Sanierung der Villa Raab in Alsfeld

Die Herausforderung der Sanierung der Villa Raab in Alsfeld bestand darin, die unterschiedlichen Gewerke und Planer zusammenzubringen und die Sanierung mit dem Denkmalschutz zu vereinen. Geeignete Produkte fanden sich bei einem Systemhersteller.

Die repräsentative Villa Raab in französischer Palais-Architektur aus der Gründerzeit sollte nach jahrelangem Leerstand und beginnendem Verfall umfassend und denkmalgerecht saniert werden – im Rückblick ein außerordentlich gelungenes Projekt des Unternehmerpaares Ralf und Tanja Bohn. Unter der Leitung des Architektenbüros Weppler-Jungermann, der Firma Sachs Baudekoration aus Lauterbach und des Denkmalschutzes wurden Partner aus verschiedensten Bereichen koordiniert.

Sakret-Villa-Raab-Alsfeld-denkmalgerechte-Renovierung.jpg Dank einer mustergültigen, denkmalgerechten Renovierung bildet die 1904 entstandene Villa Raab heute ein Beispiel für das gelungene Zusammenwirken von Denkmalschutz und
moderner Handwerkskunst
Foto: Sakret

Dank einer mustergültigen, denkmalgerechten Renovierung bildet die 1904 entstandene Villa Raab heute ein Beispiel für das gelungene Zusammenwirken von Denkmalschutz und
moderner Handwerkskunst
Foto: Sakret
Partner für die Putz- Maler- und Fliesenarbeiten war der Systemhersteller Sakret. Weitere Partner waren Spezialfirmen, sie wurden für die Reproduktion historischer Originalfliesen, Stuckelementen und auch Installations-, Glas- und Elektroarbeiten sowie abschließend die umfangeiche Gestaltung der Außenarbeiten herangezogen. 

Alsfelder Schmuckstück in neuem Glanz

Unübersehbar zeugte die 1904 entstandene Villa Raab in Alsfeld vom wirtschaftlichen Erfolg ihres Erbauers, des Pfeifenfabrikanten Ludwig Raab. In dem repräsentativen Wohnsitz verband der Architekt Otto Lepin die Pracht des Neubarocks mit dem damals hochmodernen Jugendstil. Glücklicherweise blieb die Villa zu großen Teilen im Originalzustand erhalten, was vor allem der Alsfelder Baugestaltungs- und Denkmalschutzsatzung aus dem Jahre 1902 zu verdanken ist – der allerersten in Hessen.  

Ausgangslage und ausführende Partner

Sakret-Villa-Raab-Alsfeld-Details-Zierelemente.jpg An dem Objekt gibt es zahlreiche, original erhaltene Innen- und Außendetails, wie zum Beispiel die prunkvollen Außenfassaden mit ihrem reichen Schmuck an Zierelementen. Hier ein Beispiel unterhalb eines Fensters
Foto: Sakret

An dem Objekt gibt es zahlreiche, original erhaltene Innen- und Außendetails, wie zum Beispiel die prunkvollen Außenfassaden mit ihrem reichen Schmuck an Zierelementen. Hier ein Beispiel unterhalb eines Fensters
Foto: Sakret
Der besondere Wert des Objekts lag in den zahlreichen, original erhaltenen Innen- und Außendetails: so zum Beispiel die prunkvollen Außenfassaden mit ihrem reichen Schmuck an Zierelementen und Einfassungen, die Stuckgesimse und -friese in den Haupträumen sowie die bauzeitlichen Fliesenbeläge. Diese wertvollen, historischen Fliesen von Villeroy und Boch waren in Fluren und Treppenhaus bis auf kleinere Fehlstellen komplett erhalten.  

Das gemeinsame Ziel von Bauherrn, Architekten und Denkmalschutz war, den „Originalzustand“ des Hauses wiederherzustellen. Entsprechend hoch waren daher die Ansprüche an kompetente Partner und geeignete Materialien. Unter Leitung des Architekturbüros Weppler-Jungermann aus Alsfeld wurden für die Umsetzung ausgewählte Partner und Spezialisten eingebunden: unter anderem für die Putz- und Malerarbeiten die Firma Sachs Baudekoration (Lauterbach/Hessen) und den Bereich der Fliesenarbeiten die Firma Scheerschmidt und Schneider (Stadtallendorf).

Sakret-Villa-Raab-Alsfeld-Bodenfliesen-ausbessern.jpg Die Ansprüche an die ausgewählten Firmen und Spezialisten waren sehr hoch, insbesondere beim Ausbessern und Ersetzen von historischen Fliesen
Foto: Sakret

Die Ansprüche an die ausgewählten Firmen und Spezialisten waren sehr hoch, insbesondere beim Ausbessern und Ersetzen von historischen Fliesen
Foto: Sakret
Eine Herausforderung besonderer Art stellte die Ausbesserung und Ergänzung der historischen Fliesen dar. Nicht nur das historische Dekor war nachzubilden, sondern es galt auch, zeithistorische Materialien fachmännisch zu verarbeiten. Lösungen boten die Spezialfirmen Golem aus Sieversdorf bei Berlin mit Baukeramik in traditioneller Handwerksarbeit und Replicata aus Freiburg für die Reproduktion historischer Originale. 

Auch an die Materialien im Bereich der Putze und Fliesenverlegung stellten sich in diesem Bauprojekt teilweise ungewöhnliche und schwierige Anforderungen. Hier bot das Unternehmen Sakret zugelassene Produktlösungen im System, die kompatibel mit den Denkmalschutzauflagen eine langlebige Nutzungsdauer gewährleisten. In der breiten Produktpalette des Herstellers finden sich auch Materialien wie Filzputz, Kalk-Innenputz oder Marmor-Feinspachtel, deren Beschaffenheit und Optik ideal den Anforderungen des Denkmalschutzes entsprechen.  

Die Außenarbeiten

Der Gesamtzustand des Gebäudes erforderte umfangreiche Vorarbeiten: So mussten teilweise durch das Mauerwerk gehende Risse verpresst sowie viele der steinernen Balkongeländer zur Restaurierung vom Steinmetz herabgenommen werden. Anschließend wurde die gesamte Fassade gesäubert und mit dem „Sakret Klebe- und Armierungsmörtel (KAM)“ verputzt.  

Nachfolgend brachten die Handwerker den dafür zugelassenen „Sakret KAM Filzputz“ (0,8 mm Korn) als dekorativen Oberputz auf. Er wurde gemäß seiner Filzputzstruktur entsprechend behandelt. Für Glattflächen wie Gebäudeecken, Gewände und Fensterumfassungen kam der Marmorfeinspachtel MFS vom gleichen Hersteller zum Einsatz. Damit gelang es auch, Unebenheiten bis 1 cm in einem Arbeitsgang zeitsparend auszuspachteln. Zugleich gibt das Marmorkorn dem Marmorfeinspachtel einen angenehmen, weißen Farbton.  

Renovierung der Innenräume 

Sakret-Villa-Raab-Alsfeld-Entkernung.jpg Die entkernten und für den nächsten Sanierungsschritt vorbereiteten Räume lassen die besondere Atmosphäre dieses Gebäudes erahnen
Foto: Sakret

Die entkernten und für den nächsten Sanierungsschritt vorbereiteten Räume lassen die besondere Atmosphäre dieses Gebäudes erahnen
Foto: Sakret
Im Inneren der Villa waren nicht nur alle Leitungssysteme auszutauschen und auf den neusten Stand zu bringen, sondern durch die über Jahrzehnte eingedrungene Feuchtigkeit musste auch der komplette Wand-Putz abgenommen werden. Erhalten waren glücklicherweise die meisten Stuckprofile. Die Fachleute der Firma Sachs nahmen sie herab, besserten sie aus und schufen Nachbildungen der zerstörten oder fehlenden Teile. 

Details zu Wänden und Decken

Als Grundputz kam der „Kalk-Innenputz KIP“ zum Einsatz. Er entspricht den Erfordernissen der Denkmalpflege ebenso wie den heutigen Anforderungen an einen hoch atmungsaktiven, allergikerfreundlichen Innenputz. Um die alten Backsteinwände lotrecht zu verputzen, wurde „Sakret KIP“ in zwei Arbeitsgängen in einer Schichtstärke bis 7 cm feucht in feucht mit der Verputzmaschine G4 aufgetragen.

Nach entsprechender Stand- und Trocknungszeit überarbeitete die Firma Sachs die Wandflächen komplett mit einem Kalkdünnlagenputz derselben Systemfamilie, dem „Kalkputz Multi innen KPM I“, in 6 mm Stärke, darin eingebettet ein alkalibeständiges Gewebe zur Rissvermeidung.

Der „Sakret-Edelfilzputz EFP“ (0,5 mm Korn) bildete die Endbeschichtung.

Die Decken wurden teilweise mit „Sakret Kalkputz Multi Innen KPM I“ vorgearbeitet und anschließend komplett mit dem „Sakret-Marmorfeinspachtel MFS glatt“ verspachtelt. Danach konnten die restaurierten Stuckelemente wieder angebracht werden. 

Details zu Fliesenarbeiten

Als Voranstrich auf mineralischen Putzen, Beton und Zementestrich sowie zum Grundieren von zementären Bauplatten kamen die Universalgrundierung „UG“ und die Sakret-Spezialgrundierung „SG“ zum Einsatz. Beide Grundierungen schützen nachfolgende Zementprodukte vor zu schnellem Wasserentzug und verbessern die Haftung nachfolgender Beschichtungen. Sie sind verseifungsstabil, diffusionsfähig, staubbindend und lösemittelfrei.

Feucht- und Nassräume benötigten eine hochdichte, dünnschichtige und streichfähige Abdichtung direkt unter dem Plattenbelag zum Beispiel in Duschen, Feucht- und Nassräumen. Hier empfahl sich die „Sakret Alternative Abdichtung AA“ als geprüfte Systemkomponente zur Vorbereitung der „Sakret Fliesenkleber“ – auch auf Heizestrichen und elektrischen Fußbodenheizungen: Die Abdichtung ist roll-, streich- und spachtelfähig, im abgebundenen Zustand wasserundurchlässig und silikonverträglich, schnell trocknend und überbrückt im Untergrund auftretende Risse bis 0,2 mm.

Der „Flexfliesenkleber schnell FFKs“ und der multifunktionelle Flexmörtel „Euroflex EF“ ermöglichten eine effiziente Fliesenverlegung. Beide sind auch gut für Außenbereiche und den Einsatz bei starken Temperaturveränderungen geeignet, schnell verfugbar, wasserfest, frostsicher und standfest. Zum Abfugen der Fliesen diente schließlich der „Flexfugenmörtel FFM“, der wasserfest sowie dampfdiffusionsfähig ist und ein vollgefülltes Fugenbild erzielt.  

Arbeiten im Keller 

Die Rundbögen der Gewölbedecke (ca. 120 cm Ausdehnung) wurden mit dem „Maschinen-Außenputz ­MAP-SL+“ verputzt. Dieses Material konnte in der erforderlichen Stärke von bis 5 cm in einer Lage aufgetragen und verfilzt werden. In den Kellerräumen kamen der „Kalk-Innenputz KIP“ und der „Kalkputz multi innen KPM I“ von Sakret zur Anwendung.  

Gelungene Teamleistung 

Die Renovierung der Villa Raab kann heute als Musterbeispiel eines Zusammenwirkens von engagierten Ausführenden und anspruchsvollem Denkmalschutz gelten. Dazu ist unbedingt auch die hohe Qualität der eingesetzten Materialien zu zählen, die den komplexen Anforderungen in jedem Punkt gerecht wurde. So sieht das zuständige Denkmalamt in der Ausführung der Firma Sachs unter Einsatz der Sakret-Systemkomponenten bereits ein Arbeitsmodell für weitere Projekte. Überzeugt äußerte sich auch der leitende Architekt Jochen Weppler zum Erfolg dieser Zusammenarbeit: „Eine wirklich gelungene Teamleistung, mit der auch die komplexen Vorgaben des Denkmalschutzes bestens gelöst werden konnten.“

Autorin

Lena Remmel ist Marketingmanagerin bei Sakret (verantwortlich für Trockenbaustoffe Europa).

Baubeteiligte (Auswahl)

Projekt Umfassende Sanierung der „Villa Raab“ in Alsfeld

Projektleitung  Architektur- und Ingenieurbüro Weppler Jungermann GmbH, Alsfeld,

www.weppler-jungermann.de

Verputz, Stuck- und Anstricharbeiten Sachs Baudekoration GmbH, Lauterbach,

www.sachs-baudekoration.de

Mosaikarbeiten und Fliesenverlegung Scheerschmidt + Schneider GmbH & Co. KG, Stadtallendorf

Fliesen Golem Kunst- und Baukeramik GmbH, Sieversdorf, www.golem-baukeramik.de

Replicata Florian Langenbeck und Verena Kohlbrenner GbR,Freiburg, www.replicata.de

Trockenmörtel/Putz Sakret GmbH, Bad Lauterberg, www.sakret.de

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 09/2014

Neues Rathaus im Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen

Der Rat der Stadt Gelsenkirchener hatte bereits den Abriss des Mitte der 1920er Jahre nach Plänen von Alfred Fischer erbauten Backsteinhauses beschlossen. Sogar die Denkmalpflege hatte zugestimmt....

mehr
Ausgabe 11/2009

Große Bandbreite Entscheider in der Industrie, Teil 2: SAKRET in Berlin

Den widersprüchlichen Prog-nosen, die über den Fortgang der Weltwirtschaftskrise kursieren, schenke er nicht allzu viel Beachtung, erklärt Peter Aping: „Fakt ist, dass 2009 in Deutschland die...

mehr
Ausgabe 01-02/2011

Restaurierung der Villa Witte

Die luxuriöse Gründerzeitvilla war 1899 für den Brandenburger Kohlehändler Hermann Witte jr. erbaut worden. Dieser hatte seinerzeit an nichts gespart: Vier Balkone, ein Wintergarten, ein...

mehr
Ausgabe 11/2015

Restaurierung der Villa Kösters in Löningen

„Baugeschichtlich betrachtet ist das Einzeldenkmal, Baujahr 1907, für die Zeit und die Region ein unge­wöhn­liches Bauzeugnis und das verleiht ihm eine besondere Bedeutung. Die Villa Kösters...

mehr
Ausgabe 11/2015

Denkmalschutz ist der Dank an die Vergangenheit und unser Geschenk an die Zukunft

40 Jahre sind seit dem Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 vergangen. Damals interessierte sich eine breite bürgerliche Bewegung für den Erhalt unseres kulturellen Erbes. Bis heute wirkt der Erfolg...

mehr