Neubau des „Quartiers 23 – Haus im Stadtpark“ im Lüneburger Hanseviertel

Das „Quartier 23 – Haus im Stadtpark“ in Lüneburg beweist, dass Trockenbau gleichermaßen robust und frei geformt ausgeführt werden kann. Dafür erhielt die Firma Heide - Aktiv – Trockenbau in der Kategorie Wohnen den Weltmeistertitel bei der Saint-Gobain Gypsum International Trophy.

Im markanten Mehrfamilienhaus nach Plänen des Büros q:arc Architektur I Design Jakubeit & Rapp Partner Architekten sind inmitten des Lüneburger Hanseviertels 17 Eigentumswohnungen mit Wohnflächen zwischen 86 und 144 m2 entstanden. „Unser übergeordnetes Ziel war es, ein Gebäude zu entwickeln, das die beiden Aspekte Ökonomie und Ökologie über den gesamten Lebenszyklus des Hauses miteinander vereint“, erklärt Architekt Johannes Jakubeit. „Durch die Verwendung hochwertiger Baustoffe wurde zum einen eine Bausubstanz geschaffen, die entscheidend zum Werterhalt der Immobilie beitragen wird. Zum anderen haben wir auf nachhaltige und zudem auch baubiologisch empfohlene Baustoffe gesetzt, um so für einen möglichst hohen Wohnkomfort zu sorgen. Dieser wird durch eine intelligente Grundrissgestaltung und Erschließung unterstützt.“ 

Ein Treppenhaus wie gemauert

Dieser planerische Ansatz wird bereits in den Treppenhäusern sichtbar. Die Planer entwarfen hierfür eine Wandgestaltung, die den Bewohner über alle Etagen des Gebäudes begleitet. Die Wände bilden geschwungene Treppenwangen und Brüstungen, dienen dabei zugleich als Befestigungselemente für die Handläufe. „Es sollten möglichst schmale Wandkonstruktionen entstehen, die dennoch einen monolithischen und formschönen Eindruck vermitteln“, so Johannes Jakubeit.

Für die Ausführung dieser wichtigen Ausbauelemente fanden die Architekten mit dem Trockenbauprofi Martin Lübbert einen kompetenten Ansprechpartner. „Die Eigenschaften, die die Treppenhauswände aufweisen sollten, standen von Beginn an fest: Als Bauteil in einem stark frequentierten Gebäudebereich ging es natürlich darum, eine gewisse Widerstandskraft gegen Stöße und Schläge einzuplanen. Darüber hinaus mussten die durch den Handlauf übertragenen Kräfte sicher und dauerhaft von der aussteifenden Konstruktion abgetragen werden“, berichtet Martin Lübbert, Geschäftsführer der Heide - Aktiv - Trockenbau GmbH & Co. KG aus Scharnebeck. Zunächst musste hierfür eine stabile Unterkonstruktion geschaffen werden: Die Brüstungen ohne geschwungene Elementführung wurden mit UA-Profilen verstärkt, die mithilfe von UA-Montagesätzen auf den Rohfußboden gedübelt wurden. Anschließend stellten die Trockenbauer zusätzliche CW-Profile ein, um die Achsabstände der gesamten Unterkonstruktion auf maximal 312,5 mm zu reduzieren. Dann setzten sie ein UW-Profil auf die gestellten CW- und UA-Profile und verschraubten alle Profile untereinander.

„Am Beginn und Ende eines jeden Treppenaufgangs ist die Wand C-förmig eingeschnitten. Um diese gerundeten Bereiche der Brüstung nachbilden zu können, haben wir die UW-Profile vor Ort eingeschnitten und gebogen. Da die CW-Profile an diesen Stellen nicht bis zur Decke geführt werden konnten, bilden an der Rohdecke abgehängte Deckenschürzen den oberen Teil der Treppenwand“, so Martin Lübbert.  

Robuste Hybridkonstruktion

Um die verstärkte Unterkonstruktion mit einer nicht minder robusten Bekleidung zu versehen, setzte das Ausbauteam auf eine Hybridkonstruktion. In erster Lage wurden zunächst „Rigips Bauplatten RB“ montiert. Als zweite Lage folgte die massive Trockenbauplatte „Rigips Habito“, die über eine besonders hohe Oberflächenhärte verfügt und sich entsprechend robust gegen Stöße und heftige „Rempler“ zeigt. „Wichtig für uns: An einer herkömmlichen Schraube, die in einer mit ,Rigips Habito’ einlagig beplankten Wand verschraubt ist, halten bis zu 30 Kilogramm Gewicht – perfekte Voraussetzungen für die Montage der Handläufe. Die Treppenläufe wurden mit jeweils zwei Schrauben pro Meter befestigt. Entsprechend wirken die Wände, Laibungen und Treppenläufe wie aus einem Guss“, erklärt Martin Lübbert. Der monolithische Eindruck, der durch die Unterkonstruktion und die robuste Hybridbeplankung entsteht, wird von der hochwertigen Verspachtelung mit „Rigips ProMix Plus“-Feinspachtel­masse unterstrichen. „Wer in der Bauphase nicht vor Ort war, wird die Treppenhauswand schlicht für eine Massivwand halten“, so Martin Lübbert weiter. 

Fließende Formen

Außergewöhnliche Gestaltungsideen prägen auch die Wohnräume. Trennwände sind in unterschiedlichen Freiformen ausgeführt und bieten zum Teil Sitzflächen oder Ablagenischen. Durch sie erhalten viele der 17 Wohnungen einen individuellen Zuschnitt. Die Unterkonstruktionen wurden entsprechend der gewählten Freiform angepasst. Dazu wurden vorgestanzte UW-Profile mit einem reduzierten Ständerabstand von etwa 250 mm eingesetzt. Die teilweise sehr engen Radien von bis zu 400 mm führten die Trockenbauer mit einer dreilagigen Beplankung aus: Die Basis bildet eine Lage aus vor Ort eingeschlitzten „Rigips Bauplatten RB“. Darauf montierten die Mitarbeiter von Heide - Aktiv - Trockenbau zwei Lagen der trocken biegsamen

„Rigips GK Form“ (2 x 6,5 mm). Um eine möglichst hochwertige Q 3-Spachtelung zu erzielen, ersetzten sie die biegsamen Spezialplatten an einigen Stellen durch die Designplatte „Rigips Die Weiße“. Sie verfügt zum einen über einen sehr glatten und hellen Oberflächenkarton. Zum anderen sind ihre Querkanten ab Werk gefast und lassen sich so ohne Bewehrungsstreifen verspachteln, was einen schnelleren Baufortschritt ermöglicht. 

Korrosionsgeschützte Außendecken

Alle nach Westen zum autofreien Hanseplatz ausgerichteten Wohnungen verfügen über Loggien oder Terrassen. Die Decken über diesen Freiflächen sollten ebenfalls komplett in Trockenbauweise erstellt werden, wofür Ausbaupartner Rigips eine statische Vorbemessung der Unterkonstruktion hinsichtlich der Windsoglasten erstellte. Durch eine Gebäudehöhe von weniger als 10 m in der Windlastzone 2 und einem zugrunde gelegten Staudruck von 0,65 kN/m2 ergaben sich daraus Abhänger- und Grundprofilabstände von 500 mm, die Tragprofile wurden in einem Achsabstand von 400 mm montiert.

„Ein entscheidender Punkt bei der Ausführung von Trockenbaukonstruktionen in geschützten Außenbereichen ist das Thema Feuchte- und Korrosionsschutz. Entsprechend haben wir die gesamte Unterkonstruktion komplett mit speziellen Rigips-Profilen der Korrosionsschutzkategorie C3-hoch ausgebildet. Die Beplankung der Außendecken erfolgte dann mit schimmelresistenten Feuchtraumplatten. Verspachtelt wurden die Flächen mit dem hydrophobierten ,Vario H’-Fugenspachtel“, so Martin Lübbert.  

Neben den kreativen Ausbaulösungen, der Brüstungskonstruktionen und Freiformen und einer guten Zusammenarbeit zwischen Architekten und Trockenbauern lobte die Jury der Rigips Trophy an diesem Projekt insbesondere die überzeugende Arbeit im Detail. Geschäftsführer Martin Lübbert und die Mitarbeiter der Heide - Aktiv - Trockenbau haben nachhaltige Wohnräume mit einer stimmigen Gestaltung geschaffen. Darüber hinaus haben sie aus Expertensicht alle wichtigen Details wie zum Beispiel die Integration der Türzargen und die diversen Nischenausbildungen besonders überzeugend ausgeführt. Gleichermaßen beeindruckt zeigten sich die Juroren der Saint-Gobain Gypsum International Trophy, die im April kommenden Jahres verliehen werde soll: Die begehrte Auszeichnung in der Wettbewerbskategorie Wohnbau ging im Rahmen dieser „Weltmeisterschaft“ des Trockenbaus erstmals an ein deutsches Ausbauunternehmen.

 

Autor

Dennis Pietrzyk ist als Fachberater Trockenbau bei der Saint-Gobain Rigips GmbH in Düsseldorf tätig.

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Eigentümer Hanse Immobilien, Lüneburg, www.sparkassen-hanse-immobilien.de 

Planung q:arc Architektur I Design, Jakubeit & Rapp Partner Architekten, Lüneburg,  www.qarc.de 

Ausbauarbeiten Heide - Aktiv - Trockenbau, Scharnebeck, www.heide-aktiv-trockenbau.de 

Fachberatung Trockenbau Dennis Pietrzyk, Saint-Gobain Rigips, Düsseldorf, www.rigips.de

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