Der Umgang mit feuchtebedingten Putzschäden

Feuchte-Schäden in Gebäuden haben unterschiedlichste Ursachen. Sinnvoll ist es sich durch Messungen und Probeentnahmen einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Wir erläutern, welche Putze geeignet sind, um das Mauerwerk anschließend zu trocknen. 

Die Wege des Wassers sind manchmal nicht leicht nachvollziehbar. Das gilt auch, oder vielleicht besonders, wenn es um die Wege des Wassers in einem Gebäude geht. Oben rechts tritt es ein, unten links tritt es aus. Ebenso ist es bei den Möglichkeiten, einen feuchtebedingten Putzschaden zu sanieren. Es gibt verschiedene Ansätze, mit denen man sich im Vorfeld auseinandersetzen sollte, damit man den Weg einschlägt, der für das Objekt und den Bauherrn das optimale Ergebnis bringt.

„Optimal“ bedeutet dabei nicht immer „schadensfrei“, denn nicht immer lassen sich alle Wünsche unter einen Hut bringen. Das Optimum muss somit am Wunsch ausgerichtet werden, der über allem anderen steht. Dabei ist es natürlich wichtig zu wissen, welche Wege einem zur Sanierung überhaupt zur Verfügung stehen.

Allein die Auswahl des richtigen Putzes kann nicht zum Ziel führen. Erst wenn man sich der Ursache – dem Feuchteeintrag – widmet und diesen abstellt oder zumindest reduziert, hat man eine reelle Chance, einen dauerhaften Sanierungserfolg zu erreichen. Treten neben feuchten Stellen auch Zerstörungen des Anstrichs oder Putzes auf, muss davon ausgegangen werden, dass nicht allein Feuchte und Frost als Schadensursache in Frage kommen. Hier ist zusätzlich zu untersuchen, ob bauschädliche Salze anzutreffen sind.

Proben nehmen und offene Trocknung

Elektrische Feuchtemessgeräte erlauben es sich sehr schnell über den Feuchtegehalt des Mauerwerks zu informieren und die Stellen zu lokalisieren, die für eine Probeentnahme geeignet scheinen
Foto: Baumit / Olaf Janotte

Elektrische Feuchtemessgeräte erlauben es sich sehr schnell über den Feuchtegehalt des Mauerwerks zu informieren und die Stellen zu lokalisieren, die für eine Probeentnahme geeignet scheinen
Foto: Baumit / Olaf Janotte
Die Ursachenbeseitigung hat höchste Priorität. Allein durch entsprechende Abdichtungsarbeiten kann ein weiterer Schaden nicht ausgeschlossen werden. Befinden sich bauschädliche Salze im Mauerwerk beziehungsweise Putz, reicht schon Luftfeuchte aus, um weitere Transportvorgänge möglich zu machen. Eine massive Verschlechterung sowie ein weiterer Eintrag von Salzen kann aber unterbunden werden.

Genaue Messwerte lassen sich nur durch die Probenahme und anschließender Ofentrocknung erreichen. Zur Feuchteabschätzung kann allerdings mit einem kapazitiv (elektrisches Feld) arbeitenden Feuchtemessgeräte zerstörungsfrei, schnell und einfach gemessen werden, wo mit Feuchte zu rechnen ist und wo die Quellen liegen können. Allein die Feuchteabzeichnungen auf dem Putz sind nicht aussagekräftig.  Bei kapillar leitfähigen Putzmörteln werden sich die oberflächennah gemessenen Feuchtewerte in etwa dem sichtbaren Schadensbild anpassen.

Wurde ein dichterer Putz verwendet, misst man auch deutlich oberhalb davon höhere Werte. In Kombination mit Geräten, die durch das dielektrische Mikrowellen-Messverfahren nicht nur oberflächennah, sondern auch in tiefere Schichten vordringen, lässt sich der Zustand im Untergrund noch deutlicher aufzeigen. Ist auch das Innere des Mauerwerks durchfeuchtet, liegt tatsächlich aufsteigende Mauerwerksfeuchte vor.

Aufsteigende Mauerwerksfeuchte

Da ein ungeeigneter Sockelputz ohne entsprechende Abdichtung die gleichen optischen Schäden wie eine aufsteigende Mauerwerksfeuchtigkeit ergibt, sind solche Untersuchungen obligatorisch. Ist zur Sanierung in dem einen Fall gegebenenfalls eine nachträgliche Horizontalabdichtung notwendig, reicht im anderen schon die Erneuerung des Sockelputzes und der Auftrag einer Putzabdichtung.

Bei Schadensfällen sollte immer die Ursache und nicht nur die Auswirkung behoben werden. Bei Feuchte- und Salzschäden bedeutet dies, die fehlenden oder schadhaften Abdichtungen zu erneuern  
Foto: Baumit / Olaf Janotte

Bei Schadensfällen sollte immer die Ursache und nicht nur die Auswirkung behoben werden. Bei Feuchte- und Salzschäden bedeutet dies, die fehlenden oder schadhaften Abdichtungen zu erneuern  
Foto: Baumit / Olaf Janotte
Bei aufsteigender Mauerwerksfeuchte sollte eine vertikale Abdichtung an der Kelleraußenwand durch Sperrputze, Dichtungsschlämme oder bituminöse Abdichtungssysteme als einfachste Variante der Feuchteabwehr immer mit angesprochen werden, da diese auch noch relativ unproblematisch auszuführen sind.

Mehr Aufwand bedeuten horizontale Abdichtungen, wie zum Beispiel eingeschlagene Chromstahlbleche, ausgetauschtes Mauerwerk oder Injektionsverfahren – auch bereits bei der dafür notwendigen Voruntersuchung. Hier sollte man sich nicht einfach nur auf sein Gespür, sondern auf das Fachwissen entsprechender Fachplaner und -firmen verlassen, um statische Probleme auszuschließen oder um festzustellen, ob das gewählte System hier überhaupt wirkt beziehungsweise dadurch nicht zusätzliche Schäden zu erwarten sind.

Die richtige Putzauswahl

Es gibt nicht einen Putz für alles. Wer schon seit längerem in diesem Metier arbeitet weiß, dass allein die Ansprüche der Bauherren und Planer nicht mit einem Material zu befriedigen sind. Vielfältig wie die Objekte sind die Herangehensweisen, mit denen man dem Problem zu Leibe rücken kann. Möchte man unbedingt eine optisch intakte Oberfläche, soll möglichst viel Feuchte aus dem Untergrund abtrocknen können oder steht der Schutz des Mauerwerks oder der möglichst artgleiche Neuauftrag des Putzes im Vordergrund? Die unterschiedlichen optischen Möglichkeiten hinsichtlich Körnung und Struktur noch gar nicht mit inbegriffen.

Behilflich ist die Untersuchung einer möglichen Versalzung, da das Ergebnis die materialtechnische Auswahl des Putzes beeinflusst. Die Hersteller von Sanierputzen sind in der Regel für einen geringen Betrag bereit, hier entsprechende Untersuchungen durchzuführen. Diese Untersuchungen sind als Mindestanforderung für eine fachgerechte Sanierung zu sehen. Bei komplexeren Fragestellungen müssen entsprechende Sachverständige eingeschaltet werden, die eine größere Untersuchungsvielfalt anbieten.

Sanierputz-WTA

WTA steht für Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. Sobald Salze mit im Spiel sind – und das ist in den meisten Fällen bei aufsteigender Feuchte so – scheiden herkömmliche Putze aus, wenn unbedingt eine schadensfreie Oberfläche erreicht werden soll. Sanierputze-WTA sind hier die richtige Adresse, da sie nur eine geringe Saugfähigkeit aufweisen und somit die Salze nicht direkt an die Putzoberfläche transportieren. Die Abtrocknung im Mauerwerk wird damit gebremst, aber in keinem Fall unterbunden. Dafür sorgt der sehr hohe Anteil an Luftporen, die ein durchgängiges, schwammartiges Gefüge bis an die Putzoberfläche bilden. Entscheidend für eine lange schadensfreie Putzoberfläche ist die Wasserabweisung. Da flüssiges Wasser, in dem die Salze gelöst sind, nicht mehr bis an die Oberfläche kommt, kristallisieren die Salze in den Luftporen aus.

Unter anderem durch die Salzeinlagerung wird im Laufe der Zeit die Wasserabweisung in den Poren langsam überwunden. Dort vorhandene Salze werden wieder angelöst und an anderer Stelle abgelagert. Somit entsteht keine Salzanreicherung, die den Putz absprengt, sondern der Putz füllt sich langsam von hinten nach vorne mit Salzen auf, bis diese irgendwann die Oberfläche erreichen. In diesen Fällen wird der Putz meist erneuert, da die optischen Anforderungen nicht mehr erfüllt werden. Wann dies geschieht, hängt von den Gegebenheiten am Objekt ab. Dies erfolgt je schneller, umso mehr Wasser und Salz ins Mauerwerk eindringen können – wenngleich „schnell“ in so einem Fall aber immer noch mehrere Jahre oder Jahrzehnte bedeuten kann.

Porengrundputz-WTA

Sanierputze-WTA werden durch das WTA-Merkblatt 2-9-20/D, Sanierputzsysteme, geregelt. Hier werden neben den Voruntersuchungen und Verarbeitungshinweisen auch die Eigenschaften der einzelnen Systemkomponenten festgelegt. Hier wird auch ein so genannter Porengrundputz-WTA genannt, der wegen seiner höheren Porigkeit und geringeren Wasserabweisung immer dann eingesetzt werden muss, wenn die Gesamtdicke des Sanierputzsystems 4 cm übersteigt. Damit wird verhindert, dass es durch die vorwiegend diffusive Austrocknung beim Sanierputz-WTA zu einer verlangsamten Abtrocknung kommt, wenn dieser in überhöhten Schichtdicken aufgetragen wird.

Je nach Anwendungsfall werden allerdings auch Porengrundputze als Unter- und Oberputz eingesetzt, wenn dem Feuchtetransport Vorrang gegeben wird. Dies ist dann zwar kein Aufbau nach dem vorliegenden Merkblatt, hat sich aber in der Praxis bewährt und zeigt auch, wie fließend der Übergang zu den Feuchteregulierungsputzen ist.

Feuchteregulierungsputze

Seit geraumer Zeit sind Feuchteregulierungsputze auf dem Markt, die sich durch einen hohen kapillaren Feuchtetransport und eine hohe Salzbeständigkeit auszeichnen. Geht es allein um den Feuchtetransport beziehungsweise um die Abtrocknung des Mauerwerks, lässt ein Feuchteregulierungsputz einen Sanierputz-WTA weit hinter sich zurück. Die Putze basieren auf einer ausgeklügelten Porengeometrie, die eine Abtrocknung innerhalb des Putzes ermöglichen soll, wobei die Salze auch in den im Putz enthaltenen Luftporen auskristallisieren können, ohne Schäden anzurichten.  Selbst bei hohen Feuchten und Salzgehalten überzeugen diese Produkte und weisen eine hohe Widerstandskraft auf, auch wenn die Feuchte und die Salze bis auf die Oberfläche durchschlagen. Und das ist der Knackpunkt: Feuchteabzeichungen auf der Putzoberfläche müssen nicht sein, sind aber immer einzukalkulieren. Wer eine intakte Oberfläche will, sollte sich den Einsatz also gut überlegen, auch wenn durch die relativ hohe Festigkeit Salze an der Oberfläche abgekehrt werden können, ohne dass es zu mechanischen Schäden kommt.

Kalkputze

Genau um die Festigkeit des Putzes geht es auch, wenn denkmalpflegerische Belange berührt werden. Hier wird immer wieder der Wunsch nach herkömmlichen Kalkputzen laut, da diese eine auf das Mauerwerk angepasste Festigkeit besitzen und somit den Untergrund nicht schädigen, wie es bei früher verwendeten, hoch zementhaltigen Putzen auf historischem Mauerwerk der Fall war. Statt mit ausgeklügelter Technik wurde mit dichten, sehr harten Putzen gearbeitet. Diese ermöglichten keine Abtrocknung über den Putz, ließen die Feuchtigkeit im Mauerwerk an anderen Stellen austreten und vergrößerten damit den Schadensbereich. Zusätzlich schädigten sie bei der Entfernung des Putzes das Mauerwerk, da durch den guten Verbund zu den Mauersteinen auch diese mit herausbrachen.

Unter diesem Aspekt ist es nicht verwunderlich, dass man die der hohen Kapillarität geschuldete schnelle Versalzung der Putzoberfläche beziehungsweise die sich daraus ergebenden Abplatzungen toleriert. Aber auch bei Kalkputzen gibt es Möglichkeiten, auf die verschiedenen Anforderungen einzugehen. Das WTA-Merkblatt 2-10-06/D „Opferputze“ liefert hier entsprechendes Fachwissen.

Fazit

Schäden durch Feuchte können in Gebäuden durch unterschiedlichste Ursachen hervorgerufen werden. Deshalb sollte man sich nicht allein auf die Dinge verlassen, die man sieht oder schon einmal gesehen hat. Sinnvoller ist es, sich durch Messungen einen guten Überblick über die Gesamtsituation zu verschaffen. Messdaten sind aber nicht alles. Gerade die Nacharbeit, dass heißt die richtige Interpretation der Daten und die Kenntnis der Produkteigenschaften, stellen die eigentliche Herausforderung bei der Sanierungsplanung dar. Hinzu kommen die Anforderungen der Bauherren, die bereits im Vorfeld abgefragt werden müssen, damit man nicht in die falsche Richtung plant. Wird das beachtet, sind die ersten Schritte zum gut sanierten Objekt getan.

Autor

Olaf Janotte ist Teamleiter Technische Dienstleistung & Dokumentation bei der Firma Baumit in Bad Hindelang.

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