Kupfer sein. Besonders edel wirken echtes Blattgold oder andere Blattmetalle.

Die richtigen Motive und Materialien auswählen

Schablonierungen leben von guten Farb- und Formen-Kombinationen, die auf passendem Untergrund richtig platziert sind. Bei den Motiven herrscht eine große Vielfalt. Neben stilisierten Pflanzen und historischen Stilformen sind einfache geometrische Muster beliebt. Aber auch nostalgische Stil-
elemente aus Afrika, Japan oder China sind als Motive heute gefragt. Mit dem Untergrund farbgleiche Arbeiten in plastischer Ausführung wirken elegant und werden mit etwas Streiflicht lebendig. Neben den klassischen Bordüren sind punktuelle Lösungen möglich. Diese können auch asymmetrisch ausgeführt werden.

Mit vielen neuen Werkstoffen lassen sich die nicht nur historischen, sondern auch die neuen Schabloniertechniken noch perfektionieren. Das verlangt jedoch ausreichende Vorkenntnisse in Stilkunde, farbiger Raumgestaltung, Werkstoffkunde und natürlich eine perfekte Ausführung. Beim Beratungsgespräch mit dem Kunden vor Ort ist ein sauberer Koffer mit Tafeln von Musterflächen und Objektfotos guter Arbeiten für Gestaltungsvorschläge hilfreich.

Autor

Hans Jürgen Ronicke ist Malermeister, Innenarchitekt WKS, Restaurator im Handwerk und freier Autor unter anderem der Zeitschrift bauhandwerk. Er lebt und arbeitet in Wittenberg.

Beim plastischen Schablonieren sollte man grundsätzlich Sprühkleber einsetzen

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