Editorial über experimentelles und nachhaltiges Bauen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wer auf jahrelange Erfahrungen im Beruf zurückblicken kann, verfügt über einen besonderen Wissens-Schatz. Wenn diese Erfahrungen dann so neugierig machen, dass daraus ein Haus des Experimentierens entsteht, dem eröffnen sich großartige Möglichkeiten. Der Stuttgarter Architekt Alexander Brenner hat ein „Research House“ gebaut, mit dem er zukünftige Bauweisen seines Ateliers entwickelt und ausprobiert. Wir stellen es ab Seite 10 in dieser Ausgabe der bauhandwerk vor.

Alle Materialien, die beim Bau verwendet wurden, kommen in reiner unbehandelter Form zum Einsatz und wurden traditionell bearbeitet. Die Fassade besteht aus 50 cm dickem Porenbeton, die äußere Schale aus 25 cm Sichtbeton. Durch das grobe Spitzen und Stocken des Betons entsteht eine felsähnliche Wirkung. Das Scharrieren der Kanten und Brüstungen an der Fassade erzeugt eine feine Präzision.

Alexander Brenner geht es um Dauerhaftigkeit. Er setzt bewusst keine künstlichen Produkte ein. Beton, Holz, Stahl und Kalkputz sorgen für eine natürliche Atmosphäre im „Research House“. Damit gehört der Architekt auch zu der Mehrheit im Baubereich, die den Fokus auf nachhaltige Produkte richtet. Die L.E.K Consulting, die weltweit tätige Strategieberatung, hat in ihrer aktuellen Umfrage erfahren, dass 70 Prozent der befragten Unternehmen die ökologische Nachhaltigkeit als eine ihrer drei wichtigsten strategischen Prioritäten sehen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Während die Digitalisierung stocke, komme die Baubranche in Sachen Nachhaltigkeit voran. 61 Prozent der Unternehmen geben an, allgemeine Standards rund um Umwelt, Soziales und Unternehmensführung verabschiedet zu haben.

Das macht doch Mut in einer Zeit voller Krisen. Um Langlebigkeit geht es auch Stephan Petry. Der Stuckateurmeister aus Bad Driburg ärgerte sich über unsaubere Putzkanten am Fenster. Er tüftelte einige Zeit und erfand ein Kunststoff-Profil, welches das Verputzen von Fensterbänken vereinfacht (ab Seite 26). Seine Erfindung wurde mehrfach prämiert. Zeigt sie doch, dass die simpelsten Ideen oftmals die besten sind. Mit dem Putzabschlussprofil wird der Putz von der Fensterbank entkoppelt. Wir haben den Bad Driburger in seiner Werkstatt besucht und uns angeschaut, wie die Kunststoff-Schiene eingesetzt wird.

Das Thema Fenster bildet generell einen Schwerpunkt in dieser Ausgabe der bauhandwerk. Bei einer nachhaltigen Sanierung geht es auch um denkmalpflegerische Maßgaben. Es wird erhalten, was erhaltenswert ist. Wichtig ist dabei der richtige Umgang mit dem Material. Wir werfen daher ab Seite 34 einen Blick auf die Auswahl der Werkzeuge und geben Tipps für die Restaurierung von Holzfenstern. Bauelemente aus Kunststoff  können ebenso aufgearbeitet werden. Mit diesem Thema beschäftigen wir uns ab Seite 38.

Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre! 

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