Einrüstung der Bandbrücke der Zeche Zollverein in Essen
Im Gerüstbau sind Kulturdenkmäler einerseits herausfordernd, andererseits lassen sie nahezu jedes Gerüstbauer-Herz höherschlagen. Ein prominentes Beispiel für den Einsatz moderner Systemlösungen im Gerüstbau ist die Einrüstung der Bandbrücke der Zeche Zollverein in Essen.
Zwei Peri- Baukästen – „Peri Up” und „Variokit” – bilden die Basis für die Gerüstkonstruktion
Foto: Peri Deutschland
Die industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet ist weltweit einzigartig. Und mittendrin die als „schönste Zeche der Welt“ geltende Zeche Zollverein in Essen. Als Meisterwerk der Bergwerkarchitektur und komplett erhaltenes Gesamtkunstwerk gehört sie und die unmittelbar benachbarte Kokerei seit 2001 zum UNESCO-Welterbe. Gigantische Maschinen, Transportbänder, Förderwagen, Bunker und Trichter der einst größten und leistungsstärksten Steinkohlenzeche der Welt stehen für eine bewegte und bewegende Industriegeschichte. Dort, wo bis 1986 jeden Tag bis zu 12000 Tonnen Kohle am Tag gefördert, aufbereitet und schließlich zu Koks veredelt wurden, zieht heute das Gelände mit der außergewöhnlichen Kulisse jährlich rund 1,5 Millionen Besucher in ihren Bann.
Als Kultur- und Welterbe-Gut ist natürlich auch eine stetige Erhaltung und Restaurierung notwendig, die in Abstimmung mit den regionalen und lokalen Denkmalbehörden auch eine verantwortungsvolle Umnutzung der Gebäude und Anlagen für Kultur, Design, Unterhaltung und Tourismus einschließt. Unter den vielen Gebäuden und Anlagen, die heute im Rahmen von Führungen durch den Denkmalpfad Zollverein besichtigt sowie als Ausstellungs- und Veranstaltungshallen genutzt werden können, befindet sich auch die imposante Mischanlage der Kokerei mit ihrer nordöstlich angeschlossenen, 120 m langen und 30 m hohen Bandbrücke.
Gerüstlösung für Bandbrückensanierung
Deren aktuelle Einrüstung weist unmissverständlich darauf hin: Seit Oktober 2023 wird die Bandbrücke samt ihrer drei Stahlfachwerkstützen aufwendig saniert. Lindner Gerüstbau aus Krieschow errichtete hierfür eine projektspezifisch angepasste Gerüstkonstruktion auf Basis der beiden Peri-Baukastensysteme: „Peri Up“ und „Variokit“ – vereint im so genannten „Superbaukasten“. Denn die Systembauteile des Gerüst- und des Ingenieurbaukastens basieren auf einem metrischen Grundraster und lassen sich, auch aufgrund standardisierter Verbindungsmittel, nahezu unbegrenzt miteinander kombinieren.
Weit gespannte Überbrückungen
Mit bis zu 26,50 m überspannen „Variokit”-Fachwerkträger das Gelände zwischen den Stahlstützen
Foto: Peri Deutschland
Blickfang und gerüsttechnisches Highlight sind die derzeit drei Überbrückungskonstruktionen mit den in Peri-Rot gepulverten „Variokit“-Fachwerkträgern. Mit zweimal 26,50 m und einmal 11,00 m Spannweite überspannen sie in 6,50 m bis 13,00 m Höhe das Gelände zwischen den Stahlstützen und tragen das für die Brückensanierung notwendige Arbeits- und Schutzgerüst. Im Laufe der Sanierungsarbeiten wird die „Peri Up“-Gerüstkonstruktion dann noch bis zur Mischanlage ergänzt – ebenfalls aufgeständert auf einer weit gespannten „Variokit“ Überbrückung in luftiger Höhe.
Hohes Einsparungspotenzial
Das gemeinsam von Peri und Lindner geplante Gerüstkonzept schafft einerseits Platz unterhalb der Bandbrücken, beispielsweise für ein querendes Eisenbahngleis und die Ringpromenade, andererseits sorgt die Gerüst- und Überbrückungslösung für ein hohes Einsparungspotenzial. Allein mithilfe der drei anfänglichen Überbrückungen konnten knapp 9000 m³ Gerüstmaterial im Vergleich zu einer räumlichen Einrüstung eingespart werden. Mit 9000 m³ weniger Vorhaltemenge, Montagezeit und Transportkosten erwies sich die Lösung von Peri und Lindner als wirtschaftlichste Variante. Denn die Montage der „Variokit“-Überbrückungskonstruktion ist einfach, schnell und auch sicher: Die auf Bodenniveau ausgeführte Trägermontage nahm nur 1 Woche Zeit in Anspruch, dann ließen sich die insgesamt sechs fertig montierten Trägersegmente innerhalb von nur einem halben Tag mit einem Mobilkran in die endgültige Position einheben.
Metrisch flexibel
Das metrische Gerüstraster schafft die notwendige Flexibilität
Foto: Peri Deutschland
Das metrische Gerüstraster macht „Peri Up“ nicht nur kompatibel mit dem „Variokit“-Ingenieurbaukasten, es schafft auch die notwendige Flexibilität, um sich weitestgehend ohne aufwendige Rohr-Kupplungskonstruktionen eng an die vorhandene Bauwerks- und Anlagenstruktur anschmiegen zu können. Die nahezu ausschließliche Verwendung von Systembauteilen spart dabei wertvolle Montagezeit und schafft gleichzeitig ebene Arbeitsflächen ohne gefährliche Stolperstellen. Darüber hinaus konnten in Essen im Bereich der Überbrückungsauflager die Gerüststiele im 25-cm-Raster lastabhängig gebündelt und damit das Tragsystem übergangslos in das Arbeitsgerüst integriert werden.
Andreas Tausend ist Marketing-Spezialist Fotografie und PR bei Peri in Weißenhorn.