Wiederaufbau und Ausbau des Dorfkrugs in Hanstedt zum Geschäfts- und Wohnhaus

Der 2006 abgebrannte Hanstedter „Dorfkrug“ zählt zu den größten Fachwerkhäusern Norddeutschlands. Aus dem wieder aufgebauten Fachwerkgebäude wurde ein Wohn- und Geschäftshaus. Für den Ausbau erhielt die Heide - Aktiv - Trockenbau den 1. Preis in der Kategorie Wohnen bei der 12. Rigips Trophy.

Mit einer Nutzfläche von fast 3400 m2 und einer Straßenfront von rund 35 m Länge gehört auch der „neue“ Dorfkrug in Hanstedt zu den größten Fachwerkhäusern der norddeutschen Region. „Uns war es wichtig, den historischen Charakter des Gebäudes auf solch traditionsreichem Grund wiederherzustellen, im Innern aber gleichzeitig Wohn- und Geschäftsräume entstehen zu lassen, die höchsten Ansprüchen gerecht werden“, erklärt Eigentümer Günther Killer. „Dazu gehören sowohl sichtbare Balkenlagen und eine moderne Haustechnik als auch durchdachte Grundrisskonzepte und hochwertig ausgeführte Trockenbaukonstruktionen.“

Insgesamt 22 elegant ausgebaute Wohnungen sowie ein von einer Bäckerei genutztes Ladenlokal im Erdgeschoss haben im Dorfkrug Platz gefunden. Für den kompletten Innenausbau fand der Eigentümer mit den Trockenbauprofis der Heide - Aktiv - Trockenbau GmbH & Co. KG kompetente Partner. „Zu Baubeginn lag noch kein Leistungsverzeichnis vor und wir haben uns gemeinsam mit dem Eigentümer und dem verantwortlichen Planer die Ausgestaltung der Innenräume Stück für Stück erarbeitet“, erinnert sich Martin Lübbert, Geschäftsführer von Heide - Aktiv - Trockenbau. „Gerade unter brand- und schallschutztechnischen Gesichtspunkten gab es zahlreiche Herausforderungen, für die wir gemeinsam überzeugende Lösungen entwickeln konnten. Insgesamt waren wir rund eineinhalb Jahre im Dorfkrug tätig.“ 

Brandschutzdecke plus freitragende Schallschutzdecke 

Neben der Bäckerei finden sich im Erdgeschoss neun zwischen 38 und 95 m2 große Wohnungen. Die Größe der Wohnungen im Obergeschoss variiert zwischen 51 und 280 m2. Die größte Wohnung (Nr. 14) nutzt den weiträumigen Spitzboden des Gebäudes und wurde als großzügige Maisonette-Wohnung konzipiert. Eine der wichtigsten Fragestellungen ergab sich gleich im Erdgeschoss. Es galt zu überlegen, ob die vorhandene Balkenlage in Kombination mit der vorhandenen Betondecke alle geplanten statischen Lasten abfangen kann oder ob eine komplett neue Stahlbetondecke eingezogen werden sollte. Letzteres hätte zu einer Baukostensteigerung im siebenstelligen Bereich geführt. Deshalb entschied man sich für eine Brandschutzdecke und eine freitragende Schallschutzdecke mit zusätzlicher Sichtdecke in Trockenbauweise.

An der Betondecke montierten die Handwerker zunächst die Unterkonstruktion für eine selbstständige F90-Decke aus Grund- und Tragprofilen. Für die Beplankung mit einem nichtbrennbaren (A1) Material wählte das Ausbauteam die Brandschutzplatte „Rigips Glasroc F“: in der ersten Lage in einer Dicke von 15 mm, in der zweiten Lage mit 20 mm. Stahl- und Holzbauteile im Beplankungsbereich, die nicht der geforderten Feuerwiderstandklasse entsprachen, bekleideten die Trockenbauer ebenfalls mit „Glasroc F“. Der Anschluss an die großen Holzbalken war problemlos möglich, da deren Abbrenndauer auf F90 festgelegt wurde. Insgesamt ertüchtigten die Handwerker im Bereich des Ladenlokals auf diese Weise 400 m2 Deckenfläche brandschutztechnisch.  

Höhere angenommene Zusatzlast sorgte für Spielräume 

Um die Rohdecke nicht mit weiteren Gewichten zu belasten, wurde die nachfolgende Schallschutzdecke als freitragende Konstruktion gemäß dem Rigips System FD22RB mit einer Spannweite bis 3700 mm ausgeführt. Zusätzlich stellten die Trockenbauer noch Einzelprofile ein, um die Tragfähigkeit zu erhöhen. „Zwischen den Profilen haben wir eine 120 mm dicke nichtbrennbare Mineralwolle-Dämmung aus ,Isover Ultimate‘ eingebracht. Die Beplankung erfolgte zweilagig mit der Schallschutzplatte ,Die Blaue“ von Rigips. Da unterhalb der freitragenden Decke eine Metallraster-Sichtdecke beziehungsweise ein Gipsdeckensegel montiert werden sollte, haben die Techniker bei Rigips ergänzende Berechnungen zur Tragfähigkeit durchgeführt. Die Zusatzlast für die Rasterdecke belief sich auf 12,3 kg/m2. Um genügend Spielraum etwa für die Anbringung von Deckenleuchten zu haben, wurde die Berechnung mit einer angenommenen Zusatzlast von 20 kg/m2 vorgenommen“, erklärt Martin Lübbert.

Da die Bäckereifiliale neben einem Verkaufsraum auch über einen größeren Café- und Aufenthaltsbereich verfügen sollte, realisierten die Trockenbauprofis eine Reihe weiterer Ausbauideen. So erhielten die späteren Sitzbereiche beispielsweise eine optische Trennung durch eine nichtraumhohe Trennwand. Zur Verstärkung dieser Wände montierten die Trockenbauer einen Rahmen aus UA-Profilen und beplankten die gesamte Unterkonstruktion anschließend mit einer Lage „Rigips Bauplatten RB“ und einer zweiten Lage mit „Rigips Die Weiße“. „Diese ,Q3-Platte‘ – wie sie von uns auch schlicht genannt wird – verfügt unter anderem über einen sehr hellen Oberflächenkarton sowie über abgeflachte Kanten an allen vier Seiten. Sie erleichtert damit die Erstellung besonders glatter Oberflächen. Deshalb kamen die Platten zum Beispiel auch bei der Erstellung des großen Deckensegels zum Einsatz, das formfolgend über dem runden Verkaufstresen an der freitragenden Schallschutzdecke montiert wurde“, sagt Martin Lübbert. 

Feuchteschutz von innen 

Wie jede Fachwerkfassade sind auch die aufwändig und mit viel Liebe zum Detail ausgeführten Außenwände des neuen Dorfkrugs nicht zu einhundert Prozent schlagregendicht. Um für einen zusätzlichen Feuchteschutz zu sorgen, entschieden sich Martin Lübbert und sein Team dazu, die innenseitige Bekleidung der Außenwände auf der Schlagregenseite mit der speziellen, schimmelresistenten Feuchtraumplatte „Rigips Glasroc X“ auszuführen. Dafür wurden die Platten mit Rifix Ansetzbinder auf Zementbasis gemäß System WB01GX des Herstellers im Punkt-Wulst-Verfahren verklebt. An allen Außenwänden, die sich nicht auf der Schlagregenseite befinden, montierten die Handwerker eine direktbefestigte Vorsatzschale mit Holzunterkonstruktion, Klimamembran und einer Beplankung aus „Bauplatten RB“.

Sämtliche Trennwände sowohl zwischen der Bäckerei und den angrenzenden Wohnungen als auch zwischen allen anderen Wohnungen wurden als hochschalldämmende Doppeltständerwände in F90 (Rigips System MW22BF) mit einer 2 x 80 mm Mineralwolleinlage aus „Isover Akustic TP 1“ ausgeführt. Die Beplankung erfolgte hierbei beidseitig zweilagig mit 2 x 12,5 mm „Die Blaue RF“. Auf diese Weise wird ein Schalldämmmaß von Rw 71 dB erreicht. 

Holzbalkendecke und Dachschrägen in F60 

Alle Wohnungen wurden nach modernsten Maßstäben ausgebaut. Exemplarisch erläutert Martin Lübbert die Arbeiten anhand von Wohnung 14, die sich auf 280 m2 über das Obergeschoss und den Spitzboden erstreckt: „Auch dort stand zunächst der Brandschutz im Fokus. Alle statisch relevanten Stahlbauteile, die die Holzbalkendecke über dem Obergeschoss stützen, haben wir mit ,Glasroc F‘ in F90 eingehaust. An die eigentliche Holzbalkendecke, die Dachschrägen, die Decke im Spitzboden sowie an die Holzfußböden bestand eine F60-Brandschutzanforderung.“ Aufgrund einer vorhandenen oberseitigen Holzverschalung der Zwischenbalkendecke sowie einer verschalten Dachschrägenfläche (Harzer Dach) konnten die F60-Decke und F60-Dachschrägenbeplankung mit 2 x 12,5 mm „Rigips Feuerschutzplatten RF“ ausgeführt werden. Die Zwischenbalkendecke wurde vor Montage der Brandschutzbeplankung in kompletter Balkenstärke mit nichtbrennbarer Mineralwolle („Ultimate“) gefüllt. Die Verspachtelung erfolgte mit der Fertigspachtelmasse „ProMix Plus“ in Q3.

„In den Bereichen des Treppenaufgangs zum Spitzboden konnte die Deckenbeplankung problemlos an die Holzbalken angeschlossen werden, da diese – wie im Erdgeschoss – mit einer Abbrenndauer von 90 Minuten klassifiziert wurden. Auch die Wohnungstrennwände konnten daher einfach an die Balken angeschlossen beziehungsweise von oben auf die Balken gestellt werden“, erklärt Martin Lübbert. Für die zweite Beplankungslage der Dachschrägen im Spitzboden wählte das Ausbauteam „Die Weiße“ in der Ausführung als Feuerschutzplatte. „Dort gab es viele kleinere und recht verwinkelte Flächen, die wir mit dieser Platte wesentlich schneller und einfacher in Q3 ausführen konnten.“

Eine Mischkonstruktion findet sich im Badezimmer: Um eine Ganzglasdusche sicher befestigen zu können, montierten die Handwerker an der Dachschräge eine zusätzliche Holzwerkstoffplatte. Ebenfalls im Duschbereich errichtete das Ausbauteam eine Holztragkonstruktion, die später einen großen, fast raumhohen Spiegel tragen sollte, der gleichzeitig als Heizung dient. Die Beplankung aller weiteren Dachschrägen in diesem Bereich führten die Trockenbauer gemäß dem System DA41RF des Herstellers mit einer Lage „Feuerschutzplatten RF“ und in der zweiten Lage mit „Feuerschutzplatten imprägniert RFI“ aus.  

Estrichelemente sorgen für besseren Trittschallschutz 

„Die Holzfußböden haben wir mit 20 mm dicken ,Rigidur‘-Estrichelementen und einer zusätzlichen Lage aus 10 mm dicken ,Rigidur-H-Gipsfaserplatten‘ zur besseren Lastverteilung belegt. Aufgrund der so eingebrachten Masse konnte zum einen der Trittschall vermindert und gleichzeitig die Feuerwiderstandsklasse F 60 von oben erreicht werden. Teilbereiche, in denen Rohrleitungen verliefen, wurden zusätzlich mit ,Rigidur‘-Ausgleichsschüttung versehen. Infolge des Bauablaufs mussten die Wände bereits vor dem Trockenestrich auf den Holzfußboden gestellt werden. Sie wurden deshalb mit einem Randstreifen aus nichtbrennbarer Mineralwolle versehen.“ Die Auslaibungen aller Deckendurchführungen für Leitungs- und Lüftungsanlagen bildeten die Handwerker mit 2 x 20 mm „Glasroc F“ Platten aus. Kabelleitungen, die an den äußeren Massivwänden durch die Geschosse geführt werden, realisierten die Trockenbauer in Form eines Gipsriegelkanals ebenfalls mit „Glasroc F“.

Bei allen brand- und schallschutztechnischen Herausforderungen verlor das Team um Martin Lübbert nie das Ziel aus den Augen, Wohnräume zu schaffen, die auch unter optischen Gesichtspunkten zu überzeugen wissen. Viele Ausbauideen wie abgerundete Wandbereiche, die gelungene Integration der massiven Holztragwerke oder die elegant gestalteten Treppenhäuser, über die alle Wohnungen erschlossen werden, sorgen im Dorfkrug für ein angenehmes Wohnambiente.  

Fazit 

Vom Endergebnis ist insbesondere Bauherr Günther Killer mehr als überzeugt: „Unser Ziel war es, an dieser historischen Stelle in Hanstedt ein architektonisches Kleinod zu schaffen. Gemeinsam mit dem verantwortlichen Architekten Jörg Kröger und dem engagierten Team der Heide - Aktiv - Trockenbau haben wir dieses Ziel eindeutig erreicht. Sowohl die Hausbewohner als auch die Gäste der Bäckerei spüren die einzigartige Kombination aus modernem Aufenthaltskomfort und rustikalem Fachwerkcharme“, lautet das positive Fazit des Bauherrn. Ganz ähnlich sahen es auch die Juroren der 12. Rigips Trophy, die den Dorfkrug als architektonisches „Schmuckstück“ erachteten und Martin Lübbert und sein Trockenbauteam zu den Siegern in der Wettbewerbskategorie Wohnbau wählten. 

 

Autor

Dennis Pietrzyk ist als Fachberater Trockenbau bei der Saint-Gobain Rigips GmbH in Düsseldorf tätig.

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Bauherr Killer Grundstück Hanstedt GbR, Hanstedt 

Planung Kröger Architektur, Winsen / Luhe, www.kroeger-architektur.de 

Ausbauarbeiten Heide - Aktiv - Trockenbau, Scharnebeck, www.heide-aktiv-trockenbau.de 

Fachberatung Trockenbausysteme Dennis Pietrzyk, Saint-Gobain Rigips, Düsseldorf, www.rigips.de

 

 

Herstellerindex (Auswahl)

 

Trockenbauplatten Saint-Gobain Rigips, Düsseldorf, www.rigips.de 

Mineralwolledämmung Saint-Gobain Isover G+H, Ludwigshafen, www.isover.de

Weitere Informationen zu den Unternehmen
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