Gebetsgrotte in Coburger Kapelle in Trockenbauweise

Einen Ort für innere Stille und Einkehr finden Gläubige im Andachtsraum der neu gebauten Kapelle der Coburger Pfarrkirche St. Augustin. Eines der Herzstücke ist die Gebetsgrotte, auch Lourdesgrotte genannt – eine Maßanfertigung des Herstellers Vogl Deckensysteme. Das so genannte Rundkuppel-Tonnengewölbe gilt als Meisterleistung im Trockenbau.

Im März vergangenen Jahres fand die Generalsanierung der Pfarrkirche St. Augustin in Coburg nach Plänen des Würzburger Architekturbüros Brückner & Brückner ihren Abschluss. 27 Monate dauerten die Arbeiten an der im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil erbauten Kirche. „Eines unserer Ziele war es, im Zuge der Neugestaltung und Erweiterung die Baugeschichte der Kirche mit einzubeziehen und damit ihre Eigenständigkeit zu erhalten – das drückt sich in Vielfalt und Einheit aus“, so die Architekten.

Die bestehende Kirche aus Sandstein ist nun mit dem Erweiterungsbau verbunden. Darin befinden sich die Sakristei mit Kapelle und die „Lourdesgrotte“. Sie ist nach dem Vorbild der französischen Grotte mit Marienstatue gestaltet und das Herzstück dieses Bauensembles, das von der Pfarrkirche dorthin verlegt wurde. Die Grotte ist eine dreidimensionale Deckengestaltung in Trockenbauweise – Ergebnis von perfekt aufeinander abgestimmten Komponenten aus Gips und Stahl. Deren Montage verlangt von den Trockenbauern ein Höchstmaß an handwerklichem Geschick.

Per Lkw wurde die Gewölbekonstruktion auf dem Vorplatz der Pfarrkirche angeliefert. Deren Unterkonstruktion besteht aus vielen gebogenen 2 mm beziehungsweise 0,6 mm verzinkten Stahlblechen, die bereits im Werk mit den Viertel- und Halbschalen versandfertig vorbereitet wurden. Dabei wurde schon während des Herstellungsprozesses auf eine absolute Millimetergenauigkeit der erzeugten Stahl­spantenkonstruktion geachtet. Denn im Vergleich zu einer traditionellen CD-Konstruktion war aufgrund der perfekten Geometrie eine fast vierfach schnellere Montage möglich.

Begeistert schildert der zu­ständige Objektberater Armin Götzinger den Zusammenbau: „Das zerlegte Rundkuppel-Ton­nengewölbe musste zu einem kompletten Bausatz zusammengefügt werden.“ Trockenbaufachmann Matthias Lubitz von Plesch & Seidel, der diese Arbeit als sein berufliches Highlight betrachtet, beschreibt es so: „Auf einem Gestell fügten wir alle Komponenten zu einem Ganzen zu­sammen.“ Nicht ganz einfach sei es gewesen, diese stählerne Kon­struktion in eine extrem begrenzte Raumöffnung einzupassen und an der Rohdecke zu befestigen. Anschließend begann das Montieren der Sonderformteile. Dabei musste die vorgefertigte konturgeschnittene Gipskarton-Beplankung auf die Unterkonstruktion aufgebracht werden. „Besonders mit gebogenen oder gerundeten Formteilen wird ein tolles Raumerlebnis erreicht“, sagt Produktmanager Benedikt Roos aus dem Hause Vogl Deckensysteme aus. Nach dem Anbringen der linear und radial gefertigten Gipsformteile und dem Verspachteln erfolgte der letzte Arbeitsschritt: der Farbanstrich.

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