Vollelektrisch, Hybrid und Brennstoffzelle: e-Transporter im Vergleich

Emissionsfrei in der Innenstadt unterwegs zu sein, war für Handwerker bislang nicht ganz einfach. Doch inzwischen gibt es einige ernstzunehmende Transporter mit Elektroantrieb, die in punkto Zuladung mit ihren von Verbrennern angetriebenen Pendants durchaus mithalten können.

Die Elektromobilität und elektrisch angetriebene Fahrzeuge sind inzwischen markttauglich. So erreichten die kumulierten Neuzulassungen laut Verband der Automobilindustrie VDA am 1. Januar 2020 308 000 Elektro-Pkw, davon sind 55 Prozent batterieelektrische Fahrzeuge.

Doch Transporter mit Elektroantrieb waren bisher eher Exoten. Sie wurden oft genug von kleinen Manufakturen gebaut, so dass ihr Anteil an den bei Handwerkern eingesetzten Fahrzeugen verschwindend gering ist. Doch der Dieselskandal, die in vielen Städten angekündigten oder bereits geltenden Fahrverboten und vielleicht auch die Fridays for Future-Bewegung haben zu einem Umdenken bei den etablierten, großen Herstellern von leichten Nutzfahrzeugen geführt. So könnte das Jahr 2020 tatsächlich zum Jahr des Elektro-Transporters werden – kaum ein Hersteller, der nicht zumindest ein batterieelektrisches Nutzfahrzeug im Programm hat oder es in naher Zukunft auf den Markt bringen will.

Lukrative Förderung

Dabei helfen sicher auch die verschiedenen Förderungen. Allen voran das Förderprogramm Elektromobilität: Den so genannten Umweltbonus können nicht nur Privatpersonen beantragen, sondern auch Unternehmen. 2000 Euro beträgt die Förderung für ein reines Batterieelektrofahrzeug oder ein Brennstoffzellenfahrzeug, 1500 Euro für ein von außen aufladbares Hybridelektrofahrzeug (Plug-in-Hybrid). Der Hersteller legt noch einmal genauso viel drauf.

Förderfähige Transporter dürfen eine zulässige Gesamtmasse von 3,5 Tonnen (Klasse N1) nicht überschreiten. Fahrzeuge der Klasse N2 sind nur dann förderfähig, wenn sie mit einer Fahrerlaubnis der Klasse B geführt werden dürfen. Es muss sich um ein Neufahrzeug mit einem Netto-Listenpreis für das Basismodell bis maximal 60 000 Euro handeln und erstmalig in Deutschland zugelassen werden. Zudem muss sich das Fahrzeug auf der Liste der förderfähigen Elektrofahrzeuge befinden. Sie kann von der Website des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle heruntergeladen unter www.bafa.de.

Zudem unterstützt der Staat den Kauf von reinen Elektrotransportern durch eine Steuerbefreiung: Sie beträgt zehn Jahre bei einer Erstzulassung bis zum 31. Dezember 2020 und gilt für Transporter, die ausschließlich mit Elektromotoren angetrieben werden und ihren Strom aus Batterien oder wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen beziehen. Das heißt, Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge mit einem Verbrennungsmotor als Range-Extender sind nicht steuerbefreit.

Wer seinen Transporter auf Kredit kaufen will, kann das KfW-Umweltprogramm in Anspruch nehmen: Darüber erhalten Gewerbebetriebe und Einzelunternehmer günstige Kredit-Konditionen mit einem effektiven Jahreszins ab 1,03 Prozent für die Anschaffung von gewerblich genutzten Elektroautos sowie Plug-in-Hybriden und für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur.

Inzwischen steht eine ganze Reihe von Elektro-Transportern zur Verfügung, die in punkto Laderaum und Nutzlast mit ihren Verbrenner-Kollegen konkurrieren können. Die BAFA-Liste wird sich in 2020 – und in den kommenden Jahren – deutlich erweitern. Die „Neuerscheinungen“ haben wir im Folgenden kurz zusammengefasst.

Daimler

Als zweites gewerbliches Modell nach dem „eVito“ bringt Daimler in 2020 den Mercedes-Benz „eSprinter“ auf den Markt. Er steht zunächst als Kastenwagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3500 kg zur Verfügung. Sein maximales Ladevolumen beträgt – analog zum Sprinter mit Verbrennungsmotor – 10,5 m³. Der Elektroantrieb treibt die Vorderräder an und leistet wie das Diesel-Einstiegsaggregat 85 kW mit einem Drehmoment von bis zu 295 Nm. Ein flexibles Zulade- und Batteriekonzept gestattet darüber hinaus eine Anpassung an individuelle Bedürfnisse: So beträgt die Reichweite mit einer nutzbaren Batteriekapazität von 47 kWh (installiert: 55 kWh) 168 km bei einer maximalen Zuladung von 891 kg. Eine zweite Batterieoption berücksichtigt andere Prioritäten bei den Einsatzparametern: Die Konfiguration mit einer nutzbaren Kapazität von 35 kWh (installiert: 41 kWh) ermöglicht eine Reichweite von 115 km. Im Gegenzug steigt die maximale Zuladung auf 1045 kg. Für Flexibilität sorgt auch die integrierte Schnellladefunktion, dank der innerhalb von 30 Minuten rund 80 Prozent der Energie nachgeladen werden können. Auch die Höchstgeschwindigkeit lässt sich passend zum Einsatzweck konfigurieren: auf ein maximales Tempo von 80 km/h, 100 km/h oder bis zu 120 km/h.

PSA Gruppe

Seit 2019 werden alle neu auf den Markt gebrachten Modelle der Groupe PSA entweder mit rein elektrischen oder Plug-in-Hybridantrieben angeboten. Ziel ist es, die gesamte Pkw- und Nutzfahrzeugpalette des Konzerns bis 2025 zu elektrifizieren.

So ist die Marke Citroen bereits mit dem „Berlingo Electric“ und ab Anfang 2020 mit dem „Jumper Electric“ auf dem Markt vertreten. Bis 2021 wird das Elektroangebot auf alle Kompaktvans ausgeweitet: 2020 wird eine rein elektrische Version des „Jumpy“ auf dem Markt eingeführt. Entsprechend wird auch Peugeot nach dem „Partner Electric“ und „Boxer Electric“ im zweiten Halbjahr 2020 den vollelektrischen „e-Expert“ auf dem Markt einführen, ebenso wie Opel den „Vivaro-e“. Der Kunde kann bei den Fahrzeugen dann zwischen zwei verschiedenen Batteriegrößen je nach Einsatzzweck wählen. Mit einer 50 kWh-Batterie beträgt die Reichweite bis zu 200 km, mit einem 75 kWh-Akku bis zu 300 km Reichweite nach WLTP. Der neue Transporter ist in drei Längen erhältlich (4,60 m, 4,95 m und 5,30 m) und bietet eine Nutzlast von bis zu über 1400 kg. In 2021 soll es dann mit dem „Opel Combo-e“ beziehungsweise dem „Berlingo“ Kastenwagen in einer elektrischen Version den nächsten Elektro-Transporter der PSA-Gruppe geben. In Zusammenarbeit mit der PSA Gruppe wird Toyota ebenfalls eine batterieelektrische Version des „Proace“ auf den Markt bringen. Die neuen Varianten werden 2020 beziehungsweise 2021 eingeführt.

Ford

Ein Problem haben jedoch zurzeit alle rein elektrischen Fahrzeuge: Die immer noch relativ geringe Reichweite sowie eine magere Ladeinfrastruktur. Gerade für Handwerker, die auch viel in den Nachbarstädten oder auf dem Land unterwegs sind, sind Elektro-Transporter dadurch nur bedingt tauglich. Hier bietet Ford eine Lösung: Als erster Automobilhersteller überhaupt bietet Ford mit dem „Transit Custom Kastenwagen PHEV“ (PHEV = Plug-in-Hybrid Electric Vehicle) einen Transporter in der Ein-Tonnen-Nutzlastklasse, der über einen Plug-in-Hybrid-Antrieb mit einer Systemleistung von 92,9 kW verfügt. Der „Transit Custom Kastenwagen PHEV“ fährt bis zu 56 km rein elektrisch – damit ermöglicht er zum Beispiel im Stadtverkehr lokal emissionsfreie Fahrten und ist zudem von etwaigen Zufahrtsbeschränkungen in urbane Umweltzonen befreit. Mit sechs Kubikmetern hat der „Transit Custom Kastenwagen PHEV“ das gleiche Laderaum-Volumen wie die Modelle mit Dieselmotor. Dank der Kombination aus Elektroantrieb und dem 1,0 Liter großen Ford Ecoboost-Turbobenziner, der als Range Extender dient, überzeugt die Plug-in-Hybrid-Version mit einer alltagstauglichen Gesamtreichweite von rund 500 km.

Daneben gab Ford bereits im April 2019 bekannt, dass ein neuer, rein batterie-elektrischer Ford Transit das Modellangebot seiner Nutzfahrzeug-Baureihe ergänzen wird. Der Großserienstart ist für das kommende Jahr geplant.

Renault

Noch einen Schritt weiter in der Entwicklung der Elektromobilität geht Renault: Statt auf einen Hybridantrieb mit Verbrennungsmotor setzt das Unternehmen auf die Brennstoffzelletechnik und bringt mit dem „Kangoo Z.E. Hydrogen“ und dem „Master Z.E. Hydrogen“ zwei neue Varianten seiner elektrischen Nutzfahrzeuge auf den Markt. Neben Strom „tanken” sie reinen Wasserstoff für die Brennstoffzellen, die als Range Extender dienen. So steigt die Reichweite des „Master Z.E. Hydrogen“ von 120 km im WLTP-Prüfzyklus auf 350 km. Der „Kangoo Z.E. Hydrogen“ kommt 370 km statt wie bisher 230 km weit. Das Technikpaket umfasst eine 10-kW-Brennstoffzelle, in der Wasserstoff mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft reagiert. Hinzu kommen beim „Kangoo Z.E. Hydrogen“ ein und beim „Master Z.E. Hydrogen“ zwei Wasserstofftanks. Der Energieträger wird hier beim „Master Z.E. Hydrogen“ mit bis zu 700 Bar Druck gespeichert. Beim „Kangoo Z.E. Hydrogen“ haben die Kunden die Wahl zwischen einem 350- oder 700-Bar-Tank. Das Betanken der Druckbehälter nimmt lediglich zehn Minuten in Anspruch. In fünf Minuten lässt sich so genug Wasserstoff für 150 km Reichweite aufnehmen. Als Produkt der Brennstoffzellenreaktion entsteht reines Wasser, so dass man mit beiden Fahrzeugen lokal emissionsfrei unterwegs ist.

Den „e-crafter“ und den „e-caddy“ von Volkswagen Nutzfahrzeuge stellen wir auf den folgenden Seiten in einem eigenen Beitrag vor.

 

Autor

Dipl.-Ing. Olaf Meier studierte Maschinenbau und arbeitet als freier Fachjournalist. Er lebt in Mönchengladbach und schreibt unter anderem als Autor für die Zeitschrift bauhandwerk.

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