Nachträglich erdberührte Bauwerksabdichtung – Ausführung nach der neuen FPD-Richtlinie

Die im Februar 2020 erschienene Richtlinie der Deutschen Bauchemie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit flexiblen, polymermodifizierten Dickbeschichtungen (FPD) beschreibt die an sie gestellten bauaufsichtlichen Anforderungen für ihre Verwendung zur Abdichtung erdberührter Bauteile.

Hinsichtlich der Verwendung und der Verarbeitung der Produkte orientiert sich die Richtlinie an dem seit Juli 2017 neu konzipierten Regelwerk zur Bauwerksabdichtung, insbesondere an die

DIN 18 195 - Abdichtung von Bauwerken-Begriffe,

DIN 18 533 - Abdichtung von erdberührten Bauteilen und

DIN 18 535 - Abdichtung von Behältern und Becken.

Die Richtlinie richtet sich an Planer, Sachverständige und ausführende Bauunternehmen und stellt einen wichtigen Beitrag bei der Planung von Abdichtungen mit FPD dar. Dem Handwerker gibt sie detaillierte Hinweise an die Hand. Damit werden die Voraussetzungen für eine dauerhafte Abdichtung von erdberührten Bauteilen und Behältern mit diesen Abdichtungsprodukten geschaffen. Die „FPD-Richtlinie“ steht jedermann zur Anwendung frei. Wer sie nutzt, hat für die richtige Umsetzung im konkreten Fall Sorge zu tragen. Das Anwenden dieser Richtlinie entbindet niemanden von der Verantwortung für eigenes Handeln.

Wirkung und Beständigkeit einer Bauwerksabdichtung hängen von ihrer fachgerechten Planung und Ausführung ab. Nachträgliche Abdichtungen sind, anders als Abdichtungen erdberührter Bauteile im Neubau, nicht normativ geregelt. Ergänzend zu der FPD Richtlinie müssen bei Abdichtungen im Bestand gegebenenfalls weitere Regelwerke wie zum Beispiel die WTA-Merkblätter 4-6 (Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile) und das WTA-Merkblatt 4-9 (Nachträgliches Abdichten und Instandsetzen von Gebäudesockeln) berücksichtigt werden.

Die Wahl der Abdichtung und deren Ausführung ist abhängig von

der zu erwartenden Wassereinwirkung

der zu erwartenden Rissbildung und Rissbreitenänderung im Untergrund

der Rissüberbrückungsfähigkeit der Abdichtungsbauart

der vorgesehenen Raumnutzung

der zu erwartenden Lasteinwirkung und sonstigen äußeren Einwirkungen (zum Beispiel Witterungseinflüsse)

Produktsysteme empfohlen

Die FPD-Richtlinie empfiehlt den Einsatz von Produktsystemen, bei denen die Kombination der eingesetzten Komponenten aufeinander abgestimmt und geprüft ist. Komponenten aus unterschiedlichen Produktsystemen sollen nicht miteinander kombiniert werden.

Die beiden nachfolgend beschriebenen Vorgehensweisen stellen die Remmers-Systemlösung zur nachträglichen erdberührten Außenabdichtung in Anlehnung zur FPD-Richtlinie dar. Je nach objektspezifischen Anforderungen sind eventuell weitere flankierende Maßnahmen notwendig, wie zum Beispiel der Einbau nachträglicher Horizontalsperren.

Nachträgliche Abdichtung
auf mineralischen Untergründen

Bei vielen älteren Gebäuden wurden die erdberührten Kellerwände oft nur verputzt oder auch gar nicht abgedichtet. Für die nachträgliche Außenabdichtung sind solche Untergründe aus Ziegel- und Natursteinmauerwerk oder Beton hervorragend geeignet. Alle Untergründe müssen fest, tragfähig, frostfrei und frei von trennenden Substanzen sein. Grate oder scharfkantige Unebenheiten wie Mörtel- oder Betonüberstände werden im Zuge der Vorarbeiten beseitigt. Vorhandene mineralische Beschichtungen, wie Sperrputze oder mineralische Dichtungsschlämmen sind als Untergrund ebenfalls geeignet. Sie müssen frei von Hohllagen und kratzfest sein. Kreidende oder sandende Schichten müssen vollständig entfernt werden. Die Abdichtungsfläche muss auf ihre Tragfähigkeit geprüft werden.

Untergrundvorbereitung

Vor einer Abdichtung müssen die abzudichtenden Flächen zunächst freigelegt und gereinigt werden. Anstehendes Wasser am Gebäude muss während des gesamten Ausführungszeitraums der Abdichtungsarbeiten bis zur vollständigen Durchtrocknung der Abdichtung durch geeignete Maßnahmen abgeleitet beziehungsweise abgepumpt werden. Nicht tragfähige Altputze werden vollständig bis auf das tragfähige Mauerwerk entfernt. Mürbe Fugen werden etwa 2 cm tief ausgekratzt. Ist ein Fundamentvorsprung vorhanden, wird dieser per Betonschleifer angeschliffen und die Außenkante 10 bis 15 mm breit angefast. Alle anderen Außenecken werden ebenfalls angefast. Vorstehende Mauersperrbahnen werden oberflächenbündig zurückgeschnitten. Der Grobschmutz kann durch Abfegen beseitigt werden. Um einen tragfähigen Untergrund zu erhalten, hat sich das gründliche Reinigen mit einem Hochdruck-Reinigungsgerät bewährt. Anhaftende Schmutzschichten/Staub und lose, haftungsmindernde Bestandteile werden damit effizient entfernt. Bei intensiveren Schmutz- oder Trennschichten muss gegebenenfalls ein alternatives Reinigungsverfahren gewählt werden, zum Beispiel Hochdruckwasserstrahl- oder Granulatstrahltechnik.

Grundierung mit „Kiesol MB“

Saugende, mineralische Untergründe müssen grundiert werden. „Kiesol MB“ reguliert die Saugfähigkeit des Untergrunds, bindet den (Rest-)Staub auf der Oberfläche und stellt somit die Haftung der FPD sicher. Der Auftrag der Grundierung erfolgt am Besten mit einer Flächenspritze.

Egalisierung des Untergrunds

Zum Egalisieren des unebenen Untergrunds und der tieferliegenden Fugen wird auf der grundierten Fläche eine Haftbrücke mit „WP Sulfatex“ hergestellt. Das Egalisieren erfolgt mit dem schnellabbindenen, wasserundurchlässigen Mörtel „WP DS Levell“ in die noch frische Schlämmlage aus „WP Sulfatex“. An allen Innenecken und bei vorspringendem Fundament am Wand-Bodenanschluss wird mit „WP DS Levell“ eine Dichtkehle in die frische Haftbrücke aus „WP Sulfatex“ eingebaut, Radius etwa 4 bis 6 cm.

FPD können durch auf ihrer Rückseite einwirkendes Wasser geschädigt werden. Ist der Untergrund stark durchfeuchtet, ist gegebenenfalls eine Zwischenabdichtung mit nicht rissüberbrückender, mineralischer Dichtungsschlämme auszuführen. Hierzu wird auf der egalisierten Fläche „WP Sulfatex“ aufgetragen.

Herstellen der Bauwerksabdichtung mit „MB 2K“

Nach Trocknung der Egalisierung erfolgt der Auftrag der Abdichtung mit „MB 2K“ in mindestens zwei Auftragslagen. Die Überarbeitung der Schichten ist möglich, sobald der vorangegangene Auftrag nicht mehr beschädigt werden kann. Der Auftrag kann wahlweise mit der Schichtdickenkelle gespachtelt, mit dem Quast/Flächenstreicher geschlämmt oder mit geeigneter Maschinentechnik auch problemlos gespritzt werden. Die Abdichtung wird fehlstellenfrei und in gleichmäßiger Schichtdicke appliziert. Handwerklich bedingt sind Schwankungen der Schichtdicke bei der Verarbeitung nicht zu vermeiden. Die vorgegebene Mindestschichtdicke darf jedoch an keiner Stelle unterschritten werden.

Abhängig von der Wassereinwirkklasse sieht die FPD-Richtlinie unterschiedliche Mindesttrockenschichtdicken mit oder ohne Verstärkungseinlage vor (vgl. Tabelle 9 aus FPD-Richtlinie/Teil B).

Nachträgliche Außenabdichtung auf Altbitumen

Festhaftende bituminöse Abdichtungen (PMBC) sind grundsätzlich als Untergrund geeignet. Da zu weiche Bitumenschichten zu Rissbildungen in der nachfolgenden FPD-Abdichtung führen können, muss die Eignung der vorhandenen Abdichtung im Einzelfall geprüft werden.

Teerhaltige Beschichtungen (PAK) sind als Untergrund nicht geeignet und müssen vollständig bis auf den mineralischen Untergrund entfernt und entsprechend der gesetzlichen Vorgaben entsorgt werden. Untergründe mit vollflächiger bahnenförmiger Abdichtung sind als Untergrund für FPD ebenfalls nicht geeignet und müssen ebenfalls entfernt werden.

Untergrundvorbereitende Maßnahmen

Untergrundvorbereitende Maßnahmen werden analog der Vorgehensweise zur Nachträglichen Abdichtung auf mineralischen Untergründen berücksichtigt und ausgeführt (siehe Beschreibung oben).

Das komplette Entfernen der Altabdichtung ist meist nicht erforderlich. Lediglich im hoch belasteten Wand-Sohlen-Anschluss muss die Altabdichtung von der Stirnseite der Bodenplatte bis etwa 30 cm über dem Wand-Bodenanschluss bis auf den mineralischen Untergrund zurückgebaut werden.

Es folgen: Eine Grundierung des mineralischen Untergrunds mit „Kiesol MB“, eine Haftbrücke mit „WP Sulfatex“ auf der grundierten Fläche, nicht auf Altbitumen, das Egalisieren des Untergrunds und Herstellen einer Dichtkehle mit „WP DS Levell“ in der frischen Schlämmlage.

Nach Trocknung der Egalisierungsschicht, erfahrungsgemäß am Folgetag, wird eine Kratzspachtelung aus „MB 2K“ als Kontaktschicht über die gesamte Abdichtungsfläche aufgetragen. Die Kratzspachtelung, die kratzend mit dem Glätter, quasi ohne Schichtdickenauftrag aufgezogen wird, dient als Kontaktschicht und muss vor dem Auftrag der ersten Abdichtungslage vollständig getrocknet sein.

Herstellen der Bauwerksabdichtung mit „MB 2K“

Nach Trocknung der Kratzspachtelung erfolgt der Auftrag der Abdichtung mit „MB 2K“ in mindestens zwei Auftragslagen, wie unter Nachträgliche Abdichtung auf mineralischen Untergründen bereits beschrieben.

Übergänge

Mit FPD hergestellte Abdichtungen stellen eine zuverlässige Möglichkeit für ein breites Einsatzgebiet im gesamten Bereich der Bauwerksabdichtung dar. Vom Sohlenanschluss an Bodenplatte/Fundament und der Abdichtung im erdberührten Bereich über alle Varianten im Sockelbereich bis zum Anschluss an bodentiefe Fensterelemente können auch knifflige Details, gegebenenfalls in Verbindung mit systemkompatiblen Fugenbändern, dauerhaft und hinterlaufsicher hergestellt werden.

Auf nicht mineralischen Untergründen wird immer eine Kratzspachtelung als Haftbrücke aufgetragen. Eine zusätzliche Grundierung ist nicht notwendig. Fensterelemente werden zuvor entfettet und mit grobkörnigem Schleifpapier leicht angeraut. Die Kratzspachtelung/Kontaktschicht muss vor dem Auftrag der ersten Abdichtungslage, beziehungsweise vor dem Verkleben von Fugenbändern vollständig getrocknet sein. Die FPD muss an An- und Abschlüssen auf Null auslaufend hergestellt werden. Übergänge an bahnförmige Abdichtungen oder andere Detailanschlüsse müssen als Sonderkonstruktionen geplant und ausgeführt werden.

Schutzschichten

Schutzschichten dürfen erst nach vollständiger Durchtrocknung der FPD aufgebracht werden. Punkt- und Linienlasten sowie Belastungen, die die Funktionsfähigkeit der Abdichtung durch Eindrücken beeinträchtigen, sind auszuschließen. Als Schutz bei senkrecht aufgebrachten Abdichtungen empfehlen wir die vollflächige Verklebung von Perimeterdämmplatten mit „MB 2K“. Der Remmers Systemschutz „DS Protect“ erfüllt die Anforderungen an Schutzschichten mit integrierter Gleit-, Schutz- und Lastverteilschicht und kann entweder in Kombination vor der Dämmplatten-
ebene oder – je nach Anforderung und örtlichen Gegebenheiten – auch direkt auf der Abdichtungsebene verlegt werden.

Fazit

Mit der Neuerscheinung der FPD-Richtlinie liegt ein gut strukturiertes und hilfreiches Regelwerk für Planer, Sachverständige und Ausführende vor. Dank der vielen Prinzipskizzen und Tabellen werden wichtige Details übersichtlich dargestellt.

Im Anhang der Richtlinie sind außerdem enthalten:

Hinweise zur vertragsrechtlichen Vereinbarung bei der Ausführung der Abdichtung,

zitierte und mitgeltende Normen, Regelwerke und Merkblätter,

Glossar und Abkürzungen sowie ein

Formblatt zur Dokumentation der Abdichtungsarbeiten mit FPD

Die Richtlinie steht auf der Internetseite der Deutschen Bauchemie unter www.deutsche-bauchemie.de kostenfrei als download zur Verfügung.

Autor


Michael Theimer arbeitet beim RTS Remmers Technik Service Bautenschutz in Löningen.

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